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       # taz.de -- Umweltfreundliche Kreuzfahrt: Wo die Reise hingeht
       
       > Die Aidaprima, der angeblich umweltfreundlichste Luxusliner und grüner
       > Trendsetter, hat ihren Heimathafen erreicht.
       
   IMG Bild: Kann man ohne Bedenken küssen: Aidaprima ist total sauber
       
       HAMBURG taz | Mit mehr als einem Jahr Verspätung ist es endlich in seinem
       Heimathafen eingetroffen: das angeblich sauberste Kreuzfahrtschiff der
       Welt. Die „Aidaprima“, das neue Flaggschiff der Rostocker
       Kreuzfahrtreederei Aida Cruises, machte am Donnerstagvormittag am
       Cruiseterminal Steinwerder fest. Das 300 Meter lange Schiff „setzt in
       Sachen Umweltschutz neue Maßstäbe“, verkündet Aida: „Kein anderes Schiff
       hat eine modernere und effizientere Umwelttechnologie an Bord.“ An Bord
       wohl, kommentiert Malte Siegert, Schifffahrtsexperte des Hamburger
       Naturschutzbundes (Nabu). Allerdings sei das System „technisch noch nicht
       abgenommen“, so Siegert. Ob wirklich alles funktioniert, sei abzuwarten.
       
       Die „Aidaprima“ soll künftig von Hamburg aus jeden Samstag zu einer
       Kreuzfahrt auf der Nordsee aufbrechen. Angesteuert werden unter dem Motto
       „365 Tage Sommer“ Southampton, Le Havre, Rotterdam und Zeebrügge, Ziele der
       bis zu 3.300 Passagiere sind indes die Metropolen London, Paris, Amsterdam
       und Brüssel. In allen Häfen wird das Schiff mit emissionsarmem
       Flüssigerdgas (LNG) betankt: „Damit setzen wir ein klares Signal für den
       Umwelt- und Klimaschutz“, sagt Aida-Präsident Felix Eichhorn. Während der
       Liegezeiten in den Häfen können deshalb die Schiffsmotoren, die mit
       schwefelhaltigem Schiffsdiesel betrieben werden, abgeschaltet werden. Zudem
       verfügt die „Aidaprima“ als erstes Schiff weltweit über zwei
       Landstromanschlüsse sowie ein komplexes System zur Abgasnachbehandlung.
       
       Für die LNG-Betankung laufen indes noch die Genehmigungsverfahren in den
       Häfen, die das Schiff auf seinen Törns ansteuern wird. Die Betankung in
       Hamburg werde sukzessive getestet und soll im Mai offiziell in Betrieb
       gehen. „Wo wir heute stehen, ist weltweit schon recht fortschrittlich“,
       sagt dennoch der parteilose Wirtschaftssenator Frank Horch, seines Zeichens
       selbst Schiffbauingenieur.
       
       Die Bauzeit des Schiffs in Japan hatte sich um mehr als ein Jahr auf zwei
       Jahre und acht Monate verlängert, weil die Konstruktion des Prototypen mit
       einem Dual-Fuel-Motor für Marinediesel und Flüssiggas anspruchsvoll war.
       „In der Umwelttechnologie haben wir uns auf die Fahne geschrieben, ganz
       weit vorn zu sein in der Entwicklung“, bekräftigte Eichhorn. Für die Werft
       des Technikkonzerns Mitsubishi indes hat der 910 Millionen Euro schwere
       Auftrag sich nicht gelohnt. In der Branche wird geraunt, Mitsubishi habe
       einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro gemacht. Im März kündigte der Konzern
       an, sich aus dem Kreuzfahrtschiffbau zurück zu ziehen. Weitere
       Schwesterschiffe sollen in den nächsten Jahren bei der Meyer-Werft in
       Papenburg an der Ems gebaut werden.
       
       Umweltschützer Siegert sieht den Rummel um das angebliche Öko-Schiff mit
       Distanz. „Ich will erst Belege dafür sehen, dass die ganze ach so saubere
       Technik in der Realität auch wirklich funktioniert“, sagt er. Aber wenn,
       fügt Siegert hinzu, „wäre das ein Vorbild für die gesamte
       Kreuzfahrtindustrie und eine Wohltat für Menschen und Meere“.
       
       21 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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