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       # taz.de -- Digitalisierung von Kulturerbe: Per Mausklick an den Altar
       
       > Der Pergamonaltar ist wieder zugänglich. Voll digital und in 3-D. Das
       > Pergamonmuseum setzt auf Virtuelles. Ist das die Idee der Zukunft?
       
   IMG Bild: Mythisch kämpfen Götter und Giganten am Sockel des Pergamonaltars – künftig digital reproduziert
       
       Es klickt. Die Stufen des Pergamonaltars sind zu sehen. Es klickt erneut.
       Die Perspektive zoomt in das Relief, das den Sockel des 2.000 Jahre alten
       Meisterwerks hellenischer Kunst schmückt. Es klickt wieder. Der Kampf der
       Götter nimmt Form an. Eindrucksvoll bewegt sich die Maus durch die
       3-D-Welt.
       
       Der Pergamonaltar wurde aufwändig in einem 3-D-Modell digitalisiert, das am
       Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das alles ist auf einer
       großen Leinwand zu sehen, die in einem 23 Meter hohen kreisrunden
       Kuppelraum aufgebaut ist. Der Altar scheint so nah – und doch sind wir
       nicht da. Denn nicht im Pergamonmuseum, sondern im Alten Museum wird
       präsentiert. Die Pressemenschen sind somit vor Ort – ohne vor Ort zu sein.
       
       Stellen wir uns vor, dass mit dieser Digitalisierung würde Mainstream
       werden. Stellen wir uns vor, Berlin wird digitalisiert. Um mit dem Aufzug
       den Fernsehturm hochzufahren, müsste der Neuköllner nicht mehr den Kiez,
       sondern lediglich den Kanal auf seiner 3-D-Maschine wechseln. Jeder Raum
       dieser Stadt würde sich digital verdoppeln. Und multiplizieren, indem er
       via Internet begehbar gemacht werden würde. Ein Google Earth mit
       Innenperspektive. Was würde passieren?
       
       Würden die Straßen der Stadt aussterben? Würden Museumsbesucher zu Hause
       bleiben und alte Skulpturen bei Chips und Cola vom Sofa aus begutachten?
       Christina Haak von den Staatlichen Museen Berlin glaubt das nicht: Durch
       die Digitalisierung würden sich Museen nicht selber abschaffen. Zusätzliche
       Orte würden entstehen. Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Wer per
       Mausklick an den Altar kann – kann bestimmt auch bald virtuell küssen.
       
       24 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sophie Schmalz
       
       ## TAGS
       
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