URI: 
       # taz.de -- EMtaz: Oli Kahn über „Menschen“: Titan in Anführungszeichen
       
       > Welke und Kahn nehmen den Fußballzirkus nicht allzu ernst. Das tut gut.
       > Allerdings kann man auch über das Ziel hinausschießen.
       
   IMG Bild: Mag keinen Zirkus, ist aber angezogen wie ein Zirkusdirektor: Olli Kahn
       
       „Menschen in Anführungszeichen“ hat Oliver Kahn die russischen und
       englischen Hooligans genannt. Er ist Experte im ZDF, sitzt neben Oliver
       Welke von der heute-Show im EM-Studio. Den beiden gelingt in diesen Tagen
       eine recht lässige Fußballbesprechung. Welke lässt deutlich durchscheinen,
       dass er diesen ganzen Fußballzirkus nicht so ganz ernst nimmt.
       
       Kahn blickt herrlich wissend-spöttisch, und zwar so, dass man
       meinungsstarke Abgründe erwarten darf hinter diesen Augen. Manchmal lässt
       er dann auch tief blicken in diese Abgründe des dezidierten Meinens – wie
       bei den „Menschen in Anführungszeichen“ oder seiner Häme, die das
       ARD-Analysetool „Packingrate“ und damit auch Mehmet Scholl trifft.
       
       Früher gab es mal einen kompletten Staat, der zwischen Gänsefüßchen stand,
       die DDR. Das sollte heißen: Diese ganze Deutsche Demokratische Republik ist
       ein illegitimes Gebilde. Eigentlich gibt es sie gar nicht. Nun lebten aber
       trotz der Gänsefüßchen 16 Millionen Menschen in diesem Land. Die gab es, in
       echt. Kein DDR-Bürger wäre bereit gewesen, sein Da- und Menschsein in
       Anführungszeichen zu setzen.
       
       So ist es auch bei den Hools. Sie führen ein sehr konkretes Leben,
       eigentlich gehört hinter diese Typen ein Ausrufezeichen, auch wenn es
       vielen nicht passt. Hools! Das hatte Kahn nicht richtig bedacht, weil die
       Fernsehleute ja immer gern über die „Unbelehrbaren“ herziehen, über
       „Idioten“ und „die unschönen Szenen, die nicht zum Fußball gehören“. In
       dieser Tradition stand auch die Kahn’sche Menschenbetrachtung.
       
       Oli, bitte übernehmen! 
       
       Aber sonst macht der Titan, wie er genannt wurde, als er noch Handschuhe
       und kurze Hosen trug, eine gute Figur als Fußballdeuter. Er sagt zum
       Beispiel, dass er Ronaldo für eine Pfeife hält, für einen
       „Marketingfritzen“. Und das Bild, das die Medien vom Portugiesen zeichnen,
       sei falsch: Da käme „immer dieses mediale Gedöns, das langweilt mich“.
       
       Dass Kahn richtig liegen könnte, zeigt ein Zitat von Ronaldo, das er nach
       dem 1:1 gegen Island zum Besten gegeben hat: „Sie haben gefeiert, als wären
       sie Europameister geworden, es war unglaublich. Dabei haben sie gar nicht
       erst versucht zu spielen, sondern nur verteidigt und verteidigt. Meiner
       Meinung nach zeugt das von kleiner Mentalität, deswegen werden sie nichts
       erreichen.“ Ein greinender Weltstar, o je. Das ist schon ziemlich arm.
       
       Wir sind derweil gespannt auf neue Fußballexpertisen von Oliver Kahn. Wir
       wollen noch mehr von ihm. Viel mehr. Wann sagt er endlich etwas zur
       Erderwärmung, über die Nullzinspolitik der EZB und die Konflikte in Nahost.
       Oli, bitte übernehmen!
       
       17 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR EMtaz Meinung
   DIR Medien
   DIR ZDF
   DIR Oliver Kahn
   DIR Fußball
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR EMtaz Meinung
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR EMtaz Meinung
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR EMtaz: Die ARD und das DFB-Team: An „Manuel“ rangewanzt
       
       Die ARD feiert nach dem Viertelfinale der Deutschen gegen die Italiener
       wieder eine Rekordquote, aber ist damit alles in Butter? Nein.
       
   DIR EMtaz: Kolumne Passivsport: Geht mir nicht auf die Klötze!
       
       Die Bildauswahl der EM-Regisseure ist ein Ärgernis. Es ist Fußball gemacht
       von Leuten, die kein Fußball gucken, für Leute, die kein Fußball gucken.
       
   DIR EMtaz: Kolumne Queering Soccer: Die Missverständnisse des Michael B.
       
       Wenn einstige Sportler am Kommentator*innenmikro sitzen, ist es mit
       distanzierter Analyse nicht weit her. Ihnen geht das Herz über, und wie.
       
   DIR EMtaz: La Kolumne: Vier Iren und ihr Bier
       
       Die Franzosen sind bereits Europameister: im Aussprechen von Verboten.
       Selbst der Alkoholgenuss – mon dieu! – fällt darunter.
       
   DIR EMtaz: Gruppe D: Tschechien – Kroatien: Feuerwerk auf und neben dem Platz
       
       Weil Kroatiens Fans durchdrehen, gibt es über neun Minuten Nachspielzeit.
       Dadurch schaffen die totgesagten Tschechen noch den 2:2-Ausgleich.
       
   DIR EMtaz: Die Gesellschaftkritik: Wie hältst du’s mit der Türkei?
       
       Entscheiden muss man sich eben immer. Also: Türkei oder Deutschland? Beim
       Fußball hört die Freundschaft oftmals auf. Vorurteilt man zumindest.
       
   DIR EMtaz: Die deutsche Offensive enttäuscht: Echte oder falsche Neun?
       
       Die deutschen Angreifer haben gegen Polen nicht viel zustandegebracht.
       Schon bricht eine veraltete Diskussion neu auf. Völlig unnötig.
       
   DIR EMtaz: Unsinn der Schweigeminute: Einfach mal die Fresse halten
       
       Vor dem Frankreich-Spiel war mal wieder Schweigen verordnet. Gehört sich
       halt. Wer hingegen bei der Hymne schweigt, wird gerügt. Was soll das?
       
   DIR EMtaz: Erneut Krawalle bei Russland-Spiel: 36 Festnahmen in Lille
       
       Beim Spiel Russland gegen Slowakei hat es Ausschreitungen gegeben.
       Beteiligt waren aber überwiegend englische Fans. Die Polizei griff hart
       durch.
       
   DIR EMtaz: Gruppe A: Frankreich – Albanien: Nein! Doch! Ooohh!
       
       Französische Drama-Queens: Griezmann und Payet buchten erst in der 90.
       Minute das Last-Minute-Ticket ins Achtelfinale.
       
   DIR EMtaz: Gruppe A: Rumänien – Schweiz: Was geschah mit Marica?
       
       Zwischen Schweizern und Rumänen geht es hin und her und her und hin. Es ist
       spannend, intensiv – aber am Ende bleibt es bei zwei Toren.
       
   DIR EMtaz: Hooligans in Europa: Kodex kaputtgekloppt
       
       Fanforscher beobachten mehr enthemmte Hooligans. Deswegen wundern sie sich
       über den Mangel an Kooperation französischer Behörden.
       
   DIR EMtaz: Gruppe F: Portugal – Island: Ice, Ice, Baby!
       
       Wo liegt eigentlich dieses Island? Das fragte sich Cristiano Ronaldo noch
       vor der Partie. Dann ersangen sich isländische Fans einfach einen Punkt.