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       # taz.de -- Die Wahrheit: Dolly und die umgefallenen Bäume
       
       > Der neuen irischen Regierung werden diverse Landeier ihr wahrscheinlich
       > ohnehin kurzes Leben schwermachen.
       
   IMG Bild: Gedenkmarsch von Sinn Fein in Nordirland zum 100. Jahrestag des Osteraufstandes
       
       Seit Freitag hat Irland wieder eine Regierung – 70 Tage nach den
       Parlamentswahlen. Die andere schlechte Nachricht: Es ist mehr oder weniger
       die gleiche Regierung wie vorher. Die gute Nachricht: Sie hat keine
       Parlamentsmehrheit, sie wird sich nicht lange halten. Außerdem sitzen
       Landeier im Parlament, die für Überraschungen gut sind, allen voran die
       Gebrüder Healy-Rae.
       
       Sie gehören einem Politclan aus dem Südwesten Irlands an, deren Mitglieder
       Schiebermützen und Gummistiefel tragen und wegen der überwiegend flüssigen
       Nahrungsaufnahme rot-violette Gesichter haben. Weil man sie nicht
       auseinanderhalten konnte, nannte man sie „Dolly“ – nach dem geklonten
       schottischen Schaf.
       
       Danny Healy-Rae, der im Februar ins Parlament gewählt wurde, hat sich nun
       jedoch einen Bart wachsen lassen. Sein glattrasierter jüngerer Bruder
       Michael sitzt bereits seit 2011 im Parlament. Er hatte damals den
       Abgeordnetensitz seines Vaters Jackie geerbt, weil der sich aus der Politik
       zurückgezogen hatte. Michael hatte vor ein paar Jahren an dem irischen
       Pendant von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ teilgenommen und die
       telefonische Abstimmung gewonnen, weil irgendjemand 3.636-mal angerufen
       hatte – aus dem Parlament. Jeder Anruf kostete 60 Cent, insgesamt kam die
       Rechnung auf 2.639,24 Euro.
       
       Sein Bruder Danny macht ihm inzwischen Konkurrenz beim Titelkampf um die
       Knalltüte des Jahres. Er erklärte vorigen Mittwoch bei der
       Parlamentsdebatte über den Klimawandel, dass dieses Gerede
       Zeitverschwendung sei. „Gott da oben kontrolliert das Wetter, und wir hier
       unten können daran nichts ändern“, sagte er. Klimawandel habe es bereits
       gegeben, als weder in Irland noch sonst wo Verbrennungsmotoren in Gebrauch
       gewesen seien.
       
       „Im 11. und 12. Jahrhundert hat man sich in diesem Land zu Tode
       geschwitzt“, erinnerte er sich, „und im 15. und 16. Jahrhundert ist man
       abgesoffen.“ Die Überschwemmungen, unter denen Irland seit November leidet,
       seien nicht durch den Klimawandel hervorgerufen worden, sondern durch
       umgefallene Bäume, die die Flüsse verstopfen. Zöge man sie aus dem Wasser,
       wäre die Frage des Klimawandels gelöst. Der Grünen-Chef Eamon Ryan taufte
       Dolly daraufhin in Palin Healy-Rae um – in Erinnerung an die frühere
       Gouverneurin von Alaska, die den Klimawandel ebenfalls für ein Märchen
       hielt.
       
       Apropos Ryan: Der Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair, Michael
       O’Leary, hat neulich verlangt, dass „Radfahrer unschädlich gemacht und
       erschossen“ werden, und er meinte nicht nur Eamon Ryan. Im Jahr 2003 hatte
       sich O’Leary eine Taxilizenz gekauft, sodass er auf dem Weg zu seinem Büro
       die Busspuren benutzen darf. Jetzt machte er sich lustig über die Pläne der
       Dubliner Verwaltung, die Stadt radfahrerfreundlicher zu machen. „In einem
       Land, in dem es an 250 Tagen im Jahr regnet, brauchen wir mehr Fahrräder“,
       höhnte er. O’Leary sollte sich mit Dolly Palin zusammentun und Bäume aus
       dem Wasser ziehen. Dann hört es in Irland endlich auf zu regnen.
       
       9 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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