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       # taz.de -- Vorsichtige Zweifel am Sinn des Schwerlastterminals: Bremerhavens Zukunft auf Eis gelegt
       
       > Ein Gericht hat einen Baustopp für das Bremerhavener Offshore-Terminal
       > verhängt. Damit ist die Zukunft des Hafenprojekts ungewiss.
       
   IMG Bild: Ungewiss, wie es hier nach dem Baustopp weitergeht: Bremerhaven.
       
       BREMEN taz | Das Bremer Verwaltungsgericht hat den Bau des
       Offshore-Terminals Bremerhaven gestoppt. Das Gericht hatte am Mittwoch in
       einem Eilverfahren angekündigt, dass der Planfeststellungsbeschluss
       möglicherweise nicht rechtmäßig ist und deshalb aufgehoben wird. Denn nicht
       das Land Bremen sei für das Genehmigungsverfahren zuständig, sondern die
       Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
       
       Für die Bremer Grünen gilt das Terminal als ein wichtiger Baustein für die
       Energiewende. Von dort aus sollen große Bauteile für Windenergieanlagen in
       die Nordsee transportiert werden. Bremens Umweltsenator Joachim Lohse
       (Grüne) hatte die „sofortige Vollziehbarkeit“ des Baus angeordnet. Der
       Naturschutzverband BUND klagt in einem gesonderten Eilverfahren gegen denn
       Bau des Schwerlasthafens, weil sie diesen angesichts der aktuellen
       wirtschaftlichen Entwicklungen in der Windkraftbranche für überflüssig
       hält. Diesem gab das Gericht am Mittwoch statt.
       
       Vor allem weil sich der Siemens-Konzern wenige Kilometer entfernt in
       Cuxhaven für die Produktion von Windkraftturbinen entschieden hat, fordert
       der BUND eine Neuausrichtung: „Die wirtschaftspolitische Förderung
       Bremerhavens kann man sinnvoller gestalten –ohne solche gravierenden
       Auswirkungen auf die Natur“, sagt BUND-Geschäftsführer Martin Rode.
       
       Neben der Frage der Zuständigkeit für solche Eingriffe in
       Bundeswasserstraßen begründete das Gericht seinen Beschluss zudem mit
       umweltpolitischen Bedenken: Die geplante Fläche des Terminals liege
       vollständig im speziellen Schutzgebiet der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
       Weser bei Bremerhaven sowie teilweise im europäischen Vogelschutzgebiet
       Luneplate, heißt es in dem Gerichtsbeschluss. Das geplante Bauvorhaben
       führe dort „zu erheblichen Beeinträchtigungen einiger Erhaltungs- und
       Schutzziele“. Die aus Sicht des Senats umfangreich dargestellte
       Eilbedürftigkeit rechtfertige es jedenfalls nicht, vollendete Tatsachen zu
       schaffen.
       
       In der Koalition herrschte gestern nachdenkliches Schweigen zu dem Thema.
       Sogar die Frage, ob Beschwerde gegen die Eilentscheidung vor dem OVG
       eingelegt werden soll, ließ Wirtschaftssenator Martin Günthner offen,
       Bürgermeister Carsten Sieling (beide SPD) sagte, man müsse den Beschluss
       des Verwaltungsgerichts „genau prüfen“. Der grüne Umweltsenator Lohse
       wollte sich überhaupt nicht äußern und verwies wiederum auf den
       Wirtschaftssenator.
       
       Der wiederum räumte ein, der Gerichtsbeschluss sei ein „herber Rückschlag“,
       ließ aber die Frage offen, ob sich das Projekt von diesem Rückschlag
       erholen werde. Aus Sicht des Bremer Senats ist Eile geboten, damit sich
       interessierte Unternehmen nicht nach dem Vorbild von Siemens nach Cuxhaven
       orientieren.
       
       Wann in der Hauptsache vor dem Verwaltungsgericht entschieden wird, ist
       noch offen. „Möglicherweise noch in diesem Jahr“, sagt eine
       Gerichtssprecherin. Solange es unklar bleibt, ob überhaupt das
       Bremerhavener Terminal überhaupt kommt, dürfte Cuxhavens Vorsprung wachsen.
       Die Fraktionsvorsitzende der Bremer Grünen, Maike Schäfer, sagte gestern,
       es müsse nun analysiert werden, ob das Offshore-Terminal weiterhin Chancen
       auf eine erfolgreiche Entwicklung habe. Der hafenpolitische Sprecher der
       SPD Elias Tsartilidis aus Bremerhaven erklärte: „Der Beschluss des VG
       ändert an der Sache nichts.“
       
       Die Fraktion der Linken, die früher noch aus arbeitsmarktpolitischen
       Gründen eher für die Offshore-Pläne war, distanzierte sich vom Vorhaben:
       Für Nelson Janßen, den Bremerhavener umweltpolitischen Sprecher, ist das
       Projekt „von den wirtschaftlichen Entwicklungen und energiepolitischen
       Entscheidungen längst überholt“ worden. In der Branche würden Arbeitsplätze
       abgebaut, niemand glaube mehr ernsthaft an die prognostizierten 5.100
       zusätzlichen Arbeitsplätze. Die Handelskammer Bremen bezeichnete den
       Baustopp als herben Schlag für Bremerhaven.
       
       19 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Wolschner
       
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