# taz.de -- Nachfolge von Ban Ki-Moon: Feministische Bewerberin
> Neuseelands Expremierministerin Helen Clark will als erste Frau die UN
> leiten. Damit könnte sie auch ein Vorbild für andere Frauen sein.
IMG Bild: Neuseelands frühere Premierministerin Helen Clark leitet zur Zeit das UN-Entwicklungsprogramm
CANBERRA taz | „Es ist nicht in meiner Natur, nachzugeben“, soll Helen
Clark einmal gesagt haben. In den neun Jahren als sozialdemokratische
Regierungschefin von Neuseeland hat sie unzählige Male bewiesen, weshalb
man sie auch als „Margaret Thatcher des Pazifiks‘“ bezeichnet hatte.
Dabei ist die heute 66-jährige Chefin des UN-Entwicklungshilfeprogramms
UNDP das pure Gegenteil ihrer verstorbenen ehemaligen britischen
Amtskollegin: eine Humanistin, die in ihrem Amt sozialer Gerechtigkeit und
dem Umweltschutz großes Gewicht einräumte.
Clark führte in Neuseeland zinsfreie Darlehen für Studenten, den
Emissionshandel sowie bezahlten Mutterschaftsurlaub ein. Gleichzeitig war
sie wirtschaftlich pragmatisch, setzte sich für individuelle und
unternehmerische Freiheit ein und unterzeichnete mehrere bilaterale
Handelsabkommen.
Jetzt will Clark an die Spitze der Vereinten Nationen und damit im Dezember
Nachfolgerin von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon werden. Das wäre der
Gipfel. Für eine Frau, die ihn zeit ihres Lebens im Blickfeld hatte und für
alle Frauen dieselben Chancen und Möglichkeiten forderte.
## „Viel geschlechtsspezifische Kritik“
Seit ihrer Schulzeit ist Clark mindestens so sehr Feministin wie
Politikerin. Die Motivation war nicht zuletzt eine Folge ihrer persönlichen
Erfahrung als junge Frau, die nicht unbedingt einem Schönheitsideal
entsprach: „Es gab viel geschlechtsspezifische Kritik“, klagte sie einmal,
„wie ‚deine Stimme ist zu tief‘ oder ,deine Zähne sind schief‘ “.
Clark beschloss früh, solche Bemerkungen zu ignorieren, und ging auf
Angriff. Ob als Studentenaktivistin, Premierministerin oder
UNO-Entwicklungshelferin setzte sie sich für eine stärkere Vertretung von
Frauen ein. Überall dort, wo Frauen seien, sollten sie es „auf den Gipfel“
schaffen können. Jedem Widerstand zum Trotz.
Nicht nur in ihrer Heimat ist man überzeugt: Wenn es in der Welt der
Diplomatie eine Frau gibt, die es verdient hat, ein neues Kapitel in der
Geschichte der Vereinten Nationen zu schreiben, ist es die Bauerntochter
aus Neuseeland.
Die Männer im UNO-Hauptsitz am East River in Manhattan sehen sich besser
vor. Zum Ende ihrer Amtszeit als Regierungschefin von Neuseeland waren alle
höchsten öffentlichen Ämter von Frauen besetzt.
5 Apr 2016
## AUTOREN
DIR Urs Wälterlin
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