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       # taz.de -- Das war die Woche II: Für anderes hat die SPD genug Geld
       
       > Das Berliner Fahrradgesetz der Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ ist
       > dem Senat viel zu teuer. Dabei ist „teuer“ ein relativer Begriff.
       
   IMG Bild: Bald rollen sie wieder: potenzielle Volksentscheid-UnterzeichnerInnen auf einer ADFC-Sternfahrt
       
       Zu teuer. Das ist das zentrale Argument des rot-schwarzen Senats und vor
       allem seiner SPD-geführten Verkehrsverwaltung gegen das
       Fahrrad-Volksbegehren. 60 Wissenschaftler haben am Montag in einem Brief
       seine Forderungen unterstützt, am Mittwoch stellten sich die Grünen
       dahinter und die Polizei ließ diese Woche in ungekannter Weise parkende
       Autos von Radwegen räumen. Doch SPD-Staatssekretär Christian Gaebler sagte
       ungerührt am Donnerstag dem RBB sinngemäß: Das Volksbegehren fordere zu
       schnelle Änderungen, was das Ganze zu teuer mache.
       
       Zu teuer. Ist halt immer relativ. Als Gaeblers Parteifreund Raed Saleh, der
       SPD-Fraktionschef, durchsetzte, dass nun auch die Eltern von Kleinkindern
       nichts mehr für einen Kita-Platz bezahlen müssen, selbst wenn sie auf
       Reichtümern sitzen, waren plötzlich die nötigen Millionen da. Da reichte es
       sogar dafür, noch kleinere Kita-Gruppen in Aussicht zu stellen, als
       Elternlobbyisten gefordert hatten.
       
       Unabhängig davon, ob man das nun gut oder schlecht findet – es war eine
       politische Entscheidung, Geld aus dem Landeshaushalt dafür auszugeben und
       nicht für anderes. Nicht für noch mehr Schulsanierung, nicht für mehr
       Jugendhilfe. Und eben auch nicht für ein Mehr beim Thema Radverkehr.
       Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek erinnerte die SPD jetzt zu Recht an das,
       was die Sozis selbst einräumen: dass sie 2015 noch nicht mal das selbst
       gesteckte Minimalziel erreicht haben, pro Einwohner 5 Euro für den
       Radverkehr auszugeben. Im Bundesschnitt sind es 10 Euro.
       
       Berlin hat zwar weiter fast 60 Milliarden Euro Schulden, war aber in den
       vergangenen vier Jahren in der Lage, gleichzeitig Schulden abzubauen und
       viel Geld in neue Projekte zu investieren. Warum das ausgerechnet bei der
       so viele Menschen bewegenden Forderung nach sichereren und schnelleren
       Radwegen nicht möglich sein soll, ist schleierhaft. Da drängt sich
       zwangsläufig eine Vermutung auf: dass das Thema bei der SPD denselben
       Stellenwert hat, den ihr Exkanzler Schröder mal der Familienpolitik zumaß –
       Gedöns.
       
       4 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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