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       # taz.de -- EMtaz: Gruppe B: Russland – Slowakei: 80 Minuten russischer Pausentee
       
       > Die Slowakei meldet sich im Turnier zurück, weil Russland nicht begriffen
       > hat, dass man Bälle besser flach nach vorne spielt. 2018 wird düster.
       
   IMG Bild: Wie steht's eigentlich?
       
       Die Startbedingungen: Für beide Mannschaften muss dieses Spiel das
       Konterbier sein nach dem Auftaktkater, damit das noch weitergehen kann mit
       der Eurokirmes. Für die Slowakei, freilich, weil sie den Auftakt gegen
       Wales vertüddelt haben, obwohl sie individuell klar besser waren. Wär das
       Spiel eine Diplomarbeit gewesen, hätte druntergestanden: Inhaltlich sehr
       gut, aber formal verbesserungswürdig.
       
       Währenddessen linst Russland auf die Tribünen in der Hoffnung, dass da
       Reihenhausruhe herrscht. Weil: noch sone Scheiße, Heimreise. Läuft's so wie
       gegen England, wird die Sbornaja auch massig Zeit haben, auf die Ränge zu
       schielen, auf dem Platz machen die alten Herren ja ohnehin nicht viel.
       
       Das Vorurteil: Russland kann nicht wollen, wie es wollen muss, um gekonnt
       gemusst zu haben.
       
       Das Spiel: Ging ganz gut los eigentlich; Russland spielte mit einer
       gewissen ziellos wabernden Gemächlichkeit nach vorne, auf Fehler wartend,
       fremde oder eigene, who knows, während die Slowaken eingerollt wie eine
       Ringelnatter hinten drin standen und warteten, bis sie nach vorne schnellen
       durften.
       
       Und nach einer halben Stunde durften sie dann auch. Ein Pass von Hamsik
       hinter die russische Viererkette, ein eleganter Hüftwackler von Weiss,
       einmal zackrumms ins lange Eck. Genau der Matchplan der Slowaken, die
       offensive Taktikbesprechung davor hat vermutlich nicht länger als vier
       Minuten gedauert.
       
       Russland nahm sich drei Minuten, um sich in aller Gemütlichkeit nochmal zu
       sortieren, Shakov und Golovin besprachen sich bei einem Eckball der
       Slowaken nochmal gemütlich (nawieläufts – ganzgutsoweit), da bekam Hamsik
       den Ball in den Fuß und zackrumms ins lange Eck.
       
       Die zweite Halbzeit lief für Russland zunächst nach dem Motto: Wir
       verwalten den Untergang. Mit der Risikobereitschaft eines regelmäßigen
       Bingoabendbesuchers hangelten sie sich von Ballkontakt zu Ballkontakt,
       immer freudig gar erregt, keinen Fehler produziert zu haben.
       
       Es dauerte bis zur 81. Minute, dass sie sich doch noch dazu entschlossen,
       ansatzweise Fußball zu spielen, spielten sich zur Grundlinie, Flanke auf
       Glushakov, rummszack. Als hätten sie sich plötzlich daran erinnert, wie das
       mit dem Fußball geht, spielten sie ab dann fast alle Bälle flach, drängten
       die Slowakei hinten rein und wurden unglücklicherweise vom Schlusspfiff
       unterbrochen. In der Kabine sangen sie dann: We've only just begun, in
       Moll. Ergebnis: Russland 1, Slowakei 2.
       
       Der entscheidende Moment: Neustädter hat es vorher schon gesehen. Kurz
       bevor Skrtel den Ball auf Hamsik ins Mittelfeld spielt, zeigt er noch an:
       da muss wer hin. Skrtel siehts, legt Hamsik den Ball in den Lauf und zwei
       Wimpernschläge später steht es einsnull Slowakei. Gutes Auge, der
       Neustädter, könnte Laptoptrainer werden.
       
       Der Spieler des Spiels: Marek Hamsik selbstverständlich. Ein Tor eine
       Vorlage hat zwar auch Weiss auf seiner Visitenkarte stehen, aber beim Tor
       stand Weiss zweieinhalb Meter näher am Tor, das gibt einen halben Punkt
       Abzug in der B-Note.
       
       Die Pfeife des Spiels: Leonid Slutskiy. Irgendwer hätte der russischen
       Mannschaft ja sagen müssen, dass so ein Spiel mit Anpfiff beginnt.
       
       Das Urteil: Die Slowakei dominiert die Spiele dann, wenn sie sie nicht
       machen müssen. Das sind ganz gute Aussichten für die nächste Partie gegen
       England. Dann macht nämlich England das Spiel und die Slowakei die Tore.
       Und: Wenn Russland 2018 was reißen will, müssen sie noch mindestens vier
       Brasilianer einbürgern, zwei Kettenhunde und vielleicht auch ein Pferd.
       
       15 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frederic Valin
       
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