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       # taz.de -- Australische Asylpolitik: Geflüchtete Frau zündet sich selbst an
       
       > Das Land schickt Flüchtlinge, die an der Küste stranden, in Haftlager auf
       > Nauru und Papua-Neuguinea. Trotz Selbstmordversuchen bleibt die Regierung
       > hart.
       
   IMG Bild: Einige protestieren schriftlich, andere zünden sich an
       
       Canberra/Sydney ap/dpa | Eine aus Somalia geflüchtete Frau hat sich in
       einem australischen Flüchtlings-Haftlager auf Nauru in Brand gesetzt. Die
       21-Jährige befinde sich in einem kritischen Zustand, teilten die
       Regierungen des kleines Pazifikstaates und Australiens mit. Den Angaben
       zufolge wurde sie am Dienstag zur Behandlung in ein Krankenhaus im 4.500
       Kilometer entfernten Brisbane gebracht.
       
       Erst vor wenigen Tagen hatte sich ein 23 Jahre alter Migrant aus dem Iran
       in dem Lager offensichtlich aus Protest gegen Australiens strikte
       Asylpolitik selbst angezündet. Am selben Tag hatten Vertreter des
       Flüchtlingshilfswerks UNHCR nach Angaben von Naurus Regierung die Insel
       besucht. Der junge Mann starb am Freitag in demselben Krankenhaus in
       Brisbane.
       
       „Beide Patienten haben sowohl in Nauru als auch in Australien die äußerste
       Betreuung, Behandlung und Rücksichtnahme erhalten“, sagte
       Einwanderungsminister Peter Dutton.
       
       Der australische Flüchtlingsanwalt Ian Rintoul sagte, die Somalierin habe
       bei einem Unfall auf Nauru im November schwere Kopfverletzungen erlitten
       und sei danach zur Behandlung nach Brisbane gekommen. Gemeinsam mit zwei
       weiteren Flüchtlingen sei sie am Mittwoch vergangener Woche aus einem
       Haftlager in Brisbane, in dem sie sich erholt habe, zurück nach Nauru
       gebracht worden.
       
       ## „Aktivisten sind für Selbstanzündungen verantwortlich“
       
       In Brisbane habe sich die 21-Jährige bereits mehrmals versucht, selbst
       umzubringen, sagte Rintoul. „Das wirft besondere Fragen zur Fürsorgepflicht
       auf.“
       
       Australien weigert sich, Asylbewerber aufzunehmen, die die Küsten des
       Landes per Boot erreichen. Stattdessen bezahlt die Regierung Nauru und
       Papua-Neuguinea, damit diese Staaten sie in Haftlagern aufnehmen.
       
       In seiner kompromisslosen Asylpolitik will Australien hart bleiben, daran
       ändern auch die Selbstanzündungen nichts. Peter Dutton sagte am Dienstag,
       Aktivisten und Kritiker der Asylpolitik seien für die Selbstanzündungen
       verantwortlich. Sie ermutigten die Migranten, „bestimmte Dinge zu tun“.
       Aber seine Regierung bleibe bei ihrer Linie.
       
       Die Behörden verweigern jedem, der nicht aus dem Ausland einen regulären
       Umsiedlungsantrag gestellt hat, Asyl in Australien. Flüchtlinge, die per
       Boot etwa über Indonesien versuchen, an Land zu kommen, werden zur Umkehr
       gezwungen oder in die Internierungslager abgeschoben. Wenn ihnen Asyl
       zusteht, bezahlt Australien andere Länder für die Aufnahme, etwa das
       bitterarme Kambodscha.
       
       Die Aktivisten erweckten bei den 1.200 Migranten in Nauru falsche
       Hoffnungen, dass Australien doch nachgeben werde und sie einreisen lasse,
       sagte Dutton.
       
       3 May 2016
       
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