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       # taz.de -- Flüchtlingspolitik in der EU: Griechenland schiebt weiter ab
       
       > Nach einer mehrtägigen Unterbrechung werden wieder Flüchtlinge in die
       > Türkei gebracht. Die Polizei beendete Flüchtlingsproteste auf den Inseln
       > Samos und Chios.
       
   IMG Bild: Wenn Zäune nur immer so leicht zu überwinden wären
       
       Athen/Lesbos dpa | Die Rückführung von Flüchtlingen und anderen Migranten
       aus Griechenland in die Türkei geht weiter. Nach einer mehrtägigen
       Unterbrechung brachten vier Busse am Freitagmorgen 45 Migranten zum
       Haupthafen der Insel Lesbos, Mytilini.
       
       „Die Migranten stammen alle aus Pakistan“, sagte ein Polizeioffizier dem
       staatlichen Fernsehen. Die Männer hatten nach Angaben der europäischen
       Grenzschutzagentur Frontex keinen Asylantrag in Griechenland gestellt.
       
       In Begleitung jeweils eines Polizisten wurden die Migranten anschließend
       einzeln an Bord des Schiffes „Lesbos“ gebracht, wie das staatliche
       Fernsehen (ERT) berichtete. Andere Polizisten bildeten einen
       Sicherheitskorridor von den Bussen bis zum Schiff. Die „Lesbos“ lief
       anschließend zum türkischen Hafen Dikili aus.
       
       Die Rückführung von Flüchtlingen und anderen Migranten ist Teil des
       EU-Flüchtlingspaktes mit der Türkei. Demnach sollen alle Migranten, die
       seit dem 20. März illegal in Griechenland eingereist sind, in die Türkei
       zurückgeführt werden. Ausgenommen sind nur Asylsuchende, die nachweisen
       können, dass sie in der Türkei verfolgt werden. Für jeden abgeschobenen
       syrischen Bürgerkriegsflüchtling nimmt die EU einen syrischen Flüchtling
       auf, der legal und direkt einreisen darf.
       
       Aktivisten protestierten gegen die – wie sie sagten – „Deportation“ der
       Migranten. Drei Aktivisten sprangen ins Meer und kletterten auf die
       Ankerkette, um ein Auslaufen zu verhindern, wie Fernsehbilder zeigten.
       Beamte der Küstenwache schritten ein. Die „Lesbos“ lief dann aus.
       
       ## Unruhen auf Samos und Chios
       
       Eine andere Fähre, die „Tera Jet“, war am Freitagmorgen von den Inseln Kos
       und Samos unterwegs nach Lesbos. Sie bringe weitere 95 Migranten nach
       Lesbos, die ebenfalls in die Türkei zurückgeführt werden sollten,
       berichtete das Staatsfernsehen weiter.
       
       Bereits am Montag waren 202 Migranten von den Inseln Lesbos und Chios zum
       türkischen Hafen von Dikili gebracht worden.
       
       Auf den Inseln Chios und Samos war es am Vortag zu Protesten von Migranten
       gekommen, die sich gegen ihre Rückführung in die Türkei wehren wollen.
       
       In Chios beendete die Polizei in der Nacht zum Freitag die Besetzung eines
       Teils des Hafens durch etwa 300 Migranten. Auf Samos konnte die Polizei
       rund 250 aus einem Auffanglager ausgebrochene Asylbewerber überreden,
       wieder ins Lager zurück zu kehren, wie örtliche Medien berichteten.
       
       8 Apr 2016
       
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