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       # taz.de -- Razzien in Belgien und Frankreich: Neue Festnahmen, neue Terrorpläne
       
       > Brüssel kommt nicht zur Ruhe. Dort und in Frankreich führten Polizisten
       > mehrere Verdächtige ab. Paris spricht von Terrorplänen im
       > „fortgeschrittenen Stadium“.
       
   IMG Bild: Schaerbeek in der Nacht zu Freitag: Bei den Polizeiaktionen in Brüssel waren Spezialkräfte und ein Hubschrauber im Einsatz
       
       Brüssel/Paris dpa | Nach den Bombenexplosionen in Brüssel und der Pariser
       Anschlagserie vom November sind bei Anti-Terror-Razzien in beiden Ländern
       mehrere Verdächtige festgenommen worden. Allein in der belgischen
       Hauptstadt gab es am Donnerstagabend gleich mehrere Polizeiaktionen, bei
       denen laut Staatsanwaltschaft sechs Verdächtige abgeführt wurden.
       
       Das französische Innenministerium teilte unterdessen mit, einen
       Anschlagsplan im „fortgeschrittenen Stadium“ vereitelt zu haben. In einem
       Pariser Vorort lief demnach zu später Stunde ein Anti-Terror-Einsatz.
       
       Am Dienstag waren bei den Bombenanschlägen am Brüsseler Flughafen und in
       der U-Bahn-Station Maelbeek mindestens 31 Menschen getötet und rund 300
       verletzt worden. Die Polizeiaktionen am Donnerstag betrafen die Innenstadt
       und die Gemeinden Schaerbeek und Jette.
       
       Spezialkräfte und ein Hubschrauber der Polizei waren im Einsatz, wie die
       Nachrichtenagentur Belga berichtete. Die Fahnder nahmen drei Verdächtige
       fest, die in einem Auto in unmittelbarer Nähe des Gebäudes der
       Staatsanwaltschaft im Stadtzentrum unterwegs waren.
       
       Die Ermittlungsbehörde teilte am späten Abend mit, dass am Freitag
       entschieden werden solle, ob gegen die insgesamt sechs Festgenommenen
       Haftbefehl erlassen wird. Auch weitere Details würden erst im Laufe des
       Tages veröffentlicht. Über die Identität der Verdächtigen war zunächst
       nichts bekannt.
       
       Bei einer früheren Durchsuchung im Bezirk Schaerbeek hatte die Polizei nach
       den Anschlägen vom Dienstag in einer Wohnung eine Bombenwerkstatt gefunden.
       Dort sollen Terrorverdächtige Sprengsätze gebaut haben. Zu den Anschlägen
       bekannte sich die Islamistenmiliz IS.
       
       Die Terrorwarnstufe wurde von den belgischen Behörden wieder gesenkt. Statt
       der seit Dienstag geltenden Stufe 4 werde vorerst die dritthöchste
       Warnstufe gelten, teilte der Leiter der belgischen Anti-Terror-Behörde,
       Paul Van Tigchelt, am Donnerstag mit. Die Lage sei aber nach wie vor ernst
       und ein weiterer Anschlag sei „wahrscheinlich und möglich“, sagte er. Die
       höchste Warnstufe 4 bedeutet, dass ein unmittelbarer Terroranschlag droht.
       
       ## Terrorpläne in Frankreich
       
       Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte am Donnerstag einen
       Ermittlungserfolg verkündet: Am Donnerstagmorgen habe es eine bedeutende
       Festnahme gegeben, durch die Terrorpläne im „fortgeschrittenen Stadium“
       durchkreuzt worden seien.
       
       Die betreffende Person sei Franzose und stehe im Verdacht, eine wichtige
       Rolle bei der Anschlagsplanung gespielt zu haben. Sie habe sich in einem
       Terrornetzwerk bewegt, das in Frankreich zuschlagen wollte. Der Festnahme
       durch den Inlandsgeheimdienst seien wochenlange intensive Ermittlungen
       vorausgegangen.
       
       Bislang gebe es keine greifbaren Hinweise auf einen Zusammenhang mit den
       Anschlägen von Paris und Brüssel, sagte Cazeneuve. „Die laufende
       Untersuchung wird die Umrisse dieses kriminellen Unterfangens und die
       möglichen Komplizenschaften klären.“
       
       In Argenteuil nordwestlich von Paris durchsuchten Beamte in der Nacht zum
       Freitag ein Apartment in einem Wohngebäude. Das Gebäude sei geräumt worden,
       sagte Cazeneuve, Sprengstoffexperten seien vor Ort. Details zu dem
       Anschlagsplan, der festgenommenen Person und dem Ziel der Operation in
       Argenteuil nannte der Minister nicht.
       
       ## Weitere Terrorpläne in Europa
       
       Die Brüsseler Attentäter sollen Verbindungen zu den islamistischen
       Drahtziehern der Anschläge von Paris und Saint-Denis gehabt haben, bei
       denen am 13. November 130 Menschen ermordet wurden. In Frankreich gilt
       seitdem der Ausnahmezustand, die Behörden warnen regelmäßig vor einer hohen
       Bedrohung.
       
       Ein CNN-Bericht scheint diese Warnungen zu stützen: Demnach liegen
       US-Sicherheitsbehörden Erkenntnisse über weitere Terrorpläne des IS in
       Europa vor. Eine Auswertung von elektronischer Kommunikation und Aussagen
       von Informanten deute auf mehrere mögliche Ziele hin, die der IS in den
       vergangenen Monaten ausgewählt habe, berichtete der Sender unter Berufung
       auf Sicherheitskreise in den USA. Die Rede war von Plänen in
       unterschiedlichen Stadien mit mehreren Anschlagszielen.
       
       25 Mar 2016
       
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