URI: 
       # taz.de -- VfB Stuttgart steuert auf Abstieg zu: Geballte Verzweiflung auf dem Platz
       
       > Nach der 1:3-Heimniederlage gegen Mainz gehen die Fans des VfB Stuttgart
       > auf die Barrikaden. An die Rettung glaubt kaum einer noch.
       
   IMG Bild: Direkt nach dem Abpiff: Toni Sunjic vom VfB muss sich erstmal hinhocken
       
       Stuttgart taz | Kevin Großkreutz ist erst seit Januar in Stuttgart. Dass
       die paar Wochen reichen, um ihn zum Publikumsliebling im Schwabenland zu
       machen, spricht Bände über den tiefen Riss, der sich zwischen den VfB-Fans
       und einer Mannschaft aufgetan hat, die nach dem 1:3 gegen Mainz so gut wie
       abgestiegen ist.
       
       „Außer Kevin könnt ihr alle geh’n“, riefen die etwa 500 Fans, die nach dem
       Schlusspfiff auf den Platz gerannt waren und trotz wiederholter Durchsagen
       auch eine Stunde nach Abpfiff noch den Spielertunnel blockierten.
       
       Wie Kapitän Christian Gentner hatte sich auch der ehemalige Dortmunder den
       Diskussionen mit den Fans gestellt. Die honorierten das mit Applaus. Ihre
       Wut richtete sich gegen andere: „Vorstand raus“, war schon während des
       Spiels einer der beliebteren Slogans gewesen.
       
       Sportvorstand Robin Dutt musste sich dann auch einige Verbalinjurien
       anhören. Doch so verunglückt die Transferpolitik im Sommer auch gewesen
       sein mag, die Fehler der VfB-Verantwortlichen lassen sich bis zur
       Meisterschaft 2007 zurückverfolgen, Dutt amtiert hingegen erst seit knapp
       eineinhalb Jahren.
       
       Zumindest rechnerisch ist der VfB auch noch nicht endgültig aus der Ersten
       Liga abgestiegen. Wenn am kommenden Samstag Bremen gegen Frankfurt verliert
       und Stuttgart in Wolfsburg gewinnt, könnte der VfB noch den Relegationsrang
       erreichen. Der direkte Klassenerhalt ist allerdings nicht mehr möglich. Und
       wer sich am Abend mit Stuttgarter Fans unterhielt, merkte schnell, dass an
       der Basis niemand mehr an ein mögliches Relegationsspiel glaubt. Man
       tröstete sich mit anderen Dingen. Dass die ungeliebten Stuttgarter Kickers
       zwei Ligen drunter auch absteigen könnten. Oder dass man in der Zweite Liga
       immerhin das größte Stadion habe, falls 1860 München absteige.
       
       ## Entschuldigung für die Fans
       
       Großkreutz war derweil der einzige Spieler, der etwas zu den deprimierenden
       90 Minuten sagte. „Es tut mir leid, dass wir die Fans so enttäuscht haben.
       Auch ich habe Fehler gemacht.“ Das stimmte, schließlich hatte der
       Rechtsverteidiger mindestens einen der drei Mainzer Treffer durch sein
       tölpelhaftes Zweikampfverhalten mitverschuldet.
       
       Doch darum geht es den Fans schon lange nicht mehr. Großkreutz ist einer,
       der auch nach Rückständen ackert und rennt, das fällt auf in einer
       Mannschaft, die sich auch bei der fünften Niederlage in Folge in ihr
       Schicksal ergab.
       
       Dass Großkreutz sich in einem Interview unter der Woche bereit erklärte,
       auch in der Zweiten Liga in Stuttgart bleiben zu wollen, rechnen ihm die
       Leute ebenfalls hoch an. Ob sich der VfB sein kolportiertes Gehalt in der
       Zweiten Liga auch leisten kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
       Trainer Jürgen Kramny („das ist eine brutale Geschichte“) wirkte nach dem
       Spiel völlig ratlos, bei der Pressekonferenz rang er sich dann doch
       immerhin ein paar Durchhalteparolen ab.
       
       „Es ist noch nicht vorbei.“ Warum allerdings der Negativtrend der
       vergangenen Wochen ausgerechnet am letzten Spieltag gedreht werden soll,
       wusste Kramny auch nicht zu sagen.
       
       ## Die Mainzer waren cleverer
       
       Gegen die cleveren Mainzer, die schon für die Europa-Liga planen können,
       hatte der VfB jedenfalls so unglücklich agiert wie so häufig in dieser
       Saison. Mit Elan und Spielfreude kam man zwar aus der Kabine. Und als
       Gentner einem Schuss von Philip Heise die entscheidende Richtungsänderung
       zum frühen 1:0 gab (6.), brachen auf der Tribüne und auf dem Feld alle
       Dämme.
       
       Doch dann kamen die Mainzer, die anfangs fahrig gewirkt hatten, deutlich
       besser ins Spiel und deckten die Stuttgarter Defizite gnadenlos auf. Als
       Yunus Malli (37.) ausgeglichen und Jhon Cordoba (53.) auf 1:2 erhöht hatte,
       brach der VfB zusammen. Zehn Mal konnte Mainz, das durch Karim Onisiwo zum
       1:3 (77.) kam, nun allein im zweiten Durchgang aufs Tor schießen. Stuttgart
       hätte auch mit sechs Toren Unterschied verlieren können.
       
       Und während unten auf dem Platz Hunderte Fans ihrer Verzweiflung Ausdruck
       verliehen, fiel der Blick auf ein Transparent, das ein kleiner Junge auf
       der Haupttribüne in Richtung Spielfeld reckte: „Wenn ich groß bin, führe
       ich wieder in die Erste Liga“, stand darauf zu lesen.
       
       8 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christoph Ruf
       
       ## TAGS
       
   DIR Fußball
   DIR Fußball-Bundesliga
   DIR Fußball-Bundesliga
   DIR VfB Stuttgart
   DIR 1. Bundesliga
   DIR Abstieg
   DIR Deutscher Meister
   DIR Fußball-Bundesliga
   DIR Fußball
   DIR Fußball
   DIR Fußball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Fußball-Bundesliga am Samstag: Die Bayern sind durch
       
       Für viele Vereine heißt es aber: weiter zittern. Die Entscheidungen über
       den zweiten Direkt-Absteiger und die Relegation fallen erst beim Finale.
       
   DIR Montagsspiel der Fußball-Bundesliga: Sieben Punkte für Werder
       
       Im sogenannten 6-Punkte-Spiel schlägt Bremen den VfB Stuttgart mit 6:2 und
       tut damit was für die Tordifferenz. Das könnte im Abstiegskampf
       entscheidend sein.
       
   DIR 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga: Bayern noch nicht Meister
       
       Der Samstag brachte weder an der Spitze noch im Keller die möglichen
       Entscheidungen. Leverkusen punktet jedoch spektakulär gegen Schalke.
       
   DIR Fußball-Bundesliga am Samstag: Bayern siegt ohne Glanz
       
       Der FC Bayern legt vor. Immer enger wird es für Frankfurt – diesmal
       verliert die Eintracht gegen Hoffenheim. Für Gladbach bleibt die
       Auswärtsschwäche ein Problem.
       
   DIR 24. Spieltag Fußball-Bundesliga: Mainz macht es wieder spannend
       
       Der FC Bayern München kann noch verlieren. Werder Bremen kann nicht zu Null
       spielen und trotzdem gewinnen. Die Hertha beißt sich oben fest.