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       # taz.de -- Tag der Sudetendeutschen in Nürnberg: Gegen Nationalismus, pro Europa
       
       > Beim Pfingsttreffen der Sudetendeutschen wird eifrig um Einigkeit
       > geworben. Nur Bayerns Ministerpräsident Seehofer meint, austeilen zu
       > müssen.
       
   IMG Bild: Bayerns Minsterpräsident Seehofer, eingerahmt von Herman (l.) und Posselt, grantelt mal wieder
       
       Nürnberg taz | Als erster offizieller Vertreter Tschechiens trat
       Kulturminister Daniel Herman am Sonntag in Nürnberg beim Sudetendeutschen
       Tag auf. „Wir müssen versuchen, stetig an unserem gemeinsamen europäischen
       Haus weiterzubauen“, warb er in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede. „Wir
       müssen bereit sein, es gegen jeden zu verteidigen, der erneut versucht,
       Angst und Hass zu säen.“
       
       Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nannte Hermans Auftritt beim
       traditionellen Pfingsttreffen der Sudetendeutschen als „historisch“. Noch
       vor zehn Jahren sei ein solcher Besuch „undenkbar“ gewesen.
       
       Seit 1954 hält der Freistaat Bayern die Schirmherrschaft über die
       Sudetendeutschen, wie sich jene Vertriebenen nennen, die nach dem Zweiten
       Weltkrieg aufgrund der umstrittenen Beneš-Dekrete enteignet und aus der
       damaligen Tschechoslowakei vertrieben wurden. Viele von ihnen kamen nach
       Bayern.
       
       „Dieses Europa ist zutiefst gefährdet durch Nationalismus und
       Renationalisierung“, warnte auch der Sprecher der sudetendeutschen
       Volksgruppe, Bernd Posselt. Mit Blick auf den Besuch des früheren
       tschechischen Präsidenten Václav Klaus beim Parteitag der Alternative für
       Deutschland (AfD) in Stuttgart vor einem Monat erklärte der CSU-Politiker:
       „Die antieuropäischen Kräfte schließen sich zusammen, das muss auch die
       europäische Mehrheit tun.“ Denn: „Wir wollen keine Grenzen, die
       Mitteleuropa zerschneiden.“
       
       Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer selbst aber nutzte den Anlass einmal
       mehr für Seitenhiebe gegen die Kanzlerin, die er für das Erstarken der AfD
       verantwortlich machte. Außerdem bot er der Regierung in Wien seine
       Unterstützung bei der Schließung des Brenners an, sollte wieder mehr
       Flüchtlinge über den Alpenpass kommen. „Wir würden Österreich sogar mit
       bayerischer Polizei unterstützen“, behauptete Seehofer in der Welt am
       Sonntag.
       
       16 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
       ## TAGS
       
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