# taz.de -- Grüner Politiker in Schweden tritt zurück: Minister unter Antisemitismusverdacht
> Bauminister Mehmet Kaplan wurde mit türkischen Rechtsextremisten
> fotografiert. Mit Äußerungen zu Israel manövrierte er sich ins Aus.
IMG Bild: Der grüne Minister Mehmet Kaplan
Stockholm taz | „Ein Kabinettsmitglied muss die schwedische Regierung auf
unzweifelhafte Art und Weise vertreten.“ Schwedens sozialdemokratischer
Ministerpräsident Stefan Löfven sprach am Montagmittag Klartext, warum
Bauminister Mehmet Kaplan untragbar für seine rot-grüne Regierung geworden
war. Im Zusammenhang mit diesem war in den letzten Tagen nämlich ein
Fragezeichen nach dem anderen aufgetaucht.
Zuerst waren es Fotos, die den 44-jährigen im türkischen Gaziantep
geborenen Minister bei einem Mittagessen der AKP-nahen
Unternehmergesellschaft „Tümsiad“ zusammen mit Vertretern rechtsextremer
Organisationen, wie dem Schweden-Vorsitzenden der „Grauen Wölfe“ zeigten.
Es folgten Meldungen wiederholter Treffen mit Repräsentanten der
islamischen „Milli Görüş“.
Und am Sonntagabend wurde ein TV-Klipp aus dem Jahre 2009 öffentlich, in
dem der damalige Abgeordnete der Grünen bei einer Veranstaltung zum Thema
Islamophobie Sätze sagte, die ihm wohl endgültig sein Amt gekostet haben:
„Israelis behandeln heutzutage Palästinenser auf eine sehr ähnliche Art,
wie man im Deutschland der 1930er Jahre Juden behandelte.“
Das sind „fürchterliche Aussagen, von denen ich mich entschieden
distanziere“, reagierte umgehend Aussenministerin Margot Wallström.
Erklärungsversuche, wie „ich wollte nur darauf hinweisen, dass Islamophobie
und Antisemitsmus oft auf gleiche unbehagliche Art zum Ausdruck kommen“ und
der Betonung „selbstverständlich von jeder Form von Rassismus und
Antisemitismus Abstand zu nehmen“, halfen Kaplan nicht mehr.
Hatte es bei den Grünen sowohl Unterstützung wie Kritik an ihm gegeben,
lobte Regierungschef Löfven zum Abschied ausdrücklich das Engagements des
Ministers innerhalb der muslimischen Gemeinschaft und „den Versuch eines
Dialogs mit denen, die weit entfernt stehen“. Eine Bemerkung, die ein
TV-Kommentator aufgriff: „Deshalb musste er wohl jetzt auch gehen.“
18 Apr 2016
## AUTOREN
DIR Reinhard Wolff
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