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       # taz.de -- Geldwäscheskandal in der Türkei: Erdoğans Schützling verhaftet
       
       > Reza Zarrab, Drahtzieher der größten Korruptionsaffäre der Türkei, steht
       > bald in den USA vor Gericht. Das könnte auch Erdoğan schwer belasten.
       
   IMG Bild: Erdoğan reist bald selbst in die USA. Obama will ihn aber nicht empfangen. Womöglich wegen der Korruptionsaffäre
       
       ISTANBUL taz | Die türkische Opposition hat einen neuen Star. Sein Name ist
       Preet Bharara, ein bekannter Anti-Mafia-Staatsanwalt in den USA. Bharara,
       ein indischstämmiger Amerikaner, leitet in New York ein
       Ermittlungsverfahren gegen einen Türken iranischer Herkunft, der vor einer
       Woche in Miami verhaftet wurde. Sein Name ist Reza Zarrab.
       
       [1][Er ist eine der Schlüsselfiguren im größten Korruptionsskandal der
       Türkei], der Ende 2013/Anfang 2014 aufflog und den damaligen
       Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan fast das Amt gekostet hätte. Erdoğan
       konnte sich nur retten, indem er die Korruptionsaffäre zu einem verdeckten
       Putschversuch erklärte und alle Staatsanwälte und Richter, die damit
       befasst waren, zunächst versetzen und später aus dem Amt entfernen ließ.
       Zwei Minister, die in den Skandal verstrickt waren, mussten gehen. Erdoğan
       verhinderte alle weiteren Ermittlungen und sorgte dafür, dass das Verfahren
       eingestellt wurde.
       
       Reza Zarrab war nach Informationen der damaligen türkischen Ermittler eine
       Spinne im Korruptionsnetz, die Millionen Dollar verschoben und etliche
       Minister und Weggefährten Erdoğans bestochen haben soll. In den Fokus der
       US-Justiz geriet Zarrab, weil die Amerikaner den begründeten Verdacht
       haben, dass Zarrab von der Türkei aus mit illegalen Geschäften die
       UN-Sanktionen gegen den Iran umging. Mithilfe der staatlichen türkischen
       Halk-Bank soll er hohe Millionensummen für die Regierung unter Präsident
       Mahmud Ahmadinedschad gewaschen und als Gold wieder in den Iran
       transferiert haben.
       
       Als er vergangene Woche mit seiner Familie von Istanbul aus nach Miami
       flog, wurde er am Flughafen verhaftet. Eine Haftverschonung auf Kaution
       lehnte der zuständige Haftrichter ab. Am 4. April ist nun sein erster
       öffentlicher Gerichtstermin. Der ermittelnde Staatsanwalt Bharara soll seit
       Monaten Material gegen Zarrab zusammengetragen haben und konnte dem
       Haftrichter gleich ein fertiges Dossier präsentieren.
       
       Beobachter in der Türkei gehen davon aus, dass das Verfahren gegen Zarrab
       zu einer ernsten Bedrohung für den heutigen Staatspräsidenten Erdoğan
       werden kann, falls der in der Türkei eingebürgerte Iraner auspackt. Auf
       [2][Twitter] schnellte die Zahl der Follower von Bharara in wenigen Tagen
       von 5.000 auf 250.000 hoch.
       
       ## Erdoğan will Obama treffen
       
       Die staatlichen Banken in der Türkei unterstehen direkt der Regierung.
       Daher liegt es nahe, dass die Halk-Bank die illegalen Geschäfte Zarrabs nur
       mit Wissen und Zustimmung des damaligen Ministerpräsidenten Erdoğan
       durchgeführt haben kann. Dabei fielen für die türkischen Verantwortlichen
       hohe Provisionen ab. Im Internet war damals ein Video zu sehen, auf dem
       Ermittler in der Wohnung des Chefs der Halk-Bank ganze Kartons voller
       Dollars konfiszierten.
       
       Erdoğan wird diesen Mittwoch in die USA reisen. Er will dort ein neues
       muslimisches Kulturzentrum einweihen und sich mit US-Investoren treffen,
       die er für ein Engagement in der Türkei gewinnen will. Vor allem aber
       möchte er Präsident Barack Obama treffen. Doch der hat, wie Sonntagnacht
       bekannt wurde, ein Treffen mit Erdoğan abgelehnt. Ob die Korruptionsaffäre
       ein Grund dafür ist, wurde offiziell nicht bekannt.
       
       29 Mar 2016
       
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