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       # taz.de -- Wirtschaftskrise in Venezuela: Keine Coke, viele Probleme
       
       > Erst mangelte es an Bier, jetzt an Coca-Cola und sogar Sauerstoff: Die
       > Versorgungskrise in Venezuela nimmt dramatische Ausmaße an. Wird das
       > Militär eingreifen?
       
   IMG Bild: Fordert ein Referendum, um Präsident Maduro loszuwerden: Demonstrantin in Caracas am 11. Mai
       
       Caracas dpa | Wegen Zuckermangel muss im sozialistischen Venezuela die
       Coca-Cola-Produktion gestoppt werden. „Zuckerhersteller in Venezuela haben
       uns informiert, dass sie die Herstellung wegen des Mangels an Rohstoffen
       zeitweise stoppen müssen“, teilte Coca-Cola-Sprecherin Kerry Tressler mit.
       Das werde in den kommenden Tagen Auswirkungen auf die Produktion
       zuckerhaltiger Getränke haben. Die Produktion von Getränken wie Wasser und
       Coca-Cola Light sei nicht betroffen und laufe weiter.
       
       Man sei mit Zuliefern und Regierungsbehörden im Gespräch, „um die
       notwendigen Maßnahmen zur Lösung der Situation zu ergreifen.“ In dem Land
       mit den größten Ölreserven der Welt ist die braune Brause sehr beliebt und
       war zuletzt oft einfacher zu bekommen als Wasser, das auch zum
       Mangelprodukt wird.
       
       Zuvor hatte der größte Bierhersteller, das Unternehmen Polar, die
       Bierproduktion eingestellt. Wegen Mangel an Devisen konnte kein Gerstenmalz
       mehr aus dem Ausland bezahlt und eingeführt werden. Zudem gibt es einen
       Mangel an Medikamenten, zum Teil fehlt in Krankenhäusern Sauerstoff zur
       Beatmung von Patienten.
       
       Etwa 95 Prozent der Deviseneinnahmen speisen sich aus dem Verkauf von
       Erdöl, der ist zum einen eingebrochen, zum anderem komplett staatlich
       organisiert. Gerade private Unternehmen kommen kaum noch an Devisen. Zwar
       stieg der Ölpreis zuletzt wieder, aber in diesem Jahr liegt der Preis für
       venezolanisches Erdöl bisher bei im Schnitt 28,70 US-Dollar je Fass, nach
       44,65 Dollar 2015 und 88,42 Dollar im Jahr 2014.
       
       ## Angst vor Besetzungen
       
       Wie das Portal [1][El Nacional berichtete], bewachen Arbeiter von Polar,
       das 80 Prozent des Bieres in Venezuela produziert und der größte private
       Lebensmittelkonzern ist, die vier Produktionsstätten, weil sie eine
       Besetzung befürchten.
       
       Präsident Nicolás Maduro hat per Dekret den Ausnahmezustand verhängt und
       das Militär und von den Sozialisten kontrollierte Bürgerwehren ermächtigt,
       notfalls mit Waffengewalt die Lebensmittelversorgung im Land
       sicherzustellen.
       
       Venezuela, einst prosperierend durch die hohen Öleinnahmen, steht kurz vor
       dem Ruin. Trotzdem hält Maduro an üppigen Sozialprogrammen fest. Durch die
       höchste Inflation der Welt können die Menschen aber immer weniger für ihr
       Geld kaufen, zudem gibt es wegen Devisenmangels kaum noch ausreichend
       Lebensmittel und Medikamente, die eingeführt werden können. Die Versorgung
       wird stark rationiert, immer wieder kommt es zu Plünderungen, zudem ist die
       Gewaltrate weiter gestiegen.
       
       ## Zoff ums Referendum
       
       Mit dem Dekret werden auch Rechte des von der Opposition dominierten
       Parlaments eingeschränkt. Zudem warnte Maduro vor einer Invasion, 520.000
       Soldaten, Reservisten und Freiwillige, beteiligten sich am Wochenende an
       einer Militärübung. Oppositionsführer Henrique Capriles, der bei der
       Präsidentenwahl 2013 knapp gegen Maduro verloren hatte, betonte mit Blick
       darauf: „Den Krieg, den man in Venezuela erklären muss, ist der gegen den
       Hunger.“
       
       Der Gouverneur des Bundesstaates Miranda wirft dem Nachfolger des 2013
       gestorbenen Staatschefs Hugo Chávez vor, einen Staatsstreich zu planen, um
       das vom Oppositionsbündnis „Tisch der demokratischen Einheit“ (MUD) auf den
       Weg gebrachte Referendum zu Maduros Abwahl zu verhindern. Im Dezember hatte
       die Opposition die Parlamentswahl klar gewonnen.
       
       Die Regierung will ein Referendum noch 2016 verhindern, da es dann
       Neuwahlen geben müsste. Findet es hingegen weniger als zwei Jahre vor Ende
       des Mandats Maduros statt und er würde abgewählt, würde der Vizepräsident
       gemäß der Verfassung die Amtsgeschäfte übernehmen – derzeit ist das
       Aristóbulo Istúriz, ebenfalls Sozialist.
       
       24 May 2016
       
       ## LINKS
       
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