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       # taz.de -- Die Wahrheit: Karriereknick wegen Tod
       
       > Doppelgänger sind oft perfekter als ihre Vorbilder. Manchmal allerdings
       > kommt es noch schlimmer …
       
       David-Bowie-Fans, zu denen ich nicht gehöre, waren nach dem Tod ihres Idols
       ziemlich durcheinander. Auf Sky News würdigte jemand, der genau so aussah
       wie Bowie, das Lebenswerk des Sängers. Lazarus Bowie? Oder der Tod als
       Reklameaktion? Viele Fans glaubten daran, zumal auf Facebook und Twitter
       der Tod von David Zowie verkündet worden war.
       
       Der englische DJ und Musikproduzent lebte aber noch und schrieb selbst
       einen Nachruf auf Bowie. Seinen Namen verdankt Zowie seinem Vater, einem
       großen Bowie-Fan. Er taufte seinen Sohn David Zowie Ziggy Stardust Aladdin
       Sane Thin White Duke Twig The Wonder Kid, doch die Mutter ließ die Namen
       wieder, bis auf die ersten beiden, von Amts wegen und für alle Zeiten
       streichen.
       
       Aber zurück zu Sky News. Der Nachrufer war natürlich nicht Bowie, sondern
       Jack Steven, ein Kenner der Musikindustrie. Es war ihm nie aufgefallen,
       dass er als Doppelgänger des Sängers hätte auftreten können, und nun ist es
       zu spät. Alle Prominenten haben professionelle Doppelgänger, die dem
       Original mal mehr, mal weniger ähnlich sehen.
       
       In den Siebzigern hatte ich in Belfast mal Roy Orbison getroffen. Der
       Schriftsteller Seán McGuffin hatte mich ins Terry McDermott’s geschleppt,
       einen Club, der nach dem 1971 getöteten Aktivisten der
       Irisch-Republikanischen Armee (IRA) benannt worden war. Dort stand Roy
       Orbison auf der Bühne und sang seinen Hit „Pretty Woman“. Ob er es wirklich
       sei, fragte ich McGuffin. „Das ist doch egal“, antwortete er. „In diesem
       Augenblick ist er es jedenfalls.“
       
       Viel kann „Orbison“ in diesem Club nicht verdient haben. Dabei ist das
       Doppelgängergeschäft lukrativ. Agenturen vermitteln die „Look-Alikes“, und
       manche verdienen 2.000 Euro pro Woche. Um Spitzenverdiener zu werden, muss
       man aber nicht nur wie der Promi aussehen, sondern auch seine Stimme, seine
       Art zu sprechen sowie Mimik und Körperhaltung imitieren können.
       
       Glück gehört dazu. So manche, die zum Beispiel lange an ihrer Ähnlichkeit
       mit einer bestimmten Politikerin gefeilt hatte, musste feststellen, dass
       sie am Ende zwar perfekt war, aber die Politikerin nicht, die deshalb
       zurücktreten musste. Oder noch schlimmer: Es gab nicht wenige, die als
       Jimmy Savile auftraten, jener BBC-Star mit den weißblonden langen Haaren
       und der irren Brille. Doch dann kam heraus, dass er jahrzehntelang Kinder
       missbraucht hatte, und die Doppelgänger legten sich Kontaktlinsen und
       andere Frisuren zu.
       
       Auch der Tod hat so manche Karriere beendet – nicht nur die des
       Prominenten, sondern auch die seiner Doppelgänger. Erst zehn Jahre später
       können sie wieder auf Aufträge hoffen, denn ungefähr dann setzt die
       Nostalgiewelle ein. Deshalb gehören die Darsteller von Elvis Presley und
       Marilyn Monroe heute zu den beliebtesten Doppelgängern. Prinzessin Diana
       steht kurz vor dem Durchbruch. Königin der Doppelgängerinnen aber ist
       Jeannette Charles. Die 88-Jährige stellt seit 45 Jahren Queen Elizabeth II.
       dar.
       
       25 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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