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       # taz.de -- Der Feind im Flur
       
       > ZUSCHAUER Spionagekameras gibt es neuerdings auch als Rauchmelder getarnt
       
   IMG Bild: Oh oh, Gefahr von oben
       
       Die Bundesnetzagentur meldete jüngst, dass sich immer mehr Minikameras in
       Weckern, Kugelschreibern oder eben Rauchmeldern verbergen. Allein im April
       ist die Behörde in mehr als 70 Fällen gegen solche illegalen Angebote
       vorgegangen.
       
       Tatsächlich werden im Internet viele Geräte angeboten, mit denen verdeckt
       gefilmt werden kann. Wer beim marktführenden Online-Versandhändler nach
       „Spionage + Kamera“ sucht, bekommt fast 600 Treffer. Kugelschreiber oder
       Schlüsselanhänger sind schon für rund 25 Euro zu haben, eine als
       Rauchmelder getarnte Kamera mit WLAN-Verbindung gibt es für unter 100 Euro.
       
       Im Internet wird seit Monaten vor der Überwachung durch Pseudo-Rauchmelder
       gewarnt. „Ich bin entschieden dagegen, das letzte bisschen Privatsphäre,
       das ich noch habe, unter staatliche Dauerkontrolle zu stellen“, schreibt
       eine Frau zum Thema Rauchmelder in einem Ratgeberforum. Die Grenze zwischen
       ernsthafter Sorge und Verschwörungstheorie ist dabei wie so häufig
       fließend.
       
       Und so musste sich auch die Brunata-Metrona-Gruppe, einer der größten
       Hersteller von Rauchmeldern in Deutschland, schon mit dem Thema
       auseinandersetzen: Im Januar hatte sich ein Kölner Mieter gegen den Einbau
       des Funkrauchmelders „Metrona Star“ gewehrt – aus Angst, ausspioniert zu
       werden. Am Ende verlor er zwar die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht,
       doch das Unternehmen hat Lehren aus dem Fall gezogen und listet seitdem
       „Fakten und Mythen zum Rauchmelder“ auf seiner Webseite auf. Darin geht es
       beispielsweise um den Verdacht, die Funkgeräte seien mit Mikrofonen
       ausgestattet. Das stimmt zwar, weil Ultraschallempfänger eingebaut sind.
       Aber die dienten nur dazu, zu testen, ob die Raucheingänge nicht durch
       Wände eingeschränkt werden, erklärt die Firma. Stimmen nehme er nicht wahr.
       Auch andere Daten wie Bilder könne er nicht übertragen. „Trotzdem haben
       viele Menschen Angst vor Überwachung“, sagt der Firmensprecher Christopher
       Intsiful.
       
       Wächst hier eine neue Verschwörungstheorie rund um den doch eigentlich
       guten, lebensrettenden Rauchmelder heran? Der Medienwissenschaftler John
       Seidel von der Universität Köln geht davon aus, dass der Rauchmelder und
       die nun entstehenden Mythen sich in bestehende, zeitgenössische
       Verschwörungserzählungen einfügten. Darin steht „alles Staatliche im
       Verdacht, irgendwie zum ‚deep state‘ zu gehören, der uns alle versklaven
       möchte“, sagt er. Und seit Rauchmelder speichern und senden können, würden
       sie ebenfalls des Verrats bezichtigt. Hanna Pütz
       
       2 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Pütz
       
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