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       # taz.de -- Veranstaltungen als neuer Facebook-Hype: „Meditatives Sacksniffen mit Jogi“
       
       > Seit gut zwei Wochen kursieren merkwürdige Veranstaltungen bei Facebook.
       > Ein Trend, den einige liken und andere melden.
       
   IMG Bild: So oder „nicht so schmierig“ könnte es aussehen, wenn einer der fünf „Geschäftsmänner“ beim „3. Dettelbacher Fettenbowling“ auftaucht
       
       Wer seine Facebook-Timeline durchforstet, findet seit kurzem immer wieder
       skurrile Veranstaltungen: Ein Freund ist an dem Event [1][„Mittagstisch für
       Ramadanschummler“] interessiert, der andere will zum [2][„Friteusenfett
       Zubereitungskurs“] und noch ein anderer ruft dazu auf, gemeinsam zum
       [3][„meditativen Sacksniffen mit Jogi Löw“] zu gehen.
       
       Wenn man diese Freunde fragt, was das Ganze eigentlich soll, haben sie
       selbst nicht wirklich eine Antwort darauf. Die meisten waren zuerst
       irritiert und dann amüsiert. Einer sagt, es erinnere ihn an diese
       „Spruchgruppen von schülerVZ damals“, die den anderen zeigen sollten, wie
       lustig und tiefgründig man doch sei.
       
       Die Veranstaltungsorte dieser Seminare und Kurse sind manchmal so präzise
       wie die Montageanleitungen der meisten Möbelhäuser, manchmal aber auch
       richtig verlinkt – mit blau markierten Worten, die zu einem Standort in
       Google-Maps führen. Und genau diese – wahrscheinlich zu präzisen –
       Veranstaltungsorte, könnten den Veranstaltern Probleme bereiten.
       
       [4][„Die nicht so schmierige Veranstaltungsfirma“] nennen sich die fünf
       Studenten, die für den Hype verantwortlich sind und irgendwas mit Medien,
       Politik und Geld studieren, wie sie der taz per Mail erzählen. Auf ihrer
       Facebook-Seite betiteln sie sich selbst ganz bescheiden als „der beste
       Facebookhype seit der Flüchtlingskrise!“.
       
       Ihr Facebook-Auftritt hat mittlerweile über 25.000 Likes, bei einigen ihrer
       Veranstaltungen haben 60.000 Menschen den „Interessiert“-Button gedrückt,
       27.000 den für Zusagen. Zugegeben: Das ist eine große Reichweite für eine
       „Firma“, die erst am 1. Juni gegründet wurde. Daher wohl auch die
       Bescheidenheit.
       
       Ärger im Hype-Paradies |
       
       In dieser Woche gab es allerdings Ärger im Hype-Paradies, [5][wie der
       Tagesspiegel berichtet.] Das Event „Taschendiebstahl leicht gemacht“ sollte
       im Berliner Jugendzentrum „Die Pumpe“ stattfinden, wo auch einige
       Flüchtlinge leben. Die Betreiberin sagte dem Tagesspiegel, dass „sie sich
       Sorgen um einen möglichen Aufmarsch vor einer Unterkunft minderjähriger
       Flüchtlinge“ mache und sich deshalb „Unmut und Unverständnis“ ausgebreitet
       hätte.
       
       Die fünf Studenten versicherten der taz, dass sie „ab jetzt nur noch bei
       unschuldigen Veranstaltungen echte Locations“ verlinken oder „auf
       öffentliche Plätze“ zurückgreifen würden. Denn im Fall vom Jugendzentrum
       „Die Pumpe“ sei „in der Tat alles etwas ungünstig gelaufen“.
       
       „Die Pumpe“, ist allerdings nicht die einzige Einrichtung, der die
       Veranstaltungen der „nicht so schmierigen Veranstaltungsfirma“ Sorgen
       bereiten. Auch die [6][Freiwillige Feuerwehr Eibelstadt] distanziert sich
       auf ihrer Facebookseite von der Veranstaltung „Toast Hawaii Sonntag der
       freiwilligen Feuerwehr Eibelstadt“ und hat diese bereits gemeldet. Zur taz
       sagen die Studenten von der „Firma“ dazu nur so viel: „Wir würden der
       Freiwilligen Feuerwehr Eibelstadt natürlich beim Toast Hawaii Sonntag unter
       die Arme greifen.“
       
       ## Die Pseudo-Dokumentation „Project X“
       
       Öffentliche Facebook-Veranstaltungen haben allerdings nicht erst seit der
       Pseudo-Dokumentation „Project X“ Nachahmer gefunden, in der drei Jungs eine
       Party schmeißen, die mit brennenden Häusern und einem Mercedes im Pool
       endet. Es ist also verständlich, dass sich Institutionen wehren, in denen
       eine der „nicht so schmierigen“-Veranstaltungen stattfinden sollen.
       
       Die Macher der „nicht so schmierigen Veranstaltung“ haben keine Angst
       davor, dass eines ihrer Events „Project X“-mäßig eskalieren könnte. Denn
       sie sind sich sicher, dass ihr „Klientel kultiviert genug ist, um alles
       sauber zu halten und auch bei Bedarf vor dem Betreten der Location die
       Schuhe auszuziehen“.
       
       Und dieser Glaube an die Facebook-Community dürfte auch die unfreiwilligen
       Austräger einiger Veranstaltungen etwas beruhigen. Denn die Menschen, die
       auf Zusagen drücken, sind hoffentlich wirklich „kultiviert genug“, um das
       „Geschäftsmodell“ der fünf Studenten zu verstehen und die Veranstaltungen
       vor allem da zu zelebrieren, wo sie die meisten Menschen erreichen – und wo
       es sogar egal ist, ob sie ihre Schuhe nun an haben oder nicht: auf der
       Facebook-Timeline ihrer Freunde.
       
       16 Jun 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.facebook.com/events/253134771720564/
   DIR [2] https://www.facebook.com/events/1699526656982886/
   DIR [3] https://www.facebook.com/events/1562845360677857/
   DIR [4] https://www.facebook.com/nichtschmierig/
   DIR [5] http://www.tagesspiegel.de/berlin/fake-event-in-berliner-unterkunft-facebook-scherz-beunruhigt-fluechtlinge/13729288.html
   DIR [6] https://www.facebook.com/Freiwillige-Feuerwehr-Eibelstadt-148879681878093/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michelle Sensel
       
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       Nein, wie traurig! SchülerVZ, das beliebte soziale Netzwerk für jung und
       ganz jung, macht Ende April dicht. Dabei stand es doch kurz vom Schulalter.