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       # taz.de -- Europa-League-Finale Liverpool-Sevilla: Endspiele kann er nicht
       
       > Liverpool dominiert das Finale gegen Sevilla und geht in Führung. Dann
       > stellt die Mannschaft das Fußballspielen ein. Und die Spanier verteidigen
       > den Titel.
       
   IMG Bild: Bitter: Jürgen Klopp nach dem Abpfiff
       
       Basel dpa | Nach seinem fünften verlorenen Pokalendspiel zwang sich Jürgen
       Klopp zum Zweckoptimismus. „Es ist bislang so, dass keine Fehlentscheidung
       in keinem Finale je zu meinen Gunsten war. Das wird sich auch ändern. Wir
       müssen nur noch ein paar Mal in ein Finale kommen“, sagte der Coach des FC
       Liverpool nach dem 1:3 (1:0) gegen den FC Sevilla.
       
       Den verpassten Triumph in der Europa League kreidete Klopp zu einem großen
       Teil dem Schiedsrichter an, der zwei Elfmeter nicht gab – zu Unrecht, wie
       Klopp fand. Allerdings war das für ihn nicht der einzige Grund für die
       Niederlage. „Nummer eins aller Maßnahmen nach einem verlorenen Spiel ist
       Selbstkritik. Und die ist noch nicht abgeschlossen“, betonte der 48 Jahre
       alte Fußball-Trainer.
       
       Durch die Niederlage verpasste Liverpool die letzte Chance auf
       Europapokal-Spiele in der kommenden Saison. Sevilla dagegen markierte mit
       dem dritten Europa-League-Triumph in Serie einen Rekord und qualifizierte
       sich für die Champions League.
       
       Nach einer über weite Strecken dominanten ersten Halbzeit und der
       verdienten Führung durch Daniel Sturridge (35. Minute) brach Liverpool in
       der zweiten Hälfte zusammen. Sevillas Kevin Gameiro drückte den Ball schon
       nach 17 Sekunden zum Ausgleich über die Linie – und die Engländer hörten
       auf zu spielen.
       
       ## Team und Zuschauer geschockt
       
       „In diesem Moment haben wir den Glauben an uns und unsere Spielweise
       verloren“, analysierte Klopp. „Nicht nur das Team war geschockt durch diese
       Situation, auch die Zuschauer.“ So sehr sogar, dass Klopp die Anhänger des
       Traditionsklubs vehement zu mehr Unterstützung aufforderte und nach der
       geringen Resonanz scheinbar frustriert abdrehte. „Bis zum 1:1 hatten wir
       eine großartige Atmosphäre, aber dann hat Sevilla das Spiel übernommen.“
       
       Verärgert war Klopp über Schiedsrichter Jonas Eriksson, der den Briten zwei
       mögliche Hand- und einen potenziellen Foulelfmeter nicht zusprach. Sevillas
       Kapitän Coke nach dem 2:1 (64.) auch das 3:1 (70.) aus abseitsverdächtiger
       Position anzuerkennen, war aber definitiv die korrekte Entscheidung – der
       Ball kam von Liverpools Philippe Coutinho. Zuvor hatte sich Nationalspieler
       Emre Can einen schlimmen Ballverlust erlaubt.
       
       „Es gibt größere Probleme im Leben als dieses hier. Auch wenn es sich im
       Moment nicht so anfühlt. Es ist hart“, sagte Klopp, versprach aber: „Wir
       werden wiederkommen.“
       
       ## Klopps magere Endspielbilanz:
       
       Seit dem 5:2 mit Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München 2012 hat
       Klopp kein Finale mehr gewonnen. Fünf Mal gab es seiter für ihn nur Silber.
       
       2016 – Europa League: 1:3 gegen den FC Sevilla
       
       In Basel läuft viel für den FC Liverpool. Jürgen Klopps Team ist besser als
       Gegner Sevilla, hat die klaren Chancen und geht verdient in Führung. Doch
       nur 17 Sekunden nach der Halbzeit gleichen die Spanier aus – und Liverpool
       bricht zusammen.
       
       2016 – Ligapokal: 2:4 n.E. gegen Manchester City
       
       Rückstand, später Ausgleich, schwaches Elfmeterschießen – so lässt sich
       Klopps erstes Finale als Trainer in Liverpool zusammenfassen. Gegen
       Manchester City scheitern drei Profis der Reds vom Punkt, nur Emre Can
       bringt den Ball im Tor unter. Das ist zu wenig.
       
       2015 – DFB-Pokal: 1:3 gegen den VfL Wolfsburg
       
       Klopps letztes Spiel als Coach von Borussia Dortmund, Berlin, Pokalfinale:
       Alles ist angerichtet für ein Happy-End. Doch Wolfsburg gibt den
       Partycrasher. Noch einmal um den Borsigplatz fahren mit dem Pokal – dieser
       Wunsch bleibt Klopp zum Abschied verwehrt.
       
       2014 – DFB-Pokal: 0:2 gegen den FC Bayern München
       
       Eine Führung für den BVB und die Partie wäre wohl nicht so klar an den
       Rekordmeister gegangen. Ein Kopfballtor von Mats Hummels bekommt aber keine
       Anerkennung, die Torlinientechnologie dafür neue Argumente. Das hilft weder
       Dortmund noch Klopp – wieder verloren.
       
       2013 – Champions League: 1:2 gegen den FC Bayern München
       
       In Wembley duellieren sich die beiden besten deutschen Teams um Europas
       Krone. Ein Spiel auf Augenhöhe. Führung Bayern, Ausgleich Dortmund. Dann
       ein langer Ball von Boateng, etwas Gewurstel von Ribery, Robben steht frei
       vor Weidenfeller. Frust und Tränen folgen.
       
       2012 – DFB-Pokal: 5:2 gegen den FC Bayern München
       
       Dortmund ist Meister, die Bayern sind gereizt. Im Finale wollen die
       Münchener die Verhältnisse geraderücken. Den Abend behalten sie lange in
       Erinnerung. Der BVB zerlegt die Roten nach allen Regeln der Kunst, holt das
       Double – und Klopp den bislang letzten Pokalsieg.
       
       19 May 2016
       
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