# taz.de -- Fotojournalist über Kriegsszenen: „Syrer haben diese Bilder erlebt“
> Ein Fotojournalist möchte Aufnahmen aus Syrien an der Berliner Mauer
> anbringen. Kai Wiedenhöfer über Syrien, Zerstörung und Erinnerung.
IMG Bild: Hier noch ohne die Bilderschau: die East Side Gallery in Berlin
taz: Herr Wiedenhöfer, [1][warum wollen Sie den Syrienkrieg nach Berlin
holen]?
Kai Wiedenhöfer: Viele Magazine tun sich mit dem Abdruck von Fotos aus
Syrien schwer. Ich möchte sie deshalb als drei mal neun Meter große
Panoramaposter auf die Berliner Mauer kleben. Das ist ein sehr
demokratischer Ausstellungsplatz, weil er öffentlich und frei zugänglich
ist. Die Fotos sehen bis zu 400.000 Menschen.
Was wollen Sie damit bewirken?
Die Besucher denken, dass sie wirklich in der zerstörten Stadt sind, wenn
sie vor den Bildern stehen. Ich habe in Jordanien und dem Libanon auch
Porträts von syrischen Kriegsverletzten gemacht. Darunter ist Sundus, ein
elfjähriges Mädchen, das auf der Straße vor ihrem Elternhaus stand, als
dieses von einer Fassbombe getroffen wurde. All ihre Verwandten sind tot.
Sie hat durch einen Splitter ihr Auge verloren. Vor der Mauer steht man
diesen Menschen direkt gegenüber. Sie sind dann mehr als bloße Zahlen.
Aber solche Bilder sieht man doch jeden Tag in den Nachrichten, oder nicht?
Man ertrinkt in der Flut von Informationen und nimmt alles nur im
Vorbeiflug wahr. Hier können die Betrachter verweilen. Zudem werde ich mit
der stern Stiftung zusammen Spenden sammeln, um Kriegsverletzten direkt zu
helfen.
Rufen Ihre Bilder bei geflüchteten Syrern nicht negative Erinnerungen wach?
Nein. Das ist eine sehr westliche Sichtweise von Menschen, die noch nie
Krieg erfahren haben. Diese Bilder haben die Syrer am eigenen Leib erlebt,
sonst wären sie nicht hier.
22 May 2016
## LINKS
DIR [1] https://www.kickstarter.com/projects/701554058/waronwall-a-new-exhibit-on-the-berlin-wall
## AUTOREN
DIR Andrea Scharpen
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