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       # taz.de -- Demo der Identitären: „Besser ohne Nazis“
       
       > Die rechtsextreme Identitäre Bewegung hielt in Berlin ihre erste
       > Demonstration in Deutschland ab. Der Gegenprotest war größer.
       
   IMG Bild: Hängt bei rechten Bürgern leider öfter mal aus dem Fenster raus: die Deutschlandflagge.
       
       Unter dem Motto „Aufstand gegen das Unrecht und für unsere Zukunft“
       demonstrierte die rechtsextreme Identitäre Bewegung am Freitag in Mitte mit
       rund 100 TeilnehmerInnen. Im Vorfeld hatte sie 400 Personen für die
       Demonstration angemeldet. Das „Berliner Bündnis gegen Rechts“ organisierte
       Gegenproteste, an denen sich bis zu 300 Personen beteiligten. Das Motto der
       Kundgebung gegen die Identitäre Bewegung lautete: „Berlin besser ohne Nazis
       – Für eine solidarische Stadt“
       
       Die Demonstration der Identitären begann kurz nach 18 Uhr am
       Dorothea-Schlegel-Platz am S-Bahnhof Friedrichstraße. Sie endete nicht wie
       geplant am Potsdamer Platz, wo sich GegendemonstrantInnen für eine Blockade
       eingefunden hatten, sondern vorzeitig am Platz des Volksaufstandes von
       1953. Nachdem antifaschistische AktivistInnen an der Kundgebung des
       Berliner Bündnisses gegen Rechts in der Dorotheenstraße teilnahmen,
       begleiteten sie die rechte Demonstration entlang der Route. Ein großes
       Polizeiaufgebot und Absperrungen trennten sie dabei vom Demonstrationszug.
       Der Abend verlief ohne größere Zwischenfälle.
       
       Neben gelb-schwarzen Fahnen der Identitären Bewegung waren auf der
       Demonstration zahlreiche Deutschlandfahnen zu sehen. In Redebeiträgen
       prangerte die rechtsextreme Gruppe eine scheinbar „unkontrollierte
       Masseneinwanderung“ und „zunehmende Überfremdung“ in den europäischen
       Ländern an. Eine gegenüber dem „Volkswillen“ ignoranten Politik und die
       Warnung, „im eigenen Land zur Minderheit“ zu werden, waren weitere
       rhetorische Formeln der Redner. Der Aufstand, der sich in der DDR am 17.
       Juni 1953 unter anderem gegen Normerhöhungen durch das SED-Regime richtete,
       deutete ein Redner für die eigene Sache um: „Lasst uns nicht warten auf ein
       freies Europa, sondern helfen, ein solches zu erschaffen. Nehmen wir uns
       dabei ein Beispiel an dem Aufstand vom 17. Juni.“
       
       ## Junge Alternative dabei
       
       Während der Demonstrationen der Identitären wurden die Parolen „Heimat,
       Freiheit, Tradition. Multikulti Endstation“ und „Pro Border, Pro Nation.
       Stop Immigration.“ gerufen. Neben Mitgliedern der Jungen Alternative, der
       Jugendorganisation der AfD, war auch Martin Sellner, Sprecher der
       „Identitären Bewegung Österreich“ als Gastredner vor Ort. Angesichts der
       überschaubaren Größe der Demonstration wies er die Berliner darauf hin,
       dass die Bewegung in Österreich auch klein angefangen habe und nun ganz
       groß geworden sei.
       
       Die Identitäre Bewegung hat ihre Wurzeln in der französischen Neuen
       Rechten. Sie konnte in den letzten Jahren nicht nur in Frankreich, sondern
       auch in Österreich Anschluss finden. Die Berliner Demonstration am
       Freitagabend folgte auf Demonstrationen der Gruppe, die am 28. Mai in Paris
       und am 11. Juni Wien stattgefunden haben. Gleichzeitig war die
       Demonstration in Berlin die erste in Deutschland. Bisher war die Identitäre
       Bewegung hier nur mit Flashmobs oder Besuchen bei öffentlichen
       Veranstaltungen aufgefallen, die ihr vor allem Material für Internetvideos
       lieferten.
       
       19 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Volkan Agar
       
       ## TAGS
       
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