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       # taz.de -- AfD und Muslime: Reden hilft
       
       > Am Montag will sich AfD-Chefin Petry mit dem Zentralrat der Muslime
       > treffen. Sie folgt einer klugen Einladung und spaltet die eigene Partei.
       
   IMG Bild: Anti-Moschee-Demonstration in Erfurt
       
       Jetzt zeigt sich, wie klug es war, die AfD zum Gespräch einzuladen: [1][Die
       Einladung von Aiman Mazyek] war souverän. Der Vorsitzende des Zentralrats
       der Muslime machte deutlich, dass er nicht zulassen will, dass die
       Rechtspopulisten die Debatte über den Islam in Deutschland an sich reißen –
       und so über die Köpfe der Betroffenen hinweg diskutieren.
       
       Ein kluger Schachzug war es auch, weil er die Partei damit in eine
       Zwickmühle bringt. Denn der rechtsnationale Flügel der AfD möchte [2][keine
       Gespräche führen], sondern „diese Lobby mit allen Mitteln bekämpfen“, wie
       es ihr Thüringer Hardliner Hans-Thomas Tillschneider unverblümt formuliert.
       
       Offiziell behauptet die AfD ja, sie habe nichts gegen Muslime, sondern nur
       gegen den Islam. Doch in der Realität bleibt von dieser Wortklauberei wenig
       übrig, denn ihr völkischer Flügel lässt wenig Zweifel daran, dass er
       Muslime grundsätzlich nicht als gleichberechtigt anzuerkennen bereit ist –
       egal, wie religiös oder liberal sie sind.
       
       Am Montag wird sich Parteichefin Frauke Petry in Berlin mit Mazyek treffen,
       während ihre Vorstandskollegin Alice Weidel in letzter Minute einen
       Rückzieher gemacht hat und dafür vom rechten Flügel bejubelt wird.
       
       ## Religionsfreiheit für Muslime unter Bedingungen?
       
       Daran lässt sich ablesen, wie gespalten die Partei ist. Und in den Ländern
       zeigt die AfD ihr wahres Gesicht. In Baden-Württemberg etwa verweigerte die
       Fraktion der neuen Landtagspräsidentin Muhterem Aras demonstrativ den
       Applaus, als diese in ihr Amt gewählt wurde. Ihre Abgeordnete Christina
       Baum nannte die Wahl der grünen Finanzexpertin einen Affront und ein
       „klares Zeichen“ für eine angebliche „Islamisierung Deutschlands“.
       
       Dabei hat sich Aras nie über ihre Religion definiert und gehört der
       Minderheit der Aleviten an, von denen sich viele gar nicht als Muslime
       betrachten.
       
       In Erfurt will die AfD den Bau einer Moschee mit Minarett verhindern, den
       die Ahmadiyya-Gemeinde dort in einem Gewerbegebiet in einem Vorort der
       Landeshauptstadt anstrebt, und arbeitet dabei eng mit dem lokalen
       Pegida-Ableger in Thüringen zusammen. Dass die Ahmadiyya-Bewegung eine
       friedliche und absolut gesetzestreue Strömung ist, deren Anhänger in ihrem
       Herkunftsland Pakistan von Fundamentalisten als „Abtrünnige“ angefeindet
       und verfolgt werden, solche Feinheiten interessieren Thüringens AfD-Chef
       Björn Höcke nicht.
       
       Er fordert, die Religionsfreiheit für Muslime an Bedingungen zu knüpfen und
       den Bau von Moscheen grundsätzlich von Volksabstimmungen abhängig zu
       machen. Die baden-württembergische AfD-Chefin Alice Weidel fordert auf
       ihrer Facebook-Seite sogar dazu auf, die Ahmadiyya-Gemeinde insgesamt zu
       verbieten.
       
       ## Grundgesetz als Geschenk
       
       Ein Treffen von Frauke Petry mit Aiman Mayzek wird an diesen verhärteten
       Fronten nichts ändern, und das Ergebnis steht schon von vornherein fest.
       Petry wird auch danach behaupten, der Islam sei nicht mit dem Grundgesetz
       vereinbar. Und Mazyek wird erwidern, es sei vielmehr die AfD, deren
       Vorstellungen der Verfassung widersprechen, und ihr Rassismus vorwerfen.
       
       Trotzdem kann ein solches Treffen ein Mittel sein, um all den Lügen,
       Verleumdungen und Halbwahrheiten der AfD etwas entgegenzusetzen. Wie man in
       so ein Treffen mit AfD-Politikern geht, hat unlängst die
       integrationspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Cemile Giousouf,
       vorgemacht.
       
       Sie ist die erste muslimische Abgeordnete ihrer Partei im Bundestag,
       unlängst traf sie zu einem Streitgespräch mit AfD-Chefin Frauke Petry
       zusammen. Zur Begrüßung brachte sie ihr ein kleines, aber symbolträchtiges
       Geschenk mit: das Grundgesetz. Darin wird auf die Menschenwürde und die
       Religionsfreiheit verwiesen.
       
       20 May 2016
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
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