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       # taz.de -- Boulevard der Besten: Ann Christine Jansson
       
       Hej, hej, dieses locker hingeworfene schwedische Hallo brachte Ann
       Christine jedem in der taz bei. Sie kam vor über 30 Jahren als Fotografin
       und wurde für Jahrzehnte unsere Kollegin in der Fotoredaktion, wenn sie
       nicht gerade in eines ihrer Projekte verschwand, aus denen sie dann froh
       und erschöpft irgendwann wieder auftauchte. Ein Projekt, eine Galerie, eine
       Ausstellung , die immer das Ergebnis ihrer Fotografiekurse markierten.
       Vieles davon floss in Bildern in die taz zurück. In einem enthusiastischen
       Feldzug hat sie dann geduldig versucht, die Bilder für die eher
       buchstabengläubige Textkollegen so in Worte zu übersetzen, dass diese sie
       verstehen. Mit sicherem Blick, geschult in Fotografie bei ihrem
       schwedischen Meister, der Fotografenikone Christer Strömholm, hatte sie
       noch ein Studium der Kunstgeschichte und Soziologie im Gepäck. 2003
       kuratierte sie Strömholm in einer beeindruckenden Ausstellung im
       Willy-Brandt- Haus und machte den schwedischen Fotografen einer großen
       Öffentlichkeit bekannt.
       
       Aus ihrer linken Gesinnung machte sie keinen Hehl, war jedoch dabei immer
       angenehm frei von deutscher Verbissenheit. Es mag ein Vorteil gewesen sein,
       dass sie als kleine Schwedin bei ihren häufigen Grenzübertritten in die DDR
       nicht so ernst genommen wurde. Furchtlos schmuggelte sie Material für die
       ihr nahestehende Umweltbewegung. Mit ihrem Blick bannte sie steife
       Volkspolizisten ebenso wie die nackten Freaks der „TUWAT“-Bewegung auf
       Film. Ihre Augen und Ohren sind bis heute überall und bei Armen und
       Ausgegrenzten ebenso wie bei charismatische Promis. Als Fotoreporterin
       kennt sie die harten Arbeitsbedingungen, das schwere Equipment, die
       Konkurrenz um den guten Aufnahme-Standort. Wenn freie Fotografen der taz
       Arbeiten anboten, lag dieses Wissen ihren Bewertungen zugrunde, die niemals
       Verurteilungen waren.
       
       Ann Christine hat nicht nur das Handwerk erklären können, sondern alle zu
       eigenwilligen und persönlichen Interpretationen ermutigt. Sie hat einen
       Blick für Talente und Talent für generationenübergreifende Zusammenarbeit.
       Respekt, Frau Jansson. Mit 65 will sie jetzt etwas kürzer treten. Petra
       Schrott
       
       Petra Schrott leitet die Fotoredaktion der taz.
       
       26 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Petra Schrott
       
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