# taz.de -- Angriff auf Gay-Club in Orlando: Verbindung zum „Islamischen Staat“
> Das FBI hatte den Attentäter 2013 wegen Terrorverdachts zweimal
> vernommen. Er selbst soll sich kurz vor dem Anschlag zum „IS“ bekannt
> haben.
IMG Bild: Die LGBT-Community in San Francisco zeigt ihre Solidarität
Orlando/Washington afp | Nach dem blutigsten Schusswaffenattentat in der
jüngeren Geschichte der USA gehen die Ermittler Hinweisen auf ein
islamistisches Motiv nach. Die Bundespolizei FBI hatte den mutmaßlichen
Attentäter Omar Seddique Mateen nach eigenen Angaben 2013 wegen
Terrorverdachts im Visier, stellte die Beobachtung nach zwei Vernehmungen
aber wieder ein. Der Republikaner Donald Trump nahm das Attentat zum
Anlass, seine Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime zu
bekräftigen.
In den Stunden nach der schockierenden Tat, bei der in der Nacht zu Sonntag
in einem beliebten Schwulenclub in Orlando 50 Menschen ihr Leben verloren,
gaben Angehörige und Bekannte Details aus Mateens Leben bekannt. Mateen
wurde 1986 in New York als Sohn afghanischer Einwanderer geboren. Sein
Vater nannte im Sender NBC Hass auf Schwule als mögliches Motiv, religiöse
Beweggründe schloss er aus.
Seine Ex-Frau Sitora Yusufiy bezeichnete den 29-Jährigen als instabilen,
aufbrausenden und bisweilen gewalttätigen Menschen. Mateen sei ein
praktizierender Muslim gewesen. „Es gab aber keinerlei Anzeichen“ für eine
Radikalisierung, sagte Yusufiy.
Mateen habe drei bis vier Mal pro Woche am Abendgebet der Moschee seines
Wohnorts Fort Pierce teilgenommen, berichtete der dortige Imam Syed Shafeeq
Rahman. Er hätte „niemals erwartet“, dass Mateen eine solche Tat begehen
könnte, sagte der Imam. Vielleicht habe sich Mateen unbemerkt im Internet
radikalisiert.
FBI-Ermittler Ronald Hopper sagte vor Journalisten, Mateen habe 2013 vor
Kollegen Andeutungen gemacht, die „an eine mögliche Verbindung mit
Terroristen denken ließen“. Außerdem sei gegen ihn wegen möglicher Kontakte
zu einem US-Selbstmordattentäter ermittelt worden. Mateen sei zweimal
vernommen worden, sagte Hopper. Danach sei der Verdacht fallengelassen
worden. Es gebe nun aber Berichte, wonach sich Mateen kurz vor den
Anschlägen in einem Anruf unter der Notrufnummer 911 als IS-Gefolgsmann zu
erkennen gegeben habe.
## Schwerster Terrorakt seit 2001
Die Nachrichtenagentur des IS verbreitete eine kurze Erklärung unter
Berufung auf eine nicht genannte Quelle. Darin heißt es: „Der bewaffnete
Angriff, der einen Nachtclub für Homosexuelle in Orlando, Florida, zum Ziel
hatte und mehr als 100 Tote und Verletzte zurückließ, wurde von einem
Kämpfer des Islamischen Staats ausgeführt.“ Beweise wurden aber nicht
angeführt.
US-Präsident Obama wollte sich in einer ersten Reaktion nicht zu den
mutmaßlichen Tatmotiven äußern. „Wir wissen aber genug, um sagen zu können,
dass dies ein Akt des Terrors und des Hasses war“, sagte Obama.
Die Bluttat könnte zu einer weiteren Polarisierung in dem ohnehin schon
scharf ausgetragenen Wahlkampf in den USA führen. Der voraussichtliche
republikanische Präsidentschaftskandidat Trump forderte Obama zum Rücktritt
auf. Er warf dem Präsidenten zu große Nachsicht gegenüber der Gefahr durch
islamische Extremisten vor. Trump bekräftigte seine Forderung, Muslimen
generell die Einreise in die USA zu verwehren. Trumps voraussichtliche
Wahlkampfgegnerin Hillary Clinton verurteilte das Attentat.
