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       # taz.de -- Trauerprotest der Berliner Syrer: Aleppo brennt und Herr S. geht vorbei
       
       > Am weltweiten Aktionstag #AleppoIsBurning wird auch in Berlin
       > demonstriert. Zwischen Syrern und Polizei kommt es dabei zu
       > Missverständnissen.
       
   IMG Bild: #AleppoIsBurning vor dem Brandenburger Tor
       
       Berlin taz | Zu spät kommen ist immer blöd. Obwohl, eigentlich bin ich ja
       gar nicht zu spät. Es ist erst 18.30 Uhr und die Veranstaltung sollte von
       17 bis 20 Uhr gehen. #AleppoIsBurning lautet der Hashtag des weltweiten
       Protestes, Aleppo brennt. Mal wieder, schon wieder. [1][Hunderte Tote]
       allein in der [2][vergangenen Woche], durch Bombenangriffe auch auf ein
       Krankenhaus. Da kann man ratlos werden. Wütend. Und jetzt, am Montagabend
       ist der Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor genau der passende Ort, um
       Ratlosigkeit, Wut, Trauer rauszulassen. Stilles Protestsitzen ist
       angekündigt.
       
       Aber irgendwie bin ich dann doch zu spät. Vorher hatte es ein Sit-in
       gegeben. Fast alle hatten Schilder oder Transparente dabei. „Save Aleppo“,
       stand da drauf. „Stop the bombing“. Oder auch: „Eure Gewissen sind hart und
       ausgetrocknet, aber die Tränen der Unschuldigen trocknen nie.“ All das kann
       ich mir später auf [3][Fotos im Internet] anschauen.
       
       Doch jetzt herrscht große Unruhe auf dem Platz. Wohl mehr als tausend
       Menschen, die meisten junge Syrer, rufen, pfeifen, gröhlen. Einige wedeln
       wild mit Tüchern über ihren Köpfen. Der Grund der Aufregung: die Polizei.
       Sie mischt sich immer wieder in die Menge und zerrt dann einen der
       Demonstranten fort.
       
       Die Berliner Polizei! Kapiert die mal wieder gar nichts? Vielleicht doch.
       Im Mannschaftswagen vor Ort sitzt ein Uniformierter mit einschlägigem
       Migrationshintergrund und ruft per Lautsprecher der Menge etwas zu. Auf
       Arabisch. Immer wieder ein Wort, das wie „Shut up!“ klingt, aber wohl ganz
       was anderes heißt. Mag sein, dass wenigstens dieser eine Polizist versteht,
       was genau vor sich geht. Ich verstehe es nicht.
       
       Es habe Rangeleien gegeben, als Kurden kamen, und die einen sie dabei haben
       wollten und die anderen nicht, erzählt ein Beobachter. Der Anmelder des
       Protestes habe Angst bekommen und deshalb die Veranstaltung vorzeitig für
       beendet erklärt, sagt eine Polizistin. „Unser Kollege, der die Sprache
       spricht“, habe den Syrern versichert, dass man nicht mit Schlagstöcken
       gegen sie vorgehen werde, sagt ein Beamter. Die Demonstranten standen
       dicht, tanzten wild und laut, und die Polizei habe offenbar nicht
       verstanden, dass das keine Vorstufe von Krawall, sondern ein Form der
       Trauer ist, meint ein Fotograf.
       
       Und während man versucht diese kulturellen Missverständnisse zu verstehen,
       spaziert Thilo Sarrazin über den Platz. An der Menge vorbei zum
       Brandenburger Tor.
       
       3 May 2016
       
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