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       # taz.de -- Vierter Todestag Burak Bektaş: Zwei Morde, viele Parallelen
       
       > 300 DemonstrantInnen gedenken Burak Bektaş. Parallelen zum Mordfall Luke
       > Holland verleihen der Forderung nach Aufklärung neuen Schwung.
       
   IMG Bild: Flugblätter auf der Demonstration: Offene Fragen zum Prozess
       
       Dicht gedrängt steht eine große Traube DemonstrantInnen am Straßenrand
       gegenüber des Neuköllner Krankenhauses. Es wird kaum gesprochen. Das
       Knipsen unzähliger Fotokameras ist zu hören. Die Presse ist gekommen. Es
       ist der Tatort des Mordes an Burak B. Neben einem Baum ist eine Gedenktafel
       aufgestellt: „An diesem Ort wurde Burak Bektaş am 5. April 2012 von einem
       Unbekannten ermordet, der wortlos in eine Gruppe Jugendlicher schoss.“
       Rosen und Tulpen sind niedergelegt. Dann setzt sich die Demonstration in
       Bewegung, die Route führt zum Tatort des Mordes an Luke Holland. Über den
       DemonstrantInnen schwebt ein riesiges Transparent: „Zwei Morde in Neukölln
       – keine einfache Erklärung. Wir fordern Aufklärung“, darunter sind zwei
       große Abbildungen der beiden Opfer.
       
       Vor vier Jahren wurde der 22-jährige Burak Bektaş auf offener Straße
       erschossen. Zwei Freunde des Ermordeten wurden lebensgefährlich verletzt.
       Der Täter, der ohne ersichtlichen Anlass auf eine Gruppe junger Menschen
       schoss, verschwand in die Nacht. Bis heute ist die Tat nicht aufgeklärt,
       die Ermittlungen stagnieren.
       
       Im September 2015 wurde Luke Holland ebenfalls in Neukölln auf offener
       Straße ermordet. Der 31-jährige Brite starb auf dem Weg ins Krankenhaus,
       nachdem ihm ein Mann mit einer Schrotflinte in den Bauch geschossen hatte.
       Seit zwei Wochen läuft der Prozess gegen Rolf Z., der wegen der Tötung an
       Luke Holland angeklagt ist. Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an
       Burak B. beobachtet den Prozess. Die Parallelen zur Ermordung von Burak
       Bektaş lassen den UnterstützerInnen und den Angehörigen der Opfer keine
       Ruhe.
       
       ## Rassismus als Tatmotiv?
       
       Onur Özata, der Anwalt der Familie Bektaş, ist auf der Demonstration. Er
       fordert Polizei und Staatsanwaltschaft auf, den mutmaßlichen Mörder von
       Luke H. auch im Fall Burak B. stärker ins Visier zu nehmen: „Ich hoffe,
       dass allen möglichen Querverbindungen nachgegangen wird“.
       
       Der Tatverdächtige Rolf Z. tauchte bereits 2012 in den Akten zum Fall
       Bektaş auf. Ein Zeuge nannte den Name des Verdächtigen: Rolf Z. soll
       erzählt haben, mit seinem Bruder Schießübung in der Nähe des Ortes, an dem
       Burak B. erschossen wurde, gemacht zu haben. Der Rechtsanwalt Özata hält in
       beiden Fällen eine rassistische Motivation für sehr wahrscheinlich und
       kommentiert: „Rolf Z. verehrt Hitler!“ Burak Bektaş war gebürtiger Berliner
       mit türkischen Wurzeln.
       
       „Rassismus als Tatmotiv?“steht in dicken Buchstaben auf einem Flugblatt.
       Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B. verteilt Blätter
       mit offenen Fragen zu den beiden Morden. Auch künftig werden sie den
       Prozess im Mordfall Luke H. genau beobachten. Über den Lautsprecher der
       Demonstration ertönt eine Stimme: „Die Ermittlungen Burak stagnieren. Mehr
       denn je brauchen wir öffentlichen Druck.“
       
       ## Neuer Gedenkort für Burak Bektaş
       
       Die Gedenktafel am Tatort des Mordes von Burak B., an der die Demonstration
       startete, wurde vor drei Wochen installiert. Kurze Zeit später musste sie
       ausgetauscht werden, da sie mit Steinen beschädigt wurde. Doch die
       Initiative lässt sich nicht unterkriegen. Es soll ein neuer Gedenkort in
       der Nähe des Tatortes entstehen. Die Grünfläche soll, nach dem Willen der
       Angehörigen und der Initiative, Burak-Bektaş-Platz genannt werden.
       
       10 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sophie Schmalz
       
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