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       # taz.de -- „Deepwater Horizon“-Katastrophe: Öl ging nur ganz langsam unter
       
       > Die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ ging 2010 in Flammen auf. Hunderte
       > Millionen Liter Öl gelangten ins Meer. Ein großer Teil sank auf den
       > Meeresgrund.
       
   IMG Bild: Ein großer Teil des ausgelaufenen Öls sank auf den Meeresboden
       
       Berlin dpa | Ölrückstände, Ruß brennender Ölteppiche und Schadstoffe von
       Bohrschlamm sind nach der Explosion auf der Ölplattform „Deepwater Horizon“
       sehr langsam auf den Meeresgrund gesunken. Den Mechanismus dahinter
       beschreiben Forscher – unter anderem vom Alfred Wegener Institut in
       Bremerhaven, in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
       Sie schätzen, dass 10 bis 15 Prozent des gesamten ausgetretenen Öls auf den
       Meeresboden im Golf von Mexiko sank. Dort kann es in die Nahrungskette
       gelangen und Fischen sowie Korallen schaden.
       
       Den Forschern zufolge trieben die Schadstoffe nach der Katastrophe im Jahr
       2010 monatelang unterhalb der Wasseroberfläche, wo sie sich mit
       mikroskopisch kleinen Algen und anderen Ablagerungen verbanden – ähnlich
       wie beim Hausstaub, der sich zu Wollmäusen zusammenballt. Wie eine Art
       „Schnee“ unter Wasser seien die umweltschädlichen Stoffe dann in die Tiefe
       gesunken.
       
       „Wir wussten, dass Öl-Schadstoffe von „Meeresschnee“ nach unten getragen
       werden können, aber wir hatten nicht erwartet, dass die Schadstoffe so
       lange im Wasser bleiben würden“, sagte Hauptautor Beizhan Yan vom
       Lamont-Doherty Earth Observatory der New Yorker Columbia Universität. Er
       und seine Kollegen sprechen von einem „schmutzigen Blizzard“. Die
       Ergebnisse zeigten, dass die ökologischen Auswirkungen einer Ölpest länger
       andauern können als bislang gedacht.
       
       Für die Untersuchung installierte das Forscher-Team im Golf von Mexiko in
       gut 1.500 Metern Tiefe und rund 100 Meter über dem Meeresboden eine
       sogenannte Sedimentfalle. Gut sieben Kilometer von der mittlerweile
       geschlossenen Ölquelle entfernt fing diese ab August 2010 für 14 Monate im
       Wasser sinkende Partikel auf.
       
       Die Plattform „Deepwater Horizon“ war im April 2010 explodiert. Über Monate
       konnte das Leck am Bohrloch nicht geschlossen werden – 3,19 Millionen
       Barrel (je 159 Liter) Öl liefen nach Berechnung eines US-Gerichtes ins
       Meer. Elf Menschen waren bei dem schweren Unfall ums Leben gekommen.
       
       ## Einfach verschwunden
       
       Nach der Katastrophe verschwanden die gewaltigen Ölmengen auf ganz
       unterschiedliche Weise wieder aus dem Golf von Mexiko: Einsatzkräfte
       schöpften es von der Wasseroberfläche ab, verbrannten es oder lösten es mit
       Chemikalien auf. Teils wurde das Öl auch an die Küste gespült oder von
       Bakterien zersetzt. „Aber ein großer Teil, möglicherweise ein Viertel, wird
       vermisst“, schreiben Yan und seine Kollegen. Ihre Vermutung: Der Rest sank
       auf den Meeresboden.
       
       Bislang hatten einige Forscher vermutet, dass Schadstoffe am Meeresgrund
       von natürlichen Ölquellen stammen. Yan und seine Kollegen konnten aber
       zeigen, dass die Kohlenwasserstoffe im Wasser von derselben Art Schweröl
       stammen, wie es über Monate an der Bohrinsel ausgeströmt war.
       
       Die Forscher fanden bei ihren Untersuchungen die Stoffe Barium und Olefin,
       die bei Bohrungen nach Erdöl eine Rolle spielen. Dass in den Proben neben
       Ölrückständen und dem Ruß brennender Ölteppiche auch der Schadstoff Barium
       enthalten war, sei ein „Schock“ gewesen, sagte Yan. Denn ursprünglich hatte
       man vermutet, dass der Schadstoff sich in der Nähe von Bohrplätzen sehr
       schnell absetzt.
       
       31 May 2016
       
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