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       # taz.de -- Kommentar Gauland und Boateng: Ausweitung der Kampfzone
       
       > Die Beleidigungen müssen heftiger, die Bilder drastischer, die Feinde
       > zahlreicher werden. Diesmal aber ist Gauland zu weit gegangen.
       
   IMG Bild: Jerome Boateng erhält das silberne Lorbeerblatt und die Kanzlerin strahlt: Archivbild aus dem Jahr 2014
       
       Alexander Gauland ist nicht nur der fähigste Kopf der AfD. Der Ex-CDU-Mann
       ist die Schlüsselfigur der Partei, weil er den rechtsradikalen Höcke-Flügel
       mit westdeutschen Bürgern verbindet, denen Gender-Mainstreaming und
       Multikulti zu anstrengend sind, die Rassismus aber unfein finden.
       
       Gauland verkörpert geradezu den Mythos der Partei – dass man gleichzeitig
       honoriger Konservativer sein kann und daneben ein bisschen rechtsextrem.
       Der Aufstieg der AfD verdankt sich ja genau dieser Mixtur von
       Wohlanständigkeit und Hetze.
       
       Die rhetorische Figur, die perfekt zu dem Doppelspiel der AfD passt, ist
       Provokation samt Dementi, stets vor staunend erregtem oder meist
       angewidertem Publikum. Auch der Fall Boateng, den Gauland zufolge [1][echte
       Deutsche nicht als Nachbarn ertragen wollen], scheint in dieses Muster zu
       passen: Erst die Tabuverletzung, dann Vorwürfe gegen die Medien, am Ende
       diffuses Gemurmel, [2][alles sei ein Missverständnis.]
       
       Doch dieser Fall liegt anders. Dies ist keine geschickt inszenierte
       Grenzverletzung, sondern ein ziemliches Debakel für die AfD. Denn dieser
       Fall legt den bösartigen Kern der Rechtspopulisten frei – sichtbar nicht
       nur für Rassismusexperten, sondern auch für Begriffsstutzige.
       
       Boateng, der am Sonntag Kapitän der deutschen Nationalelf war, ist für die
       Hassökonomie der Rechten das falsche Ziel. Kein Wunder, dass sich die Junge
       Freiheit, Zentralorgan der Rechtspopulisten, die Haare rauft, weil Boateng
       doch nun mal „fraglos Deutscher“ ist.
       
       Wenn die AfD gegen Flüchtlinge und Moscheen zu Felde zieht, kann sie leider
       oft auf Sympathien hoffen. Doch Boateng zum unerwünschten Fremdling im
       biodeutschen Volkskörper zu erklären, dürfte auch für konservative
       Zeitgenossen als das erkennbar sein, was es ist: Rassismus.
       
       Der Fall Boateng ist für die Rechtspopulisten ein Propaganda-GAU. Denn er
       erhellt schlaglichtartig die Logik der populistischen Rhetorik. Die
       Kampfzone muss ausgeweitet werden. Die Beleidigungen müssen heftiger, die
       Bilder drastischer, die Feinde zahlreicher werden. Gauland & Co zielen
       nicht mehr nur auf Migranten und Muslime, sie machen Stimmung gegen alles,
       was nicht ethnisch deutsch ist.
       
       Das ist nicht mehr nur rechtspopulistisch. Die AfD ist unter Gaulands
       Führung auf dem Weg zur völkischen Partei. Und zur radikalen Sekte.
       
       31 May 2016
       
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