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       # taz.de -- Maxim Biller über acht Jahre Arbeit: „Ich bin der Gladiator für Literatur“
       
       > Er hat viel Kritik einstecken müssen: „Streberprosa“, „Anpassungsreflex“,
       > „Vaterproblem“. Maxim Biller will jetzt weniger verbiestert sein.
       
   IMG Bild: Maxim Biller: „Ich bin glücklich, dass die Realität die poetische Wahrheit des Romans belegt“
       
       taz: Herr Biller, Sie haben acht Jahre an Ihrem neuen Roman geschrieben … 
       
       Maxim Biller: Halt. Das stimmt so nicht! Ich habe fünf Jahre geschrieben,
       danach ein Jahr Pause gemacht und dann noch zwei Jahre redigiert.
       
       Sie haben also über einen Zeitraum von acht Jahren an Ihrem Roman
       gearbeitet. Haben Sie jemals ans Aufgeben gedacht? 
       
       Überhaupt nicht. Ich habe jeden Tag meine Seite geschrieben. Während ich
       redigiert habe, fing aber das „Literarische Quartett“ an. Seit der
       Pilotsendung im April 2015 habe ich praktisch eine 7-Tage-Arbeitswoche.
       Manchmal dachte ich, dass ich nicht mehr kann, dass mir das alles zu viel
       wird. Aber als ich den letzten Satz geschrieben habe, den ich mehr oder
       weniger schon immer geahnt hatte, dachte ich nur: Toll, ich habe es
       geschafft.
       
       Haben Sie gefeiert? Was war das für ein Gefühl? 
       
       Ich war an diesem Tag in der Charité, im Krankenhaus. Ich hatte Hunger
       bekommen, wollte mir ein Brot abschneiden, bin mit dem Messer abgerutscht
       und habe mir tief in den Finger geschnitten.
       
       Klingt freudianisch. Das war doch kein Zufall? 
       
       Nein. Das Messer war einfach sehr scharf.
       
       Hm. 
       
       Das war einfach ein superscharfes Messer von der Hofpfisterei, von dem ich
       seit Jahren wusste, dass da mal etwas passieren wird.
       
       In der Süddeutschen Zeitung wurde Ihr Roman verrissen: „Das Ergebnis sind
       900 Seiten ,Biografie' – eine hochtourig leerlaufende Stilübung ohne
       erzählerischen Zusammenhang.“ Bekommt man bei solch einer
       niederschmetternden Kritik nicht Gewaltfantasien? 
       
       Überhaupt nicht. Im Gegenteil: Das, was ich in diesem Buch thematisiere,
       wurde wahr. Ich spreche davon, dass eigentlich zwischen Deutschen und Juden
       nichts gelöst ist. Mir sind die Figuren meines Romans in Gestalt seiner
       deutschen Kritiker plötzlich ganz real entgegen getreten. Es gibt ja eine
       Figur in dem Roman, die heißt Claus die Kanaille. Dieser Claus Müller ist
       der Enkel eines Zentrum-Politikers, der in der Weimarer Republik sehr viel
       Einfluss hatte und von den Nazis sofort ins KZ gesteckt wurde. Eigentlich
       also ein Widerstandskämpfer. Aber Claus die Kanaille ist der Meinung, dass
       er nur deshalb die Widerstandsgeschichte seiner Familie nicht schreiben
       kann, weil die Erinnerung an den Holocaust von den Juden dominiert wird.
       Genau das steht in jeder zweiten Kritik meines Romans. Wie kann sich dieser
       Biller erlauben, uns seine Deutung des Holocaust und seiner Folgen zu
       diktieren? Und wieso haben diese Leute, die gefälligst unter dem Holocaust
       zu leiden haben, auch noch so viel Sex? Und außerdem stehen da irgendwie zu
       viele jüdische Worte drin! Das zu erleben ist eigentlich ein Triumph. Ich
       bin wahnsinnig glücklich, dass die Realität die poetische Wahrheit des
       Romans belegt.
       
       Das hört sich ein wenig wie in Georg Diez’ Kolumne auf Spiegel Online an,
       der hinter allen Verrissen Ihres Buches eine antisemitische Verschwörung
       vermutet.
       
