# taz.de -- Ausgrenzen für Fortgeschrittene: AfD mag Abgeordneten nicht mehr
> Alexander Tassis soll aus der AfD rausfliegen. Damit würde die Partei
> ihren letzten von einst vier Abgeordneten in der Bürgerschaft verlieren
IMG Bild: Künstlerpech: Jetzt wird der AfD ihr treuer Bremer Anhänger Alexander Tassis zu bunt
BREMEN taz | Die „Alternative für Deutschland“ AfD fordert den sofortigen
Rauswurf des SPD-Abgeordneten Patrick Öztürk aus der
SPD-Bürgerschaftsfraktion – „als Akt der politischen Hygiene“. So lautet
der erste Satz der jüngsten Pressemitteilung der Bremer AfD. Dass die
Partei offenbar auch dabei ist, ihren eigenen – und einzigen –
Bürgerschaftsabgeordneten „hinaus zu werfen“, ist hingegen ein Vorgang, der
sich hinter den Kulissen abspielt.
Alexander Tassis ist der letzte bislang Verbliebene der vierköpfigen
AfD-Fraktion, die im Mai 2015 mit 5,5 Prozent der Stimmen in die
Bürgerschaft einzog. Seine drei früheren Fraktions-Kollegen haben sich nach
zwei Monaten im Parlament über die Zwischenstufe der „Bremer Bürgerlichen
Reformer“ der AfD-Abspaltung „Alfa“ angeschlossen. Tassis hingegen möchte
ausdrücklich in der AfD bleiben – hat dort jedoch mit parteiinternen
GegnerInnen zu kämpfen.
„Ich rechne minütlich damit, die Ankündigung des
Parteiausschluss-Verfahrens in meinem Briefkasten zu finden“, sagte Tassis,
bislang noch AfD-Mitglied Nummer 309, gestern Nachmittag der taz. Der
Landesvorstand werfe ihm vor, Informationen über die intensiven internen
Auseinandersetzungen der Presse zugespielt zu haben. Aber: „Weder ich noch
meine Getreuen haben das getan“, beteuert Tassis gegenüber der taz.
Frank Magnitz, der AfD-Landeschef, reagierte gestern nicht auf
Presseanfragen der taz. Klar ist, dass der Lesumer Beirats-Politiker mit
Tassis schon seit Längerem über Kreuz liegt. Zwei Partei-Funktionäre, die
zum Tassis-Lager zählen, haben ihre Parteiausschluss-Verfahren bereits
zugestellt bekommen: Heinrich Rauch, immerhin gewählte „Vertrauensperson
des Landesverbands“, und Jürgen Hauschild, der die AfD bislang im Beirat
Neustadt vertritt.
Aus Tassis’ Sicht geht es bei der Bremer AfD nun um die Weichenstellung
zwischen „Basisdemokratie oder Kaderpartei mit Redeverbot und Rauswürfen“.
Auf einem Sonderparteitag am 29. Mai, den sein Flügel durchgesetzt hat,
will er die Mehrheit der 150 Parteimitglieder hinter sich bringen.
Verliert er, will Tassis sein Mandat als parteiloser Abgeordneter behalten
– einen Wechsel zu Alfa schließt er aus: „Ich finde den Kurs der Partei
unter Frauke Petry genau richtig“, bekräftigt er gegenüber der taz. Die AfD
muss dann darauf hoffen, dass der Magnitz-Mann Thomas Jürgewitz ins
Parlament einzieht – als Ergebnis einer richterlichen Neubewertung der
Stimmauszählung in Bremerhaven.
27 Apr 2016
## AUTOREN
DIR Henning Bleyl
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