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       # taz.de -- Terroranschläge in Brüssel: Drei Attentäter identifiziert
       
       > Nach den Anschlägen von Brüssel wird nach zwei weiteren Verdächtigen
       > gesucht. Einer der Attentäter war bereits 2015 in der Türkei festgenommen
       > worden.
       
   IMG Bild: Attentäter auf dem Flughafen: Der Mann mit Hut wird noch gesucht
       
       Brüssel afp/dpa/ap/rtr | Im Zusammenhang mit dem Selbstmordanschlag auf
       eine U-Bahn-Station in Brüssel fahnden die belgischen Behörden
       Polizeikreisen zufolge nach einem zweiten Verdächtigen. Ein Vertreter der
       Polizei sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag, neben dem bereits
       identifizierten Attentäter Khalid El Bakraoui sei auf Überwachungsbildern
       ein zweiter Verdächtiger zu sehen, der eine große Tasche bei sich habe.
       Zudem wird nach einem Mann gesucht, der auf dem Bild einer
       Überwachungskamera am Flughafen eine weiße Jacke und einen Hut trägt. Seine
       Identität ist noch unklar. Bis Mittwochabend identifizierten die Behörden
       drei Angreifer, die in Verbindung zu den Attentätern von Paris gestanden
       haben sollen.
       
       Zwei polizeibekannte Brüder, Khalid El Bakraoui und Ibrahim El Bakraoui,
       sprengten sich nach Angaben der belgischen Staatsanwaltschaft am Dienstag
       im Flughafen und in der U-Bahn in die Luft. Der dritte Selbstmordattentäter
       sei der Bombenbauer Najim Laachraoui, verlautete am Mittwoch aus
       Polizeikreisen. Nach dem vierten Mann, dessen Bombe im Flughafen nicht
       detonierte, wurde am Donnerstag weiter gefahndet.
       
       Bei den Anschlägen in Brüssel wurden nach jüngsten Angaben des belgischen
       Gesundheitsministeriums 31 Menschen getötet und 300 weitere verletzt. Auch
       mindestens ein Deutscher wurde laut Auswärtigem Amt schwer verletzt. Die
       Bundesregierung hat weiterhin keine gesicherten Erkenntnisse über deutsche
       Todesopfer bei den Terroranschlägen in Brüssel. Eine Frau aus Aachen wird
       weiterhin vermisst. Am Mittwochabend gedachten hunderte Menschen am
       Brüsseler Flughafen der Opfer der Anschläge.
       
       Der Anschlag auf die U-Bahn im Europa-Viertel sei durch den 27-jährigen
       Belgier Khalid El Bakraoui verübt worden, sagte Staatsanwalt Frédéric Van
       Leeuw. Sein 29-jähriger Bruder Ibrahim El Bakraoui habe seinen Sprengsatz
       in der Abfertigungshalle des Flughafens als einer von zwei
       Selbstmordattentätern gezündet. Beide Brüder seien wegen zahlreicher
       Verbrechen gesucht worden, erklärte der Staatsanwalt.
       
       ## Verbindung zu den Pariser Anschlägen
       
       Gleichzeitig verdichteten sich Indizien, dass die Brüsseler Anschläge von
       demselben IS-Terrornetzwerk verübt wurden wie die in Paris im November.
       Ermittler und Experten halten es für möglich, dass die Terrorwelle in
       Belgien eine hastige Reaktion auf die Festnahme des mutmaßlichen
       Paris-Attentäters Salah Abdeslam vorige Woche war. Khalid El Bakraoui soll
       Medienberichten zufolge unter falschem Namen zwei Verstecke für die
       Paris-Attentäter angemietet haben, darunter auch eine Wohnung in Brüssel,
       in der später die Fingerabdrücke des mutmaßlichen Paris-Attentäters Salah
       Abdeslam gefunden wurden.
       
       Auch Najim Laachraoui stand in Verbindung zu den Pariser Anschlägen.
       DNA-Spuren des 24-Jährigen waren nach den Attentaten in der französischen
       Hauptstadt an Sprengstoff entdeckt worden.
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, Ankara habe die
       belgischen Behörden im vergangenen Jahr vor einem der späteren Attentäter
       von Brüssel gewarnt. Einer der Belgier sei im Juni 2015 im Süden der Türkei
       als „ausländischer Terrorkämpfer“ festgenommen und über die Niederlande in
       sein Heimatland abgeschoben worden.
       