       Antisemitische Verschwörung hat er nicht geschrieben.
       
       Stimmt. Er hat geschrieben: „Da haben sie mal das pralle, grelle, geile
       jüdische Leben, auf das die Deutschen sonst so klezmerstolz sind, und dann
       gefällt es ihnen doch nicht, weil es so prall, so grell, so geil ist. Sie
       sehen Biller nicht als einen der ihren, sie müssen ihn kleinmachen und ihm
       sogar das Etikett Schriftsteller entziehen. Im Grunde aber rezensieren sie
       vor allem ihre eigenen Vorurteile.“ 
       
       Es gibt keine antisemitische Verschwörung. Aber eines ist ganz klar: Für
       den deutschen Halbintellektuellen aus der Provinz – und das sind bei uns
       zurzeit leider die meisten Dichter, Denker und Journalisten – sind die
       Opfer des Nationalsozialismus, die toten Juden, jene, die sie mögen. Wenn
       aber ein lebender Jude heute über lebende Juden schreibt, dann kommen sie
       nicht damit klar. Sie mögen die toten, aber sie mögen nicht die lebenden
       Juden.
       
       Bezieht sich das auch auf die Literaturkritiker? 
       
       Es gibt einige unter ihnen, die keine guten Germanisten geworden sind,
       jetzt aber ein bisschen Öffentlichkeit haben, die in der Regel keinen
       geraden Satz und keinen Text schreiben können, der klar strukturiert ist –
       und diese Wenigen verbindet fast zwangsläufig, dass sie mit dem Fremden,
       der eigentlich zu ihnen gehört, nichts anfangen können. Aber so etwas
       passiert eben, wenn man eine sehr ähnliche Herkunft, Prägung, Sozialisation
       und wahrscheinlich auch noch Großväter hat, die in der gleichen Kompanie
       gedient haben.
       
       Vor zwei Jahren haben Sie einen Essay veröffentlicht, in dem Sie schrieben,
       dass die deutsche Gegenwartsliteratur langweilig sei, weil die Enkel der
       Nazi-Generation noch immer bestimmen, was verlegt und gelesen wird. 
       
       Und ich habe geschrieben, dass sich die Migranten diesem Konformitätsdruck
       widersetzen, dass sie ihre eigenen Geschichten erzählen sollen. Sie, die
       Migranten, sollen sich nicht anpassen, sollen keine langweilige,
       opportunistische deutsche Streber- und Stipendiaten-Prosa schreiben.
       
       Saša Stanišić haben Sie in diesem Artikel vorgeworfen, dass er einen Roman
       über ein Dorf in der Uckermark geschrieben hat. Weshalb darf er nicht über
       die Uckermark schreiben? 
       
       Weil er keine Ahnung von der Uckermark hat – und wenn, dann nur wie ein
       Tourist, wie ein siebengescheiter Reiseschriftsteller. Er war natürlich
       richtig sauer auf mich. Es gibt immer wieder Menschen, die nach Deutschland
       kommen, und die wollen dann unbedingt dazugehören. Aber wenn sie älter
       werden, werden sie schon merken, dass das nicht funktioniert. Statt aus der
       Not eine Tugend zu machen, versuchen sie sozusagen ihre Gesichter weiß zu
       malen.
       
       Der Literaturkritiker Ijoma Mangold hat in der Zeit eine Erwiderung
       geschrieben: „In Billers Argument steckt auch eine verteufelte positive
       Diskriminierung: Der Autor mit Migrationshintergrund ist nämlich nicht mehr
       frei, den Stoff aufzugreifen, der seinen Formvorstellungen den größten
       Spielraum eröffnet, statt dessen ist seine Herkunft sein literarisches
       Schicksal!“ 
       
       Sehen Sie, da ist er wieder, dieser übertriebene, freiwillige
       Anpassungsreflex! Es ist keine Diskriminierung, wenn ich zu jemandem sage,
       schreibe über das, was du kennst, und nicht über das, wohin du willst. Die
       deutsche Gegenwartsliteratur ist seit Jahrzehnten erstarrt, weil sie,
       anders als es zum Beispiel in Amerika seit hundert Jahren geschieht, keine
       neuen kosmopolitischen Stimmen zulässt. Ich kämpfe gegen all die
       machthungrigen, unsouveränen Literatur-Ajatollahs, die meinen, dass die
       deutsche Literatur kalt, langweilig und unverständlich sein muss, ich
       kämpfe gegen ein System, dass nur ein monoethnisches Geraune zulässt.
       
