# taz.de -- EMtaz: Deutschlands miese zweite Spiele: Löws retardierendes Moment
> Bei der Nationalelf ist es Tradition geworden, dass auf einen Auftaktsieg
> die Ernüchterung folgt. So bleibt die Spannung bis zum Gruppenfinale
> hoch.
IMG Bild: Rot für Schweinsteiger, Niederlage gegen Kroatien: Im zweiten Spiel geht immer irgendwas schief
Auf „Hurra Deutschland“ folgt „Ach du Scheiße“. So laufen die Turniere der
deutschen Mannschaft. Meistens. Ja ja, Ausnahmen gab's auch: 2000 und 2004
zum Beispiel, als auf „Ach du Scheiße“ nur „Ach du Scheiße“ und im dritten
Spiel „Oh, mein Gott“ folgte. Oder 1990, als nach dem Hurra-Spiel gegen
Jugoslawien (4:1) noch ein Hurra-Spiel gegen die Vereinigten Arabischen
Emirate (5:1) nachgelegt wurde.
Aber das war die Prä-Löw-Ära.
Unter Bundestrainer Joachim Löw gab es nur eine Ausnahme von der
Das-zweite-Spiel-ist-das-mieseste-Regel: 2012 wurden die Niederländer mit
2:1 besiegt. Alle anderen zweiten Partien gingen in die Hose (Löw, in die
Hose, zwinker, zwinker): 1:2 gegen Kroatien (2008), 0:1 gegen Serbien
(2010), 2:2 gegen Ghana (2014). Die Statistik lügt nicht.
Es ist wie bei einer Trilogie, in der der zweite Teil auch häufig der
schwächste ist: Es gibt keine Einführung der Figuren, kein episches Finale,
es wird lediglich die Handlung vorangetrieben – ohne zu viel
vorwegzunehmen. Siehe: „Herr der Ringe – Die zwei Türme“. Alles ist im
dritten Teil noch möglich. Die zweiten Gruppenspiele sind unter Löw zum
retardierenden Moment geworden: Wie im klassischen Drama wird die Illusion
aufrechterhalten, dass es doch noch anders ausgehen könnte als gedacht:
dass die Deutschen in der Gruppenphase scheitern könnten. Es ist die
Grundlage für all die Dramatik im dritten Gruppenspiel.
Aber warum dieser Spannungsabfall in Spiel zwei? Die Erklärungen nach den
Spielen hören sich immer wieder ähnlich an: „Wir waren nicht in der Lage,
das Tempo zu erhöhen“ (Löw 2008); „Beim heutigen Spiel ist viel gegen uns
gelaufen, das war nicht einfach wegzustecken“ (Löw 2010); „Wir waren nicht
aggressiv genug“ (Lahm 2014). Nach rauschenden Festen zum Auftakt scheint
die Motivation nicht so hochgehalten werden zu können, dass es zum Sieg
reichte. Der Kater danach.
Aber: Natürlich ist trotz des zweiten Spiels nicht alles möglich. Natürlich
geht es gut aus. Unter Löw geht es in der Gruppenphase immer gut aus: Mal
hämmert Michael Ballack einen Freistoß rein, wie beim 1:0 gegen Österreich
2008; mal trifft Özil aus der Distanz, wie 2010 gegen Ghana; mal schlenzt
Thomas Müller einen Ball ins Tor, wie 2014 im Regen von Recife gegen die
USA.
Auch den Grundstein für diese stets erfolgreichen Vorrundenfinals scheint
Löw schon 2008 gelegt zu haben, als er nach der Pleite gegen Kroatien
sagte: „Wir sind stark genug, das zu schaffen.“ Aus Löws Mund ist das schon
eine forsche Kampfansage – sie galt damals und gilt bis heute allerdings
nur für das dritte Spiel.
16 Jun 2016
## AUTOREN
DIR Jürn Kruse
## TAGS
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR EMtaz Bericht/Analyse
DIR Fußball
DIR Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
DIR Joachim Löw
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR EMtaz Bericht/Analyse
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR EMtaz Bericht/Analyse
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR EMtaz Bericht/Analyse
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR EMtaz: Gruppe C: Nordirland – Schland: Gegner gesucht
Die nordirischen Fans sind die deutlich besseren Sänger. Ihre Heroes haben
allerdings keine Chance gegen eine spielfreudige DFB-Elf. Das 1:0 ist zu
wenig.
DIR EMtaz: Die Probleme der DFB-Elf: Mehr Experimente wagen
Gegen defensive Gegner tut sich Löws Mannschaft bei dieser EM bislang
schwer. Warum machen es dieselben Spieler beim FC Bayern besser?
DIR EMtaz: Gruppe C Deutschland – Polen: Die Mutter aller Unentschieden
Was ist vorher über die Stürmer gesprochen worden. Weltklasse seien die.
Heraus kam das erste torlose Remis der EM. Und einer wurde Oberstolperer.
DIR EMtaz: Höwedes als DFB-Linksverteidiger: Noch wichtiger als Podolski
Ein Mann für alle Fälle: Es spricht einiges dafür, dass Höwedes auch gegen
Polen startet. Seine Stärken sind die Defensive und seine Willenskraft.
DIR EMtaz: Gruppe A: Frankreich – Albanien: Nein! Doch! Ooohh!
Französische Drama-Queens: Griezmann und Payet buchten erst in der 90.
Minute das Last-Minute-Ticket ins Achtelfinale.
DIR EMtaz: Deutschland gegen Ukraine: Alter Mann verbreitet gute Stimmung
Schweinsteigers Jubellauf ist das Sinnbild des deutschen Auftakt-Sieges
gegen die Ukraine. Oder wie Jogi Löw sagte: „Das gibt uns allen Auftrieb.“
DIR EMtaz: Gruppe C: Deutschland – Ukraine: Die Mutter aller Weisheiten gewinnt
Deutschland ist eine Turniermannschaft? Scheint zu stimmen. Mit einem
klaren Sieg über die Ukraine wird die Mannschaft der Favoritenrolle
gerecht.
DIR EMtaz: Gruppe C: Polen – Nordirland: Milik ist Papst
Polen spielt hoch in den Strafraum der Nordiren, die den Ball noch höher
raushauen. Dann schießt ein Stürmer einmal flach, trifft das Tor, das
war's.
DIR EMtaz: Deutschlands Turnier-Perspektive: Vor der EM ist vor der WM
Für Trainer Löw ist die EM 2016 eine Etappe auf dem Weg zur
Titelverteidigung in Russland. Die Rendite wird das Team in jedem Fall
einfahren.
DIR Euro16 in Frankreich: Ein mieser Modus
Die EM beginnt am Freitag mit 24 Teams. Nach der Vorrunde scheiden nur acht
aus. Das gehört zu den Absurditäten dieses Turniers.