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       # taz.de -- Hamburger „Harley Days“: Harleys gefährden Ihre Gesundheit
       
       > Der Nabu misst den Lärm der Motorradparade und kommt auf erschreckende
       > Werte. Die Polizei beanstandet 99 von 140 kontrollierten Maschinen.
       
   IMG Bild: Knattern und stinken mehr, als die Polizei erlaubt: Harleys.
       
       Hamburg taz | Sie röhren und knattern – und waren in weiten Teilen der
       Stadt zu hören: 8.000 dicke Motorräder waren am Wochenende zu den Harley
       Days in Hamburg zu Gast. Was manchem Passanten und Anwohner sich auch so
       schon erschloss – dass die Motorradfahrer höllisch Lärm machten – hat der
       Naturschutzbund Nabu jetzt nachgewiesen.
       
       Bei der großen Abschlussparade am Sonntagmittag maßen die Naturschützer an
       der Reeperbahn, den Landungsbrücken und der Willy-Brandt-Straße die
       Lautstärke der Maschinen. Das Ergebnis war erschreckend. „Es wurde ein
       durchgehender Lärmteppich von 90 bis 110 Dezibel gemessen“, teilte der Nabu
       mit. Der bei der Parade gemessene Lärm könne Ohrenschmerzen und
       Gehörschäden verursachen.
       
       ## So laut wie ein Presslufthammer
       
       Ein Presslufthammer in zehn Metern Entfernung ist 100 Dezibel laut. Durch
       einen [1][Gehörschutz am Arbeitsplatz] dürfen nicht mehr als 85 Dezibel
       dringen. Bereits ab [2][65 Dezibel] reagiert der Körper mit Stress.
       
       „Nicht allen, aber dennoch viel zu vielen Motorrad-Fans, ist es wichtig,
       möglichst lautstark ihre Maschinen vorzuführen“, sagte der erste
       Nabu-Vorsitzende Alexander Porschke. „Wir anderen müssen den Lärm, den
       Gestank und die Gesundheitsgefahren ertragen.“ Das sei inakzeptabel.
       
       Dabei müssen Großstadtbewohner ohnehin schon in besonderem Maße mit Lärm
       leben. Einer älteren Schätzung zufolge sind allein 115.000 Hamburger einem
       Dauerschallpegel von 65 Dezibel durch Straßenverkehr und damit
       gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt. Straßenverkehrslärm ist denn auch
       neben dem Schienen- und dem Flugverkehr ein Schwerpunkt des 2013 von der
       Bürgerschaft „zur Kenntnis genommenen“ Lärmaktionsplans der Hamburger
       Verwaltung.
       
       ## Manipulierte Schalldämpfer
       
       Porschke ärgert besonders, dass viele Bikes zusätzlich auf Lärm getrimmt
       werden, indem Schalldämpfer manipuliert oder ausgebaut werden. Dazu komme
       der Feinstaub vom Durchdrehen der Räder, aus dem sich manche einen Spaß
       machten.
       
       Die Polizei reagierte auf die schon bei den Harley Days vergangener Jahre
       laut gewordene Kritik, indem sie 140 Motorräder kontrollierte. Bei 99 habe
       es Beanstandungen unter anderem an den Bremsen, Schalldämpfern und
       Rücklichtern gegeben. 26 durften nicht weiterfahren. Bei einer
       Geschwindigkeitskontrolle seien 31 von 310 erfassten Motorrädern zu schnell
       gewesen.
       
       Das Motorradtreffen fand erstmals 2003 zum 100. Firmenjubiläum Harley
       Davidsons in Hamburg statt. Der damalige CDU-Senat sah darin eine Chance,
       im Wettbewerb der Metropolen bekannter zu machen. Hamburg Tourismus wirbt
       heute mit dem „weltweit einzigen Harley-Treffen, das mitten in der Stadt
       möglich ist“.
       
       Genehmigt werden mussten die Harley Days in diesem Jahr vom rot-grün
       geführten Bezirksamt Mitte. Um die Lärmbelästigung zu begrenzen, habe der
       Bezirk die Hauptveranstaltung vom Heiligengeistfeld auf das Gelände am
       Großmarkt verlegt, sagte dessen Sprecher Norman Cordes.
       
       27 Jun 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/i-688.pdf
   DIR [2] http://www.bmub.bund.de/themen/luft-laerm-verkehr/laermschutz/laermschutz-im-ueberblick/was-ist-laerm/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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