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       # taz.de -- Kommentar Militarisierung der Polizei: Task Force löst kein Drogenproblem
       
       > Die Polizei gibt den Druck nach unten weiter: An die mutmaßlichen Dealer,
       > die sich nicht wehren können, weil sie als Illegalisierte keine Stimme
       > haben.
       
   IMG Bild: Soll „clean“ werden: Die Polizei will auf St. Pauli gegen Drogen vorgehen
       
       HAMBURG taz | St. Pauli hat ein Drogenproblem – das bestreitet wohl
       niemand, der ab und zu durch die Talstraße oder die Seilerstraße läuft, wo
       Crack-Junkies wie Gespenster herumschlurfen oder hoffnungslos in
       Hauseingängen kauern. Von den Massen an Alkohol, die am Wochenende von
       wilden Horden internationaler TouristInnen und HamburgerInnen getrunken und
       ausgekotzt werden, ganz zu schweigen. Das wird im Sommer wieder schlimmer
       und darüber beschweren sich AnwohnerInnen seit Jahren vergeblich.
       
       Und dann gibt es noch das Problem mit den Dealern: Dass sie den dreckigen
       Job machen müssen, den Feierwütigen Drogen zu verkaufen, weil die Nachfrage
       eben da ist und sie ohnehin keiner legalen Arbeit nachgehen dürfen.
       
       Nur wird die Task Force diese Probleme nicht lösen. Sie zeigt lediglich,
       wie hilflos die Polizei ist. Irgendwas soll sie machen, oder will sie
       machen, damit der Eindruck entsteht, sie habe irgend etwas gemacht, um das
       Problem in den Griff zu bekommen. Damit gibt sie den Druck nach unten
       weiter: An die mutmaßlichen Dealer, die sich nicht wehren können, weil sie
       als Illegalisierte keine Stimme in der Gesellschaft haben. Was das
       bedeutet, hat sich im vergangenen Monat gezeigt: Einer von ihnen hat sich
       bereits umgebracht. Sein Suizid ist die tödliche Folge einer asozialen
       Politik.
       
       Die Frage ist, ob sich die Situation überhaupt noch zuspitzen kann: Wenn
       die Polizei vor Privatgrundstücken nicht zurückschreckt, wenn sie
       Wohnhäuser belagert, angeblich um Dealer zu observieren – und ihr selbst
       nach dem Tod eines dieser Gehetzten nichts besseres, ja: nichts anderes
       einfällt als Aufrüstung: Wie weit kann, wie weit soll die Situation noch
       eskalieren?
       
       18 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Schipkowski
       
       ## TAGS
       
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