# taz.de -- Tor-Aktivist Jacob Appelbaum tritt zurück: Missbrauchsvorwürfe gegen Hacker
> Jacob Appelbaum hat das Anonymitätsprojekt TOR verlassen. Dem Netzwerk
> zufolge gibt es Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn.
IMG Bild: Bekannter Fürsprecher für Anonymität und Tor: Jacob Appelbaum
Berlin taz | In nur einem Satz gab das TOR-Netzwerk den Abgang [1][am
Donnerstag bekannt]: „Der langjährige […] Sicherheitsforscher und
Entwickler Jacob Appelbaum ist von seinem Posten bei The TOR Project am 25.
Mai 2016 zurückgetreten.“ Ein kurzer Satz, keine Details. Im Netz wurde
viel spekuliert, darunter immer wieder das Gerücht: Es gehe um Vorwürfe des
sexuellen Missbrauchs.
Dass es diese Vorwürfe gibt, hat nun das TOR-Netzwerk bestätigt, allerdings
nicht dass sie der Anlass für Appelbaums Rücktritt sind. In einer am
Sonntag [2][veröffentlichten Stellungnahme heißt es]: „In den vergangenen
Tagen haben einige Menschen ernsthafte, öffentliche Vorwürfe der sexuellen
Misshandlung gegen den ehemaligen Angestellten Jacob Appelbaum gemacht.“
Ähnliche Gerüchte habe es bereits zuvor gegeben, aber nicht so konkret oder
schwerwiegend.
Einiges deutet aber darauf hin, dass die Vorwürfe auch der Grund für
Appelbaums Rücktritt sein könnten. So twitterte die TOR-Entwicklerin Andrea
Shepard [3][am 25. Mai eine verschlüsselte Botschaft], die sie am Freitag
nach dem ersten Statement von TOR, [4][entschlüsselte]: „Es scheint, als
sei ein Vergewaltiger ein Vergewaltiger zu viel“. Sie bestätigte allerdings
nicht, dass sie hiermit Appelbaum meinte. Appelbaum selbst äußerte sich
bislang nicht. Am 27. Mai [5][twitterte er die Worte]: „Changing of the
guards“ (= „Wachablösung“).
Das TOR-Projekt bittet nun um genauere Informationen und rät möglichen
Opfern von Straftaten, sich an die Polizei zu wenden. AktivistInnen, die
staatlichen Behörden nicht vertrauen, rät es, sich mit engen Vertrauten zu
beraten. Eine Anwaltskanzlei, die auf solche Fälle spezialisiert sei,
berate die Organisation.
Das TOR-Projekt produziert die Software für den gleichnamigen
Anonymisierungsdienst, bei dem Internetanfragen verschlüsselt und so
umgeleitet werden, dass für Außenstehende ihre Herkunft verborgen bleibt.
Es stellt auch einen Teil der physischen Infrastruktur. Appelbaum war
Entwickler im Netzwerk und warb auch bei zahlreichen Veranstaltungen für
den Dienst. Seit [6][den Snowden-Leaks] über umfassende Überwachung des
Internets durch den US-Geheimdienst lebt er in Berlin und arbeitete auch
als Journalist für die britische Zeitung Guardian und die Zeitschrift Der
Spiegel.
5 Jun 2016
## LINKS
DIR [1] http://blog.torproject.org/blog/jacob-appelbaum-leaves-tor-project
DIR [2] http://blog.torproject.org/blog/statement
DIR [3] http://twitter.com/puellavulnerata/status/735230102154448898
DIR [4] http://twitter.com/puellavulnerata/status/738581432893743104
DIR [5] http://twitter.com/ioerror/status/736259103790632960
DIR [6] http://www.theguardian.com/world/2013/jun/09/edward-snowden-nsa-whistleblower-surveillance
## AUTOREN
DIR Lalon Sander
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