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       # taz.de -- Spielfilm „Batman v Superman“: Ach Jungs, vertragt euch doch
       
       > Effekt jagt Effekt. Batman haut Superman. Aliens wollen die totale
       > Zerstörung. „Batman v Superman“ ist ein Actionspektakel – flach und
       > krude.
       
   IMG Bild: Wer als erstes blinzelt ... klärt sich erst am Filmende
       
       Die BürgerInnen von Metropolis sind Kummer gewohnt. Ihre Stadt wurde immer
       wieder zerbombt, von Außerirdischen zerschossen, von „Villains“ in Schutt
       und Asche gelegt. Fast stoisch schauen sie darum am Anfang von [1][“Batman
       v Superman“] zu, wie ein Raumschiff, das anstrebt, was die Bösen im
       DC-Comicuniversum meist anstreben: die totale Zerstörung. Und erleben, wie
       Superman, das Alien mit dem Laserblick, das sein Herz Louis Lane und der
       Rettung der Menschheit verschrieben hat, ihnen aus der großformatigen
       Patsche zu helfen sucht.
       
       Doch Metropolis pflegt eine Städtepartnerschaft: Auch Gotham City ist
       architektonisch megaloman. Und auch Gotham beherbergt einen geflügelten
       Rächer. Gothams own Batman, dem Ben Affleck in Zack Snyders lang erwartetem
       Superspektakel sein Gesicht leiht, ist seit 1986, als Frank Miller die
       traumatisierte Fledermaus reformierte, die interessanteste DC-Figur. Er
       leidet, er zweifelt, seine gebellten Befehle sind legendär kurz und werden
       von einem Kehlkopfmikro noch tiefer gepitcht.
       
       Das Aufeinandertreffen der beiden, des sonnigen Superman und des brummigen
       Batman, platzieren die Drehbuchautoren David S. Goyer und Chris Terrio bei
       einem Empfang von Lex Luthor, Supermans Erzfeind. Der irre Wissenschaftler,
       den Jesse Eisenberg so lustvoll exaltiert spielt, dass er sich der
       Anerkennung sämtlicher Nerds sicher sein kann, stellt sie vor.
       
       Weil sie in Zivil sind und vor allem Superman/Clark Kent auch im Jahr 2016
       nur eine Fensterglasbrille zur Typveränderung braucht, erkennen sie sich
       nicht: „Ich habe schlechte Erfahrungen mit Kerlen, die sich wie Clowns
       anziehen“, sagt Bruce Wayne (Batman), als die Rede auf Superman kommt. Der
       ist not amused.
       
       ## Affleck bleckt ordentlich die Zähne
       
       Dabei ist das fast schon der beste Witz in diesem überfrachteten,
       humorfreien, grenzenlosen Apokalypse-Reiter, dessen Story alles auffährt,
       aber nichts einhält: Nach dem Hadern der Öffentlichkeit mit Sinn und Zweck
       von Helden in Strumpfhosen werden sich die beiden spinnefeind. 120
       gekämpfte Minuten später vertragen sie sich in letzter Sekunde – allein
       weil sie feststellen, dass ihre Mütter die gleichen Vornamen tragen. Danach
       geht es noch eine halbe Stunde weiter, kryptonisches Monster haut Stadt,
       Helden hauen Monster. Visuell macht dieser Film alles möglich. Und das ist
       seine Krux: Wenn alles möglich ist, ist auch alles egal.
       
       Keine Frage, „Batman v Superman“ ist unglaubliches Zinnober. Er löst ein,
       was man sich an Effekt, Sound und Speed nur wünschen kann. Alien, Mad Max
       und frühere DC-Verfilmungen, von Richard Lesters „Superman 3“ bis zu Chris
       Nolans düsteren Visionen, werden zitiert. Zudem taucht noch Wonder Woman
       auf, tiaratragende Quotenheldin, und hilft den Jungs.
       
       Dennoch bleiben die Helden flach – obwohl Henry Cavill sich Mühe gibt, den
       Grundkonflikt der kruden Story, der mit einem Vertrauensverlust gegenüber
       dem gottähnlichen Außerirdischen zusammenhängt, überzeugend darzustellen.
       Und Affleck bleckt ordentlich die Zähne. Mehr geht im klobigen
       Ganzkörperanzug eh nicht.
       
       23 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=_sdPVZSBSDc
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jenni Zylka
       
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