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       # taz.de -- US-Präsident Obama in Hiroshima: „Eine neue Katastrophe verhindern“
       
       > An der Gedenkstätte für die Opfer der US-Atombombe bekräftigt Obama das
       > Ziel einer Welt ohne Atomwaffen. Und sagt, dass er es nicht mehr erleben
       > wird.
       
   IMG Bild: Hiroshima am Freitag: Obama umarmt den Atomüberlebenden Shigeaki Mori
       
       Ise-Shima taz | Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Barack Obama 2009 in einer
       damals wegweisend erscheinenden Rede in Prag die Vision einer
       atomwaffenfreien Welt vorgetragen. Nicht zuletzt für diese Rede erhielt er
       im gleichen Jahr den Friedensnobelpreis.
       
       Sieben Jahre später gibt er ausgerechnet bei seinem historischem Besuch am
       Freitag in Hiroshima selbstkritisch zu, dass er dieses Ziel in seiner nun
       endenden Amtszeit nicht mehr erreichen wird. Und schlimmer noch:
       „Wahrscheinlich nicht einmal mehr in seiner Lebenszeit“, gestand er. Und
       doch bittet er die Welt um Zuversicht. „Wenn wir uns weiter bemühen, können
       wir die Möglichkeit einer neuen Katastrophe verhindern.“
       
       Es ist das erste Mal, dass ein amtierender US-Präsident nach Hiroshima
       gereist ist, um am offiziellen Mahnmal der Opfer des US-Atombombenabwurfs
       vor knapp 71 Jahren zu gedenken.
       
       Am 6. August 1945 hatten die US-Streitkräfte ihre erste Atombombe
       abgeworfen. Sie explodierte etwa 600 Meter über der Innenstadt von
       Hiroshima, fast genau über der Stelle, an der Obama am Freitag seine Rede
       hielt. „Der Tod kam vom Himmel und die Welt veränderte sich“, begann Obama.
       „Heute verbringen die Kinder dieser Stadt ihre Tage in Frieden.“ Im
       Friedenspark der japanischen Hafenstadt legte Obama einen Kranz mit weißen
       Blumen nieder.
       
       ## „Ihm nehme ich das Bemühen ab“
       
       Wie zuvor angekündigt entschuldigte sich Obama nicht für den Abwurf der
       Bomben – auch nicht bei den Opfern. „Wir gedenken aller Unschuldigen, die
       während dieses Krieges ums Leben gekommen sind“, sagte er. Er warnte in
       seiner knapp zwangzigminütigen Rede vor allem vor den Folgen eines neuen
       Nuklearkriegs. Die Staaten mit Atomwaffen müssten den Mut aufbringen, der
       Logik der Angst zu entkommen und eine Welt ohne Atombombe zu schaffen.
       
       Japans Premierminister Shinzo Abe nickte zustimmend. „Es ist unsere Pflicht
       eine Welt ohne Atomwaffen zu schaffen“, sagte Abe nach der Rede des
       US-Präsidenten. „Egal wie lange das dauert oder schwer das auch sein mag.“
       
       Kritiker des rechtskonservativen Premiers hatten befürchtet, Abe könnte
       Obamas Hiroshima-Besuch dafür nutzen, Japan als Opfer zu stilisieren. Doch
       mit Geschichtsrevisionismus hielt sich Abe diesmal zurück.
       
       Auch die anwesenden Überlebenden nahmen Obamas Rede positiv auf. „Es ist
       genau die selbstkritische Art, die den US-Präsidenden so glaubwürdig
       macht“, sagte im Anschluss der Rede Keiko Ogura, die als Achtjährige den
       Abwurf der Atombombe trotz schwerer Verletzungen überlebte. „Ihm nehme ich
       sein Bemühen ab.“
       
       27 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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