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       # taz.de -- De Maizière und das Abschiebehindernis
       
       > Flüchtlinge Minister erklärte, Ärzte würden falsche Atteste ausstellen,
       > um Abschiebungen zu stoppen
       
       BERLIN taz | Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) versucht sich zu
       entschuldigen. Dafür, dass er mit ausgedachten Zahlen über gefälschte
       Atteste über Abschiebungen debattiert. Den Eindruck erweckt zu haben, dass
       die Zahl „eine allgemeingültige, statistisch belegbare Größe ist, war nicht
       meine Absicht“, sagte er am Sonnabend.
       
       Was war geschehen? Das Zitat, das de Maizière zurückzunehmen versucht,
       stammt aus einem Interview mit der Rheinischen Post. Darin hatte er gesagt:
       „Es werden immer noch zu viele Atteste von Ärzten ausgestellt, wo es keine
       echten gesundheitlichen Abschiebehindernisse gibt. Es kann nicht sein,
       dass 70 Prozent der Männer unter 40 Jahren vor einer Abschiebung für krank
       und nicht transportfähig erklärt werden.“ Ein harter Vorwurf: Ärzte stellen
       flächendeckend Atteste für Ausreisepflichtige aus, um sie vor einer
       Abschiebung zu bewahren.
       
       Bereits am Freitag musste das Innenministerium zugeben: Es gibt gar keine
       statistischen Daten darüber, wie viele Abschiebungen durch Atteste
       aufgeschoben werden. Die Aussage, Atteste verhinderten viele Abschiebungen,
       beziehe sich auf Stichproben, sagte ein Sprecher.
       
       Geflüchtete können mithilfe von Attesten nachweisen, dass sie an
       Krankheiten leiden, die sie reiseunfähig machen oder die in ihrem
       Heimatland nicht behandelt werden können – dann werden sie nicht
       abgeschoben. Im Frühjahr hatte die Bundesregierung die Bestimmungen dazu
       verschärft, seither gelten nur noch lebensbedrohliche oder schwerwiegende
       Erkrankungen als Abschiebehindernis.
       
       Menschenrechtsorganisationen und Ärztevereinigungen kritisieren das – und
       sind jetzt richtig sauer: „Wir lassen uns da nicht auf irgendwelche
       statistischen Spielereien ein“, erklärte Ärtzekammerpräsident Frank Ulrich
       Montgomery. Solche Unterstellungen „entbehrten jeder Grundlage“. Politiker
       der Grünen, Linken und der SPD griffen de Maizière scharf für seine
       Unterstellung an. crs
       
       20 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christina Schmidt
       
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