URI: 
       # taz.de -- Demo der Initiative „Ehe für alle“ in Berlin: In Irland geht es doch auch
       
       > Die Initiative „Ehe für Alle“ fordert vor der Gedächtniskirche ein Ende
       > der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare.
       
   IMG Bild: Symbol für die Ehe aller Art: Schloss an Brücken
       
       Sticker mit der Aufschrift „Mein Ja habt ihr!“ klebten an Körpern,
       Regenbogenfahnen schillerten in der Sonne. Zu einer Kundgebung der
       Initiative „Ehe für Alle“ versammelten sich am Sonnabend etwa 200 Personen
       am Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche.
       
       Die Initiative „Ehe für Alle“ wurde vom Aktionsbündnis gegen Homophobie e.
       V. gegründet, nachdem das katholische Irland mit dem Verfassungsreferendum
       Ende Mai 2015 für die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare stimmte. Das
       Bündnis, das mittlerweile 60 Vereine, Gruppen und Privatpersonen vereint,
       will durch Kampagnen- und Aufklärungsarbeit den gesellschaftlichen Druck
       auf die Politik erhöhen, um die Öffnung der Zivilehe auch in Deutschland zu
       ermöglichen.
       
       Unter dem Motto „Mein Ja habt ihr!“ verteilten Mitglieder der Initiative
       Informationsbroschüren an interessierte PassantInnen und klärten in
       Gesprächen über die rechtliche Lage homosexueller Paare auf. Ein Gast aus
       Irland berichtete von einer langwierigen und letztendlich erfolgreichen
       Kampagne in seinem Land. In einer Luftballonaktion schickte Sarah Alles,
       Moderatorin der Kundgebung, gemeinsam mit BesucherInnen an Luftballons
       befestigten Wünsche auf die Reise.
       
       Auf dem Wunschzettel einer Demonstrantin stand „Ende der Diskriminierung“.
       Die Beendigung der gesetzlichen Diskriminierung sei wichtig, jedoch müsse
       sich noch viel in den Köpfen bewegen, erklärt die Sozialarbeiterin.
       Übergriffe auf homosexuelle Personen seien immer noch häufig. Eine
       erfreuliche Neuigkeit dagegen sei die Errichtung eines Wohnheims für homo-
       und transsexuelle Geflüchtete in Treptow.
       
       Immer wieder habe es im Bundestag und Bundesrat Initiativen und
       Gesetzentwürfe für die Öffnung der Ehe gegeben, so ein weiterer
       Demonstrant. Auf allen Ebenen würde diese Frage blockiert und
       hinausgeschoben. „Die Christdemokraten haben Angst, ein weiteres
       Alleinstellungsmerkmal zu verlieren“, erklärt er sich diesen Umstand. Eine
       interne Abstimmung der Berliner CDU endete im Juli 2015 mit einem Nein zur
       Ehe für alle. Weil es innerhalb der Koalition keine Einstimmigkeit zwischen
       Union und SPD gibt, enthält sich die Berliner Landesregierung bei
       Abstimmungen im Bundesrat.
       
       Weshalb die Öffnung der Zivilehe eine konsequente Gleichbehandlung
       voraussetze und die eingetragene Lebenspartnerschaft nicht ausreiche,
       erklärte Sören Landmann, Vorsitzender des Aktionsbündnisses gegen
       Homophobie: „Solange die Institution der Lebenspartnerschaft und Zivilehe
       voneinander getrennt werden, gibt es eine Basis für Diskriminierung.
       LebenspartnerInnen können etwa nicht gemeinschaftlich Kinder adoptieren.
       Deshalb wollen wir keine Gleichstellung beider Institutionen, sondern die
       Öffnung der Ehe.“
       
       Auf die Frage, ob eine Öffnung bald erfolgen werde, antwortete Landmann
       optimistisch: „Es ist eine Frage der Zeit. Wenn das auch nicht in dieser
       Legislaturperiode geschieht, werden wir dafür sorgen, dass das Thema nach
       der Bundestagswahl 2017 seinen Platz im Koalitionsvertrag bekommt.“
       
       5 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Volkan Agar
       
       ## TAGS
       
   DIR Ehe für alle
   DIR Protest
   DIR Kirche
   DIR Italien
   DIR Familie
   DIR Lesestück Interview
   DIR Homo-Ehe
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Heterosexuelle Homo-Ehe in Italien: All you need is Pragmatismus
       
       In Italien wollen zwei Männer heiraten. Schwul sind sie nicht. Sie haben
       andere Gründe, vor allem finanzielle – und bringen einiges durcheinander.
       
   DIR Demo in Taiwan gegen Ehe für alle: „Wir sind anders als der Westen“
       
       In Taiwan haben Tausende gegen die geplante Zulassung der
       gleichgeschlechtlichen Ehe demonstriert. Es wäre das erste asiatische Land
       mit diesem Gesetzentwurf.
       
   DIR Jesuit über Homosexualität und Kirche: „So redet man nicht über Priester!“
       
       Pater Klaus Mertes fordert alle in der Kirche zum Kampf für Rechte
       Homosexueller auf. Und erklärt, warum es sich lohnt, trotz aller Homophobie
       katholisch zu bleiben.
       
   DIR Mexiko will Homo-Ehe einführen: Präsident mit Regenbogenfarben
       
       Gleichgeschlechtliche Ehe ist bisher nur in einigen Bundesstaaten und der
       Hauptstadt erlaubt. Die katholische Kirche wittert ein Komplott.
       
   DIR Kommentar zur CDU-Entscheidung: Union erfüllt die Erwartungen
       
       Geduld, Geduld: In nicht allzuferner Zeit wird auch die CDU für die
       Homo-Ehe sein – wenn die alten Mitglieder wegsterben. Kein Grund für die
       Opposition, sich aufzuplustern.