URI: 
       # taz.de -- Klimaabkommen wird unterzeichnet: Weltrettung auf dem Papier
       
       > Über 150 Staaten unterzeichnen am Freitag das Pariser Abkommen zum
       > Klimaschutz. Es soll schnell in Kraft treten. Nur die EU bummelt.
       
   IMG Bild: Sich selbst gefeiert: Frankreichs Präsident Hollande mit Außenminister Laurent Fabius und dem UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon im Dezember in Paris
       
       BERLIN taz | 30 Sekunden für die Unterschrift, drei Minuten für eine kurze
       Ansprache: Das ist das kleine Zeitfenster, in dem sich Ministerinnen und
       Vertreter aus über 150 Staaten, darunter etwa 60 Staatschefs, heute ihren
       Platz in den Geschichtsbüchern sichern können. Sie unterschreiben ab 14.30
       Uhr MEZ bei den Vereinten Nationen in New York den weltweit ersten Vertrag,
       der alle Staaten völkerrechtlich zum Klimaschutz verpflichtet.
       
       Für die Bundesrepublik wird Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ihren
       Namen unter das Papier setzen, das am 12. Dezember 2015 als Pariser
       Abkommen bei der UN-Klimakonferenz beschlossen wurde. „Paris war
       historisch, aber nur der Anfang“, sagt UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.
       Jetzt müssten schnell Vorsätze in Handlung umgesetzt werden.
       
       Der Ansturm in New York ist groß. Noch nie wurde ein UN-Vertrag zu Beginn
       der einjährigen Zeichnungsfrist von mehr Staaten unterschrieben. Mit der
       Zeremonie wird es für den globalen Klimaschutz ernst – zumindest auf dem
       Papier. Dann steht die Ratifizierung in den Ländern an. Der Vertrag tritt
       in Kraft, wenn mindestens 55 Staaten mit mindestens 55 Prozent der
       weltweiten Treibhausgasemissionen ihn ratifiziert haben.
       
       Anders als das „Kioto-Protokoll“ von 1997 verpflichtet das Pariser Abkommen
       alle Staaten zum Klimaschutz, nicht nur die Industrieländer. Es soll ab
       2020 gelten und legt fest, dass bis 2100 der Temperaturanstieg weltweit
       „deutlich unter zwei Grad Celsius“ bleiben soll, 1,5 Grad werden
       angestrebt. Die Staaten sollen nationale Klimapläne vorlegen. Reiche Länder
       verpflichten sich, ab 2020 mindestens 100 Milliarden Dollar jährlich für
       Klimaschutz in den Entwicklungsländern aufzubringen.
       
       ## Alle Staaten geloben Klimaschutz
       
       Der Vertrag könnte bald in Kraft treten. Denn die USA und China, die
       zusammen 38 Prozent aller Emissionen ausmachen, wollen sich beeilen.
       US-Präsident Obama, nur noch bis Anfang 2017 im Amt, will das Abkommen noch
       selbst in Kraft setzen. Wenn, wie angekündigt, auch Indien, Mexiko und
       Kanada dabei sind, könnte es bald reichen.
       
       Die 55 Länder sollten ebenfalls schnell zusammenkommen, denn 43 besonders
       verwundbare Länder haben grünes Licht signalisiert. Sie folgen auch nicht
       dem Vorschlag einiger misstrauischer Bremser: Die wollten die
       Unterzeichnung hinauszögern, bis das Geld aus dem Norden fließt.
       
       Die Europäer gehören in New York zu den Sorgenkindern. Zwar wollen die
       EU-Kommission und die 28 Mitgliedsstaaten unterschreiben und schnell das
       Abkommen zusammen mit dem EU-Parlament annehmen.
       
       Aber für eine wirksame Ratifizierung müssen alle 28 Parlamente zustimmen –
       und Kohlestaaten wie Polen oder Tschechien stehen auf der Bremse. „Es kann
       zu der peinlichen Lage kommen, dass die EU dann nur als Beobachter am Tisch
       sitzt“, fürchtet der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth.
       
       22 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Vereinte Nationen
   DIR EU-Kommission
   DIR Energiewende
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Erneuerbare Energien
   DIR Frauen in Führungspositionen
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Umweltschutz
   DIR Braunkohle
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Pariser Klimaabkommen: Nicht mehr verstecken
       
       Die EU-Kommission präsentiert ihren Vorschlag, wie beim Verkehr, in der
       Landwirtschaft und beim Abfall Treibhausgase sinken sollen.
       
   DIR Kommentar Klimagipfel in Bonn: Geht das denn nicht schneller?
       
       Auch Deutschland muss schneller und energischer Treibhausgase reduzieren.
       Zeit wird da verschwendet, wo nicht gehandelt wird.
       
   DIR Klimakonferenz in Bonn: Eine langsame Gradwanderung
       
       195 UN-Länder diskutieren die Zukunft des Klimaschutzes: Das 1,5-Grad-Ziel
       ist kaum zu erreichen, wenn nicht sofort gehandelt wird.
       
   DIR UN-Klimaschützerin für klaren Fahrplan: „Regierungen allein schaffen es nicht“
       
       Die neue Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats Patricia Espinosa warnt
       vor einem Rückfall ins „business as usual“. Klimaschutz sei Teamwork.
       
   DIR Klimakonferenz in Bonn: Stimmung gut, April warm
       
       Hitzerekord, zu wenig Geld und eine Konferenzleiterin aus Saudi-Arabien.
       Das ist die Realität der Klimadiplomatie, die sich in Bonn trifft.
       
   DIR Das Klimaabkommen von Paris: Vertrauen ist Verhandlungssache
       
       Im Dezember wäre das Klimaabkommen von Paris fast gescheitert und wurde von
       einer Politik des Vertrauens gerettet. Nun wird der Deal besiegelt.
       
   DIR Umweltfreundliche Kreuzfahrt: Wo die Reise hingeht
       
       Die Aidaprima, der angeblich umweltfreundlichste Luxusliner und grüner
       Trendsetter, hat ihren Heimathafen erreicht.
       
   DIR Klimabündnis über Braunkohlegeschäft: „Rauskaufen gilt nicht“
       
       Vattenfall verkauft seine Braunkohlesparte. Doch in der Lausitz wird weiter
       abgebaut. Das Klimabündnis „Ende Gelände“ ruft zum Protest auf.