       Im „Literarischen Quartett“, haben Sie in einem Interview gesagt, „bin ich
       nur eine Art Kunstfigur. Das würden Sie schnell merken, wenn Sie mich
       privat kennen würden.“ Was für eine Kunstfigur spielen Sie da? Den Bad Boy
       der Literaturszene? 
       
       Das war nicht ganz richtig: Ich verstelle mich ja nicht. Mein Job dort ist,
       erstens klar zu denken und zweitens mich nicht zu kontrollieren. Ich bin
       der ZDF-Gladiator, der für Literatur zuständig ist.
       
       Haben Sie überhaupt kein schlechtes Gewissen, wenn Sie die Arbeit und das
       Werk eines Autorenkollegen öffentlich zerreißen? 
       
       Wenn ich versuche, ein Buch von jemandem zu kritisieren, dann kann es schon
       sein, dass er danach große Schmerzen hat. Gemeint ist aber nie er
       persönlich. Es geht immer um sein Produkt, um den Roman. Und sein nächstes
       Buch kann ich schon wieder ganz toll finden. Saša Stanišić zum Beispiel hat
       gerade ein paar geniale Erzählungen den Deutschen hingeschleudert. Nein,
       dieser innere Aufruhr, den ich spüre, ist nie gegen den Autor gerichtet.
       
       Was haben Sie von Marcel Reich-Ranicki im Hinblick auf die Sendung gelernt? 
       
       Wie gesagt: mich nicht zu kontrollieren. Keine Angst vor niemandem zu
       haben, sich nicht einschüchtern lassen von den siebeneinhalb Kollegen, die
       ihre blasierten Nasen darüber rümpfen, wenn Leute über Literatur fast so
       verrückt reden wie über Fußball.
       
       Im Gegensatz zu Reich-Ranicki scheinen Sie Thomas Mann zu hassen. Sie
       arbeiten sich an ihm seit Ihrem Studium ab. Wer jemanden so sehr hasst,
       vermute ich, der liebt ihn doch in Wirklichkeit? 
       
       Nein, wirklich nicht. Es geht ja auch gar nicht um Thomas Mann, sondern
       darum, warum dieser schlechte Schriftsteller, der besser ein Parfumeur
       geworden wäre, heute in Deutschland so populär ist. Die Leute machen nur
       den zu ihrem Gott, in diesem Fall zu ihrem literarischen Gott, in dem sie
       sich wiedererkennen können. Und in wem erkennen sie sich da wieder? In
       einem karrieristischen Bürger, der vollkommen unehrlich mit seiner
       sexuellen Orientierung umgeht und heimlich die Juden hasst, sich aber
       natürlich irgendwann nicht mehr traut, das offen zu schreiben, außer in
       seinen Tagebüchern, und der eines Tages auch noch beschließt, nicht mehr
       Monarchist und Extrem-Nationalist zu sein, sondern für die Republik zu
       sein, der also über Nacht bei seiner politischen Orientierung völlig
       umschaltet und plötzlich ein Verfassungsdemokrat wird. Das ist ganz einfach
       die Geschichte von 90 Prozent der Deutschen nach dem Krieg. Deshalb ist er
       für sie ein Gott.
       
       Warum war er dann auch für Marcel Reich-Ranicki ein Gott? 
       
       Weil Marcel Reich-Ranicki ein typischer Weimarer Jude war, der wahnsinnig
       gerne ein Deutscher gewesen wäre, es aber nicht sein durfte. Er hat Wagner
       geliebt, er hat Thomas Mann geliebt, und wenn er religiös gewesen wäre,
       wäre in seiner Synagoge bestimmt Orgel gespielt worden. Aber er hatte nicht
       die Chance, sich komplett zu assimilieren, er durfte es nicht.
       
       Was ist jüdisch an Ihnen? 
       
