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       # taz.de -- Nachruf auf Papa Wemba: Gestorben, mitten in der Musik
       
       > Der König des kongolesischen Rumba, Papa Wemba, ist tot. Er wurde 66
       > Jahre alt und starb bei einem Auftritt in der Elfenbeinküste.
       
   IMG Bild: Papa Wemba in 2004
       
       Weltweit galt er als König des modernen kongolesischen Rumba. In seiner
       Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, war er einer der ganz Großen.
       Papa Wemba, mit richtigem Namen Jules Shungu Wembadio Pene Kikumba, ist am
       Sonntagmorgen im Alter von 66 Jahren gestorben – live, bei einem
       Konzertauftritt in der Elfenbeinküste.
       
       Schon zu Lebzeiten war der 1949 geborene Star eine Legende geworden, eine
       lebende Erinnerung an bessere Zeiten, an die vergleichsweise unbeschwerten
       1970er Jahre, als Kongo noch Zaire hieß. Damals hielt Papa Wemba im
       Künstlerviertel Matonge der Hauptstadt Kinshasa Hof und genoss
       internationalen Ruhm.
       
       Er arbeitete mit seinem Idol, dem 2013 verstorbenen älteren Musikerkollegen
       Tabu Ley, und in seiner Gruppe „Viva la Musica“ wuchs Kongos nächste
       Musikgeneration heran. Seine Fans waren führende Exponenten des
       kongolesischen Dandytums, besser bekannt als „Sape“, das eine ganze schräge
       Generation geprägt hat und dessen Markenzeichen – das bewusst überdrehte
       Zurschaustellen besonders schriller Markenklamotten – noch heute Kinshasas
       Ausgehkultur prägt.
       
       Alle Kongolesen sind mit Papa Wembas Musik aufgewachsen, niemand sonst in
       diesem riesigen und chaotischen Land kann heute auf eine so lange und
       stolze Karriere zurückblicken. Papa Wemba hielt sein Schaffen immer bewusst
       unpolitisch. „Warum sollen die Musiker von der Situation ihres Landes
       sprechen? Die Kongolesen wollen diese Situation nicht“, sagte er [1][der
       taz im Jahr 2011]. „Man muss die Politik den Politikern überlassen und die
       Kunst den Künstlern. Und das Fischwasser den Fischen.“
       
       Zuletzt sprach man mehr von seinem Gesundheitszustand. Er lag im Februar in
       Paris drei Tage im Koma – angeblich wegen einer zerebralen Malaria. Im März
       kehrte er dennoch in seine Heimat zurück. Zuletzt nahm er in der
       Elfenbeinküste am 9. „Festival des Musiques Urbaines d'Anoumabo“
       ([2][FEMUA]) teil. Das ivorische Fernsehen übertrug sein Konzert, am frühen
       Sonntagmorgen vor Sonnenaufgang.
       
       Während vorne auf der Bühne sein Frauenensemble singt, fällt er hinten
       plötzlich vor laufender Kamera um und liegt auf dem Boden. Es ist 5 Uhr 24.
       Einige Sekunden lang machen die Musiker weiter, nichtsahnend, bis sich eine
       umdreht und sie dann alle erschrocken zu ihm rennen. Hätte es in der Nähe
       einen Defibrillator gegeben, wird es später heißen, wäre Papa Wemba jetzt
       vielleicht nicht tot. So starb er, wie er am liebsten lebte: mitten in der
       Musik.
       
       24 Apr 2016
       
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