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       # taz.de -- Kolumne #Waterloo in Stockholm 1: Der Regenbogen ist erlaubt
       
       > Flaggenpolitik beim Eurovision Song Contest: Alles darf wehen, nur die
       > Fahnen Palästinas, Kataloniens, Schottlands und Nordzyperns nicht.
       
   IMG Bild: Dürfen immer und überall wehen: Fahnen des ESC
       
       Stockholm taz | Hier in Stockholm ist es warm, knallige Sonne bescheint die
       diesjährige Gastgeberstadt des Eurovision Song Contest. Das Finale am 14
       Mai, Pfingstsamstag, muss vorbereitet werden, die Proben haben in der
       ziemlich großen Globen-Arena begonnen. Vieles muss geklärt, geübt,
       balanciert, neu justiert werden. Kamerapositionen, Künstlermikros oder
       Lichtspots. Geklärt ist immerhin eine politische Frage, die um die Flagge
       während der Übertragungen.
       
       Hier muss man wissen, dass die Finalshows (und die Qualifikationsrunden am
       10. und 12. Mai) von der Regie des ESC seit 1998 als ästhetisches
       Gesamtpaket verstanden werden: Das Publikum in der Halle wird gern von den
       Kameras ins Bild genommen – nicht nur als Kamerafutter, um Umbaupausen zu
       überbrücken, sondern um zu zeigen, dass sehr viele Fans aus allen möglichen
       Ländern angereist sind. Und vor allem die Hardcore-Fans im Parkett
       schwenken gern Flaggen, die Hoheitszeichen der Länder, die sie unterstützen
       oder aus denen sie kommen.
       
       Nun musste die European Broadcasting Union (EBU) [1][eine Art Flaggenukas
       erlassen]: Bei den Flaggen ist [2][nicht alles erlaubt]. Nur die der 42
       Teilnehmerländer, aber nicht etwa die Fahnen Palästinas, Kataloniens,
       Schottlands oder Nordzyperns dürfen geschwenkt werden.
       
       Von den palästinensischen Autonomiebehörden kam tüchtiger Protest
       („unglaubliche Diskriminierung“, „schlimm“, „gemein“, „üble zionistische
       Verschwörung, dieser ESC“, „lassen wir nicht mehr bieten“ o.ä.) – eine
       reine Promotionmaßnahme gleichwohl, denn kein palästinensischer Sender ist
       Mitglied der EBU. Was nicht an der Geographie liegt, die EBU hat
       Shareholder über Europa hinaus, etwa Tunesien oder Israel.
       
       Eine Flaggensorte bildet freilich die Ausnahme: die mit dem Regenbogen. Nur
       vollpfostige Heterosexuelle aus der Friedensbewegung assoziieren mit ihr
       „Pace“, in Wahrheit ist es die Fahne der globalen LGBTI*-Bewegung – und
       darf von den geschätzt 5.000 schwulen Männern in der Halle herumgewedelt
       werden.
       
       Aber auch dies nur mit Einschränkung: Nicht vor den Kameras herumfuchteln
       mit den Geräten, vor allem nicht beim Beitrag Russlands. Das wäre gegen das
       Friedensgebot während des ESC. Man dürfe einfach nicht allzu krass gegen
       Sergej Lazarev unmutig werden – weil dieser Mann für Homophobie in Russland
       steht.
       
       Warum beim ESC diese eine nichtoffizielle Flagge erlaubt ist? Das ist
       Realpolitik. Würde man diese bunte Fahne nicht zeigen dürfen, gäbe es einen
       Aufstand in Stockholm. Es hieße, dem ESC die Kernidentität zu rauben. Noch
       aber ist Stockholm nur frühsommerlich, ruhig. „Come together“ lautet das
       Motto auf einem Bild mit Pusteblume.
       
       5 May 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.globearenas.se/events/detail/eurovision-song-contest-2016
   DIR [2] http://www.eurovision.de/feddersens_kommentar/ESC-2016-Kommentar-zum-Flaggenkodex-der-EBU,flaggen210.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Feddersen
       
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