       Der Humor und das ständige Nachdenken darüber, was eigentlich jüdisch ist.
       
       Was ist tschechisch? 
       
       Meine Erinnerungen, die Kinderbücher, die ich gelesen habe. Aber auch die
       Erwachsenenbücher, die ich bis heute lese, und dieser geniale tschechische
       Humor. Und ich habe einen sehr großen Platz für Prag in meinem Herzen.
       
       Und was deutsch? 
       
       Ich glaube, dass ich früher deutscher war. Ich bin leider in den dunklen,
       bösen, dogmatischen siebziger Jahren in Deutschland sozialisiert worden.
       Ich war eine Zeit lang ein bisschen verbiestert und zu ernst. Ich hoffe,
       dass ich es jetzt weniger bin. Aber wahrscheinlich habe ich das auch noch
       in mir drin.
       
       Würden Sie sich einen deutschen Schriftsteller nennen? 
       
       Auf jeden Fall. Deutsch ist an mir eben auch meine Literatur. Und jetzt
       kommt ein kleines, schmutziges Geheimnis: Vor 15 Jahren habe ich in meinem
       Wikipedia-Eintrag folgenden Satz über mich geschrieben: „Sein erster
       Erzählband ‚Wenn ich reich und tot bin‘ (1990) wurde in der Süddeutschen
       Zeitung als 'Wiederkehr der jüdischen Literatur nach Deutschland’
       bezeichnet.“ Die Süddeutsche Zeitung hat einen solchen Blödsinn natürlich
       nie geschrieben. Steht aber so bis heute bei Wikipedia drin.
       
       Weshalb haben Sie das gemacht? 
       
       Ich wollte herausfinden, wie lange es dauert, bis die Digital-Analphabeten
       von Wikipedia das wieder entfernen. Außerdem beweist es, dass man im
       Journalismus nicht mehr anständig recherchiert. Dazu müsste man nämlich das
       altmodische, analoge und sehr tolle Archiv der Süddeutschen kontaktieren.
       Hat aber keiner gemacht. Bis heute zitieren viele diesen Satz genüsslich in
       ihren Artikeln und Rezensionen. Dass immer wieder über mich geschrieben
       wird, dass ich ein jüdischer Autor bin, zeigt leider, dass aus den
       Kritikern ihre Nazi-Großväter sprechen. Die haben es halt nicht verstanden.
       Und natürlich wird jemand wie ich niemals den Büchner-Preis bekommen, den
       kriegen ja nur die genuin deutschen Autoren. Ich bin ein lebender Jude, der
       zu viel nervt, der zu viel Unordnung macht.
       
       Sie nerven die Deutschen ja aber auch wirklich. Sie haben zum Beispiel mal
       gesagt, dass das Zusammenleben mit den kalten Deutschen, die den
       Individualismus hassen würden, wie die Existenz auf einem „Friedhof“ sei.
       Sind Sie ein Deutschlandhasser? 
       
       Ist doch ganz schön, wenn man ein Trademark, ein Alleinstellungsmerkmal
       besitzt. Im Ernst: Ich habe sehr viel stillen Rassismus in den siebziger
       und achtziger Jahren in Deutschland erlebt. Als Kind, als Jugendlicher, als
       Erwachsener. Irgendwann habe ich mir gedacht: Ihr verallgemeinert mich, und
       wisst ihr was? Ihr habt recht! Ich würde mich zwar anders verallgemeinern,
       als ihr mich verallgemeinert, aber bitte, und darum werde ich euch ab jetzt
       auch verallgemeinern. Und noch was: In Deutschland neigt man sehr schnell
       dazu, den Leuten mangelnden Corpsgeist vorzuwerfen. Das hässlichste,
       widerwärtigste, abstoßendste deutsche Wort ist „Kameradenschwein“. Man
       nennt Leute, die sich nicht dem Kollektiv, der Volksgemeinschaft
       unterwerfen, Verräter oder Kameradenschwein. So etwas erforsche und
       bekämpfe ich. Ich empfinde mich also nicht als Deutschlandhasser, ich bin
       eher ein Deutschlanderforscher.
       
       Sie leben in einem konservativ-bürgerlichen Kiez zwischen Berlin-Mitte und
       Prenzlauer Berg. Weshalb gerade dort? 
       