Die Tat von Orlando ist der schwerste Terrorakt in den USA seit den
Attentaten vom 11. September 2001. Sie gilt zudem als blutigste Tat eines
Einzelschützen in der modernen US-Geschichte. Das Attentat ereignete sich
während des Gay-Pride-Monats, in dem im ganzen Land Homosexuellenparaden
und Feste stattfinden. In New York ordnete Bürgermeister Bill de Blasio
zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen für schwule und lesbische Einrichtungen
an.
In Los Angeles gingen am Sonntag rund 150.000 Menschen zu einer Schwulen-
und Lesbenparade auf die Straße. Die Polizei nahm einen Mann fest, der mit
einem Auto voller Waffen unterwegs zu der Parade war. Seine Motive waren
nach Angaben der Polizei von Los Angeles zunächst unklar. Verbindungen zu
der Tat in Orlando sah sie nicht.
13 Jun 2016
## TAGS
DIR USA
DIR Homophobie
DIR „Islamischer Staat“ (IS)
DIR Florida
DIR Schwerpunkt LGBTQIA
DIR Islamismus
DIR Schwerpunkt Frankreich
DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
DIR Orlando
DIR Donald Trump
DIR Homophobie
DIR Homophobie
DIR USA
DIR Terror
DIR Amerikas Musikszene
DIR USA
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Intoleranz im Islam: Pathologischer Hass auf Homos
Weltweit befürworten islamistische Hassprediger Gewalt gegen Homosexuelle.
Dabei war der Islam einst viel toleranter als das Christentum.
DIR Mord an Polizistenfamilie in Frankreich: Spezialeinheit tötet Geiselnehmer
Ein Attentäter bringt bei Paris eine Polizistenfamilie um. Der wegen
Terrorismus vorbestrafte Mann soll den Angriff über seinen Facebook-Account
übertragen haben.
DIR Die Bedeutung von Queer-Clubs: Gemeint waren wir
Der Anschlag in Orlando ist ein Angriff auf einen Schutzraum. In Clubs der
schwul-lesbischen Szene wird die Minderheit zur Mehrheit.
DIR Der Attentäter von Orlando: Ein derangierter einsamer Wolf
Wer war Omar Mateen? Aussagen aus seinem Umfeld ergeben ein unvollständiges
Bild. Der IS jedenfalls bekennt sich schon mal zu dem Attentat.
DIR Politiker reagieren auf Orlando-Attacke: Trump nutzt die Angst
Der Kandidat der Republikaner sieht sich bestätigt. Hillary Clinton warnt
vor Vorverurteilung. Und Obama spricht von einem Angriff auf uns alle.
DIR Homophobe Gewalt in den USA: Brandstiftungen, Steine, Schüsse
Eine Geschichte brutalen Hasses: Der terroristische Angriff auf
Homosexuelle in Orlando ist der schwerste, aber nicht der erste seiner Art.
DIR Kommentar Angriff auf US-Disko: Islamisten sind homophob
Der Attentäter von Orlando tötete nicht zufällig Schwule, Lesben und ihre
Freund*innen. Islamistische Fanatiker hassen Menschen, die das Leben
feiern.
DIR TV-Diskussion um Orlando-Hintergründe: Verbrechen, Terror, Irrsinn?
Eine britische TV-Runde diskutierte das Massaker. Der Kolumnist Owen Jones
wehrte sich gegen Relativierungen – und verließ wütend das Studio.
DIR Nach Massaker in Orlando: Wie der Hass in Amerika tötet
Das Verbrechen von Florida ist ein weiterer Fall von Hasskriminalität. Es
verweist auf das gesellschaftliche Problem des freien Waffenbesitzes.
DIR Angriff auf Nachtklub in Orlando: Terror zur lateinamerikanischen Nacht
50 Besucher einer Schwulendisko werden ermordet. Die Polizei spricht von
einem „Hassverbrechen“, ein Terror-Hintergrund wird geprüft.
DIR Tod von Christina Grimmie: Bei Autogrammstunde erschossen
Ein 27-Jähriger feuerte auf die durch YouTube und „The Voice“ bekannte
US-Sängerin. Anschließend erschoss er sich selbst. Nach einem Motiv wird
noch gesucht.
DIR 50 Tote bei Angriff auf Disko in Florida: Polizei ermittelt wegen „Terrorakt“
Bei einem Angriff auf einen Schwulenclub in Orlando (Florida) gab es 50
Tote und 42 Verletzte. Die Polizei erschoss den mutmaßlichen Täter und
ermittelt.