       Doch „trotz Warnungen“ seiner Regierung sei es den belgischen Behörden
       nicht gelungen, diesen Verdacht zu erhärten. Aus türkischen
       Regierungskreisen verlautete, es habe sich um Ibrahim El Bakraoui
       gehandelt. Der belgische Justizminister Koen Geens erklärte dazu, der Mann
       habe damals nicht als Terrorverdächtiger, sondern als „gewöhnlicher
       Krimineller“ gegolten, der zur Bewährung freigelassen worden sei.
       
       Der belgische Innenminister Jan Jambon und Justizminister Koen Geens haben
       Medienberichten zufolge wegen der Anschläge in Brüssel ihren Rücktritt
       angeboten. Ministerpräsident Charles Michel habe dies jedoch abgelehnt,
       hieß es am Donnerstag in den Berichten. Beide Minister waren für eine
       Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
       
       ## US-Politiker sieht gezielten Angriff auf USA
       
       Die EU-Innen- und Justizminister kommen am Donnerstag zu einem
       Sondertreffen in Brüssel zusammen. Ein ähnliches Treffen hatte es im
       November auch nach den Anschlägen von Paris gegeben. Der wegen der
       Anschläge geschlossene internationale Flughafen der belgischen Hauptstadt
       soll frühestens am Samstag wieder seinen Betrieb aufnehmen.
       
       Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus, Devin
       Nunes, geht davon aus, dass auch die USA Ziel der Attentäter waren. Der
       Anschlag am Flughafen habe in ummittelbarer Nähe der Schalter von
       US-Fluggesellschaften wie United, American und Delta Airlines
       stattgefunden, sagte der Republikaner vor Journalisten. Auch die
       Metrostation Maelbeek, wo ein weiterer Anschlag stattfand, liege in der
       Nähe der US-Botschaft.
       
       Unter den Verletzten sind nach Angaben des Außenministeriums in Washington
       rund ein dutzend US-Bürger. Der Verbleib einer „Reihe“ weiterer sei unklar,
       sagte ein Sprecher. US-Außenminister John Kerry wird am Freitag in Brüssel
       erwartet.
       
       Am Frankfurter Flughafen bleiben die Sicherheitsmaßnahmen nach den
       Brüsseler Terroranschlägen auch am Osterwochenende erhöht. Das sagte
       Bundespolizei-Sprecher Christian Altenhofen am Donnerstag, ohne
       Einzelheiten zu nennen. Reisende sollten sich auf verstärkte Kontrollen
       einstellen und mehr Zeit einplanen.
       
       Die Lufthansa hat alle Flüge von und nach Brüssel bis einschließlich
       Ostermontag gestrichen. 156 Flüge und rund 12.300 Passagiere sind
       betroffen. Von Karfreitag bis Ostermontag richtet die Fluggesellschaft
       einen Shuttlebusverkehr zwischen dem Frankfurter Flughafen und Brüssel ein,
       wie eine Sprecherin mitteilte.
       
       Abdeslam will nach Frankreich ausgeliefert werden 
       
       Nach seiner Festnahme in der vergangenen Woche in Brüssel will der
       Paris-Terrorverdächtige Salah Abdeslam so schnell wie möglich nach
       Frankreich ausgeliefert werden. Das sagte der Anwalt des 26-Jährigen am
       Donnerstag in Brüssel laut Nachrichtenagentur Belga. Bislang hatte sich
       Abdeslam gegen die von Frankreich beantragte Auslieferung gewehrt.
       
       Ursprünglich war für Donnerstag eine Haftprüfung angesetzt. Dabei sollten
       auch zwei weitere Verdächtige gehört werden. Anwalt Sven Mary verlangte
       jedoch mehr Zeit, um den Fall zu prüfen. Ein neuer Termin wurde demnach für
       7. April festgesetzt. Abdeslam war am Freitag in der Brüsseler Gemeinde
       Molenbeek festgenommen worden und sitzt unter höchsten
       Sicherheitsvorkehrungen in Untersuchungshaft in Brügge.
       
       Der 26-Jährige war den bisherigen Ermittlungen zufolge an den Pariser
       Anschlägen mit 130 Toten beteiligt und stand auch in Kontakt zu Mitgliedern
       der Terrorzelle, die am Dienstag die Selbstmordattentate am Brüsseler
       Flughafen und in einer Metro verübte. Dabei kamen mindestens 31 Menschen
       ums Leben. Zu den Anschlägen hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat
       (IS) bekannt.
       
       24 Mar 2016
       
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