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       # taz.de -- Mutmaßlicher Täter der Pariser Anschläge: Abdeslam plante weiteres Attentat
       
       > Der gefasste Islamist hatte sich ein Netzwerk mit Brüssel als Zentrum
       > aufgebaut, so Belgiens Außenminister. Gegen eine Auslieferung nach
       > Frankreich wehrt sich Abdeslam.
       
   IMG Bild: Höchste Sicherheitsstufe im Gefängnis von Brügge, in das Salah Abdeslam gebracht wurde
       
       Brüssel afp | Der mutmaßliche Mittäter der Pariser Anschläge, Salah
       Abdeslam, hatte offenbar auch einen Anschlag in Brüssel geplant. Abdeslam
       habe in ersten Vernehmungen am Samstag ausgesagt, er sei „bereit“ gewesen,
       „etwas in Brüssel zu tun“, sagte der belgische Außenminister Didier
       Reynders am Sonntag. Zuvor hatte die französische Staatsanwaltschaft
       Erkenntnisse zu Abdeslams „zentraler Rolle“ bei den Pariser Attentaten vom
       13. November bekanntgegeben.
       
       Reynders bestätigte Angaben des Pariser Staatsanwalts François Molins zu
       den Befragungen Abdeslams durch belgische Ermittler. Der 26-Jährige habe
       unter anderem ausgesagt, dass er vorgehabt habe, sich beim Länderspiel
       Deutschland gegen Frankreich im Fußballstadion Stade de France in die Luft
       zu sprengen. In der letzten Minute habe er es sich aber anders überlegt,
       sagte Molins am Samstag.
       
       Reynders äußerte sich bei einer Veranstaltung der US-Stiftung German
       Marshall Fund in Brüssel. Die Aussage Abdeslams „könnte die Wahrheit sein,
       denn wir haben bei den ersten Ermittlungen viele Waffen gefunden, schwere
       Waffen und ein neues Netzwerk um ihn herum in Brüssel“, sagte Reynders der
       Stiftung zufolge.
       
       Abdeslams Anwalt Sven Mary will am Montag Klage gegen die Pariser
       Staatsanwaltschaft wegen der Preisgabe vertraulicher Informationen
       einreichen und zudem die Auslieferung seines Mandanten an Frankreich
       verhindern. Staatsanwalt Molins habe mit Äußerungen während seiner
       Pressekonferenz am Samstag „das Ermittlungsgeheimnis verletzt“, sagte Mary
       belgischen Medien. Deshalb werde er klagen.
       
       Die französische Strafprozessordnung sieht für bestimmte Fälle Ausnahmen
       vom Ermittlungsgeheimnis vor. So heißt es in Artikel 11, der
       Oberstaatsanwalt könne „objektive Elemente“ aus dem Verfahren öffentlich
       machen – ohne die Stichhaltigkeit der gegen die Beschuldigten erhobenen
       Vorwürfe zu beurteilen.
       
       ## Bombenmaterial besorgt
       
       Zudem mietete Abdeslam demnach zwei Autos, eines für die Attentäter am
       Stade de France und eines für das Kommando im Konzertsaal Bataclan. Zehn
       Tage nach den Anschlägen mit 130 Toten war im Vorort Montrouge südlich von
       Paris ein Sprengstoffgürtel gefunden worden. Offenbar hatte Abdeslam ihn
       dort abgelegt.
       
       Der in Belgien aufgewachsene Franzose schleuste Molins zufolge außerdem
       Dschihadisten nach Europa und besorgte Bombenmaterial. Am 3. Oktober war er
       demnach in Ulm mit einem Komplizen unterwegs, der am Freitag bei dem
       Einsatz in Brüssel-Molenbeek ebenfalls gefasst worden sei.
       
       Der Südwestrundfunk berichtete dazu unter Berufung auf polizeiliche
       Ermittlungen, Abdeslam könnte in Ulm drei Männer, die sich als Syrer
       ausgegeben hatten, aus einer Flüchtlingsunterkunft abgeholt haben. Die drei
       Männer fehlten dort seither.
       
       Gegen Abdeslam wurde am Samstag in Brüssel offiziell ein
       Ermittlungsverfahren wegen Terrorvergehen eingeleitet. Anschließend wurde
       er in ein Hochsicherheitsgefängnis in Brügge gebracht.
       
       Nun wird noch nach zwei Verdächtigen gefahndet, die an den Anschlägen
       beteiligt gewesen sein sollen. Die internationale Polizeibehörde Interpol
       rief alle Mitgliedsländer zu erhöhter Wachsamkeit bei Grenzkontrollen auf.
       Frankreich entsandte zusätzlich 5000 Polizisten an seine Grenzen, wie
       Innenminister Bernard Cazeneuve mitteilte.
       
       Unterdessen wurde der am Mittwoch festgenommene mutmaßliche französische
       Dschihadist Youssef Ettaoujar beschuldigt, einen Angriff in Frankreich
       geplant zu haben. Die Richter ordneten deswegen seinen Verbleib in der Haft
       an. Im März 2014 war Ettaoujar wegen des Versuchs, sich in Syrien
       Dschihadisten anzuschließen, zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im
       vergangenen Oktober kam er auf freien Fuß, befand sich nach den Pariser
       Anschlägen aufgrund des danach verhängten Ausnahmezustands aber im
       Hausarrest.
       
       21 Mar 2016
       
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