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       # taz.de -- Die Wahrheit: Brot in die Schlösser
       
       > Nachbarvergrämung leicht gemacht! Eine dringend notwendige Anleitung, wie
       > man die furchtbaren Bewohner von nebenan loswerden kann.
       
   IMG Bild: Mit welchen Mitteln man die von ganzem Herzen geliebten Nachbarn vergrämt, will wohlüberlegt sein
       
       Was tun, wenn einem der böse Nachbar nicht gefällt? Was tun, wenn dieser
       Nachbar auch noch Gauland heißt? Eine heikle Frage, denn wer einmal
       versucht hat, einen unliebsamen Nachbarn loszuwerden, der weiß, wie schwer
       es ist, einen Problemnachbarn erfolgreich zum Umzug zu bewegen. Da hilft
       nur eines: professionelle Hilfe, man muss einen qualifizierten
       Nachbarvergrämer einschalten!
       
       Vergrämung ist ein Ausdruck aus der Jägersprache und bedeutet das
       dauerhafte Vertreiben und Fernhalten von unerwünschtem Wild: Tauben,
       Maulwürfe, Marder und Problembären. Mittlerweile hat sich allerdings die
       Vergrämung auf menschliche Problemfälle verlagert: „Nachbarschaftskonflikte
       häufen sich“, berichtete kürzlich der ORF. Bekannt wurden besonders der
       pfeifende Bauer aus dem österreichischen Anif und die Vogtländerin, die
       sich Sorgen um ihren Maschendrahtzaun machte.
       
       Der Salzburger Bauer brachte seine Nachbarn durch ständiges Pfeifen des
       Schneewalzers zur Weißglut; Ursache für den Streit am Vogtländer
       Maschendrahtzaun war ein wuchernder Knallerbsenstrauch. Doch nicht der
       freche Knallerbsenstrauchbesitzer musste das Feld räumen, sondern die
       sympathische Maschendrahtzaunverteidigerin, die entnervt das Handtuch warf
       und wegzog.
       
       ## Professionelle Vergrämer
       
       Da hätte ein professioneller Vergrämer hergemusst. So ein Fachmann geht
       strategisch an die Sache heran: Als Erstes erstellt er eine detaillierte
       Analyse der Schwachpunkte des Problemnachbarn. Ist dieser lärm-, geruchs-
       oder schmerzempfindlich? Daraufhin erfolgt eine Untersuchung des
       Kampfschauplatzes: Wo stehen aggressive Knallerbsensträucher? Wo sind
       mögliche Wurfmaterialien wie Sand, Dreck und Zapfen aufzufinden? Und wo
       sind neuralgische Punkte wie gegnerische Bäume in Kettensägenreichweite?
       
       Als nächstes muss ein abwechslungsreiches und ausgetüfteltes
       Vergrämungsprogramm erstellt werden, denn der Problemnachbar darf sich
       nicht an die Vergrämmaßnahmen gewöhnen, sonst tritt der sogenannte
       Vogelscheucheneffekt ein, bei dem die Vögel die vertraut gewordene Scheuche
       nicht mehr fürchten.
       
       Das Vergrämprogramm sollte ganz im Zeichen der fünf großen G stehen:
       Geräusch, Gestank, Gezeter und Gezänk – gewürzt mit Gemeinem aus der
       Gerüchteküche. An einem Tag dominiert so der Lärm ( Laubbläser,
       Kratzgeräusche auf Schiefer und die unvermeidliche Vuvuzela). Der nächste
       Tag steht im Zeichen des Geruchs (Gummistiefelgrillen,
       Buttersäureweitwurf). Dem dritten Tag widmen wir dem guten Gerücht (Orgie
       beim Nachbarn, annonciert bei Facebook).
       
       Zu Beginn der Kampfhandlungen müssen jedoch die Materialdepots gut mit
       Verstänkerungsmitteln, Knallgeräten und Blendwerk gefüllt sein. Die
       Elektrozäune sollten installiert und die Güllefallen ausgehoben sein, und
       das faulige Wurfgut muss bereitliegen.
       
       Wichtig ist ferner die psychologische Vorbereitung, man studiere möglichst
       die großen Nachbarschaftskonflikte in der Weltliteratur. Vorneweg den
       Eigenbrötler Wilhelm Busch, der den Satz prägte: „Es kann der Frömmste
       nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
       Empfehlenswert ist hier die Geschichte „Die feindlichen Nachbarn“ mit ihrer
       Anleitung zum Nerventöten: „Besonders wird das Saitenspiel dem
       Nebenmenschen oft zu viel.“
       
       ## Satanische Attacken
       
       Ferner sollte der Vergrämer unbedingt lesen: die Nachbarschaftsdramen von
       Carl Barks, zum Beispiel „Gute Nachbarn“ mit Onkel Donald und Nachbar Knoll
       in den Hauptrollen. Zitat: „Sie sind ein wahrer Satan!!“ (Kontrahent
       Knoll). Und satanisch muss man schon sein, wenn man bei renitenten Nachbarn
       etwas erreichen will!
       
       Was brauchen wir weiter? Dengelattacken, um den Maulwurf zum Nachbarn zu
       vertreiben, und ein Nacktschneckenschleuderkatapult. Nicht schaden können
       gemeine Guerillaaktionen, wenn man frisch gekautes Brot in die Schlösser
       reibt und Kartoffeln in den Angeberauspuff des Autos steckt.
       
       Hilfreich ist immer wieder Überraschendes: Den eigenen Garten zum Leidwesen
       des Nachbarn verschmutzen, schließlich vergrämt das Auge mit! Was wir
       allerdings meiden sollten wie die Pest: Jede Form von Mediation, die die
       Gegenseite vorschlägt. Das würde unserem Programm die vergrämende Wucht
       nehmen. Also keine Kompromisse und konsequente Unerbittlichkeit, dann
       klappt’s auch mit den Nachbarn.
       
       Aber bei aller Härte, seien Sie ein guter Gewinner und seien Sie sich nicht
       zu schade, Nachbar Gauland nach getaner Vergrämarbeit beim Auszug generös
       zu helfen!
       
       7 Jun 2016
       
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