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       # taz.de -- Regierungskritik in Ägypten: Großaufgebot gegen die Opposition
       
       > Tausende Polizisten sind in Kairo wegen geplanter Demonstrationen im
       > Einsatz. Mehr als 100 Menschen wurden festgenommen, Kampfjets überflogen
       > die Stadt.
       
   IMG Bild: Sie lassen sich die Kritik nicht nehmen: Demonstranten in Kairo
       
       Kairo dpa/afp | Mit massiven Sicherheitsvorkehrungen und Dutzenden
       Festnahmen haben ägyptische Sicherheitskräfte Proteste gegen die Regierung
       unterdrückt. Alleine in der Hauptstadt Kairo wurden am Montag weit mehr als
       100 Menschen festgenommen, wie die Menschenrechtsanwältin Ragia Omran
       berichtete. Auch in Alexandria, Assuan und anderen Städten seien Menschen
       in Gewahrsam genommen worden. Vereinzelt aufflammende Proteste wurden von
       den Tausenden Einsatzkräften schnell zerschlagen.
       
       Auslöser der Demonstrationen ist der Plan des autoritären Staatspräsidenten
       Abdel Fattah al-Sisi, zwei Inseln unter ägyptischer Verwaltung im Roten
       Meer an Saudi-Arabien zu übergeben. Deswegen kam es bereits Mitte April zu
       einem der größten Proteste seit Jahren. Rund um den Tahrir-Platz und an
       anderen Orten in Kairo hatten sich bereits am Morgen Tausende Einsatzkräfte
       in Stellung gebracht. Die U-Bahn-Station am Tahrir-Platz wurde gesperrt,
       Kampfjets überflogen zeitweise die Stadt.
       
       Vertreter mehrerer Oppositionsparteien wurden in einem Gebäude im Stadtteil
       Dokki von Sicherheitskräften belagert. Das Hauptquartier der Partei der
       Würde sei nachmittags von schwer bewaffneten Sondereinsatzkräften der
       Polizei umstellt worden, als sich dort Vertreter von sieben Parteien
       getroffen hätten, sagte das hochrangige Würde-Mitglied Masum Marzuk der
       Deutschen Presse-Agentur. Marzuk war ehemals Stellvertreter des ägyptischen
       Außenministers.
       
       Seitdem sei es niemandem mehr erlaubt worden, das Gebäude zu betreten oder
       zu verlassen. Personen vor dem Haus seien festgenommen worden.
       Sicherheitskräfte zielten nach Augenzeugenberichten mit ihren Gewehren auf
       die Menschen in den Räumen. In der Parteizentrale hielten sich am Abend
       ungefähr 100 Menschen auf.
       
       ## Vorwurf Verfassungsbruch
       
       Die eingeschlossenen Gruppen warfen der Regierung Verfassungsbruch vor. Das
       Unterdrücken von Protesten sowie die Belagerung stellten „eine Verletzung
       unseres verfassungsmäßigen Rechts auf Versammlungsfreiheit“ dar, meinte
       Marzuk. Dafür seien Präsident Al-Sisi und seine Regierung verantwortlich.
       
       Die Parteien seien „geschockt“, wie friedliche Demonstranten in den Straßen
       verhaftet, geschlagen und von den Polizisten abgeführt worden seien. „Wir
       sind eine Stadt unter Besatzung.“
       
       Nach Angaben der ägyptischen Vereinigung der Journalisten versuchten
       Unterstützer der Regierung, zusammen mit Männern in Polizei-Uniform das
       Hauptquartier der Organisation zu stürmen. Auch seien mindestens zwölf
       Reporter festgenommen worden. Am Morgen war bereits der Gründer der
       bekannten Menschenrechtsorganisation Kommission für Rechte und Freiheiten
       (ECRF) festgenommen worden. Schon in der Nacht zum Freitag hatte es in
       Kairo und anderen Teilen des Landes eine Verhaftungswelle gegeben.
       
       Staatsoberhaupt Al-Sisi hatte am Sonntag vor „Kräften des Bösen“ gewarnt,
       die die staatlichen Institutionen bedrohten. Das ägyptische
       Innenministerium kündigte an, das Gesetz werde mit „absoluter
       Entschlossenheit“ angewendet.
       
       ## Verhaftung von Homosexuellen
       
       Unter dessen wurden elf wegen Homosexualität angeklagte Menschen zu
       Haftstrafen zwischen drei und zwölf Jahren verurteilt. Wie am Montag aus
       Justizkreisen am Gericht im zentralägyptischen al-Agusa verlautete, wurden
       die Angeklagten wegen „Ausschweifung und Anstiftung zur Ausschweifung“
       verurteilt.
       
       Die Formulierung wird in Ägypten allgemein genutzt, um die Verfolgung
       Homosexueller juristisch zu rechtfertigen. Homosexualität ist nach
       ägyptischem Recht formell nicht strafbar.
       
       Drei der Angeklagten erhielten zwölf Jahre Haft, drei weitere neun Jahre,
       einer sechs und vier drei Jahre. Sie waren alle Ende September vergangenen
       Jahres in einer Wohnung in al-Agusa festgenommen worden.
       Menschenrechtsorganisationen werfen Ägypten immer wieder vor, Homosexuelle
       juristisch zu verfolgen.
       
       26 Apr 2016
       
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