# taz.de -- Flugzeugentführung Egypt Air: Sag zum Abschied leise Klick
> Ben Innes war Geisel im Airbus auf Zypern und ließ sich die Gelegenheit
> eines Fotos mit dem Entführer nicht entgehen.
IMG Bild: Mission erfolgreich: Nachdem der Möchtegern-Agent sichergestellt hatte, dass es sich nur um eine Bombenattrappe handelte, konnten alle Geiseln in Sicherheit gebracht werden
Was in einem Menschen vorgeht, der in einem Flugzeug sitzt, das gerade
entführt wird, ist nur schwer nachzuvollziehen. Denkt er an den Tod, an
Rettung, an die Familie? Der aus England stammende Ben Innes dachte neben
all dem wohl vor allem an seine Freunde.
Denn als er und zwei weitere Passagiere zusammen mit vier
Besatzungsmitgliedern die letzten Verbliebenen im entführten Airbus in
Larnaka auf Zypern waren, bat er eine Stewardess zu übersetzen und dann den
Entführer um ein gemeinsames Handy-Foto. Das schickte er an seine Freunde
und Mitbewohner.
„Ich dachte mir, wenn die Bombe echt ist und er uns alle in die Luft jagen
will, habe ich ohnehin nichts zu verlieren. Also habe ich die Chance
genutzt, um mir das Ding genauer anzusehen“, sagte er der britischen
Boulevardzeitung The Sun.
Das war ja gar kein schlechter Plan. Agent Ben Innes begab sich also in
eine brenzlige Situation ganz im Stil von James Bond, um die Bombenattrappe
als solche zu enttarnen und ein Foto zur Identifikation des Entführers in
die sozialen Netzwerke zu senden. Vielleicht ja sogar im Auftrag ihrer
Majestät.
Aber mal ehrlich, war der Mann lebensmüde oder einfach nur sensationsgeil?
Beim Gedanken, nichts zu verlieren zu haben, ging er auf Tuchfühlung mit
dem Entführer anstatt seinen Lieben ein paar letzte Worte zukommen zu
lassen. Wenn der Entführer „alle in die Luft gejagt“ hätte, wäre dieses
Grinsekatzen-Foto also das letzte Zeugnis des Lebens von Ben Innes gewesen.
Immerhin hat der Möchtegern-Agent nicht die Sonnenbrille aufgesetzt.
30 Mar 2016
## AUTOREN
DIR Johanna Braun
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