       Als ich 2001 hingezogen bin, war das noch nicht so. Die Normalos, die
       narzisstischen Kleinbürger, die Neo-Grünen kamen erst später. Wenn ich es
       erst einmal schön habe, dann bewege ich, wenn ich nicht muss, meinen
       Hintern nicht mehr von dort weg. So sitze ich jetzt an meinem geliebten
       Zionskirchplatz, genieße das Leben und warte auf die Re-Gentrifizierung.
       
       Wie stehen Sie zum Feminismus? 
       
       Wenn ich eine Frau wäre, stelle ich mir vor, würde ich es unerträglich
       finden, dass ich als Frau in vielen Situationen eindeutig benachteiligt
       werde. Ich würde immer sagen, dass Frauen und Männer nicht gleich sind,
       aber dennoch die gleichen Rechte haben sollten. Gleichzeitig würde ich als
       Frau wissen, dass ohne eine Revolution gar nichts geht, würde aber
       wahrscheinlich die Revolution den dogmatischen Idiotinnen überlassen und
       super gestylt die richtigen Männer suchen, die mich nicht unterdrücken
       würden.
       
       Sie würden also nicht so weit wie Kanadas Premierminister Justin Trudeau
       gehen, der sich als Feminist bezeichnet hat? 
       
       Sicherlich nicht. Der hat wahrscheinlich ein Vaterproblem.
       
       Und Sie sind ein guter Vater? 
       
       Ich weiß nicht, ob ich ein guter Vater bin. Ich habe eine Tochter und kann
       sagen, dass wir uns wirklich sehr gut verstehen. Sie ist ungefähr der
       einzige Mensch auf der Welt, den ich nie belehrt habe, den ich nie zu etwas
       überreden wollte. Dennoch habe ich natürlich darauf geachtet, dass sie
       nicht komplett orientierungslos durch den Orbit kreist.
       
       Was, denken Sie, ist Schönheit? 
       
       Auf jeden Fall etwas, das objektiv feststellbar ist. Sie ist keine
       Geschmackssache. Schönheit ist das, was wir beim Betrachten eines
       Kunstwerkes, eines Gebäudes, einer Landschaft oder eines Menschen als Glück
       empfinden – wenn wir nicht gerade irgendwelche perversen Massenmörder sind.
       Schönheit macht glücklich.
       
       Was macht Sie außerdem glücklich? 
       
       Wenn ich mich einen Tag lang, an dem ich mich gut fühle, nicht frage, wie
       schrecklich der morgige Tag werden wird.
       
       Auf Facebook haben Sie geschrieben: „Acht Jahre. Und was mache ich jetzt?“
       Und: Was machen Sie jetzt? 
       
       Ich wickle fast ein ganzes Jahrzehnt ab, mehr nicht. Zuerst muss ich die
       sieben alten Versionen von „Biografie“ wegwerfen, die sich im Regal
       stapeln, alle Notizbücher aus dieser Zeit wegschließen und nie wieder an
       diesen Roman denken. Und dann mal wieder für ein paar Wochen nach Israel
       fahren.
       
       Verfolgen Sie im Sommer die Fußballeuropameisterschaft? 
       
       Klar, ich liebe Fußball, ich habe auch immer gespielt. Ich war Stürmer. Es
       gibt ein Tor, das ich einmal geschossen habe und nie vergessen werde. Im
       Münchener Ungererbad kam eine Flanke von rechts und ich habe die Volley mit
       dem linken Fuß – ich bin Linksfuß – in den Winkel geschossen. Wochenlang
       vor dem Einschlafen habe ich immer nur an dieses geniale Tor denken müssen.
       Im Verein habe ich aber Judo gemacht und Handball gespielt.
       
       Sie haben den schwarzen Gürtel? 
       
       Es blieb beim weißen Gürtel. Beim Handball war ich besser. Ich habe im
       Rückraum gespielt und viele Tore für den ETV, den Eimsbüttler Turnverein in
       Hamburg, geworfen. Jedes Mal wenn wir gejubelt haben, haben mich die
       deutschen Jungs umarmt, als wäre ich einer von ihnen.
       
       31 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
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