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       # taz.de -- EMtaz: Nordirland ist im Achtelfinale: Die Fans verlängern ihren Urlaub
       
       > Das Weiterkommen überrascht nicht nur die Anhänger. Von einer Akzeptanz
       > durch beide Teile der Bevölkerung ist Nordirlands Team noch weit
       > entfernt.
       
   IMG Bild: Gehen in die Verlängerung: nordirische Fans beim Spiel gegen Deutschland
       
       Reine Zeitverschwendung. Da zieht man sich fast zwei Wochen lang täglich
       Fußballspiele rein, und am Ende werden gerade mal acht Mannschaften nach
       Hause geschickt. Und die Nordiren sind nicht mal dabei. Wie sind die
       überhaupt nach Frankreich gekommen? Es war das Losglück, das ihnen eine
       kinderleichte Qualifikationsgruppe beschert hatte.
       
       Es war Thomas Müller, der ihnen das Weitermachen ermöglicht hat. Der
       Bayern-Spieler versiebte rekordverdächtig viele Chancen. Die 40.000
       nordirischen Fans, die mitgereist sind, haben am Dienstag ihre Flüge
       umgebucht, denn sie hatten vermutlich mit einem Ausscheiden nach der
       Gruppenphase gerechnet.
       
       Es sind im Gegensatz zu den Landsleuten im Süden der Insel nicht unbedingt
       nette Fans. Der nordirische Fußballverband versucht zwar mit seiner
       Initiative „Fußball für alle“ den miesen Ruf loszuwerden, aber es ist noch
       ein weiter Weg, bis das Team von beiden Teilen der Bevölkerung akzeptiert
       wird.
       
       71 Prozent der nordirischen Bevölkerung unterstützen das Team, verkündete
       der Verband stolz. So wenig das klingt, so erstaunlich viel ist es. Noch
       vor wenigen Jahren war lediglich der protestantische Bevölkerungsteil an
       den Fußballern interessiert.
       
       ## Länderspezifische Hymnen
       
       Das Stadion, der Windsor Park, liegt im Village, dem Stadtteil in Belfast,
       in dem protestantische Terrororganisationen herrschen. Um ins Stadion zu
       gelangen, mussten die Fans durch kleine Gassen mit anti-katholischen
       Wandmalereien gehen. Der Windsor Park ist das Stadion des FC Linfield, der
       katholische Spieler verbannt hatte, bis die Uefa ihn zum Umdenken zwang.
       
       Schottland, Wales und demnächst auch England haben sich länderspezifische
       Hymnen zugelegt, die vor den Spielen der jeweiligen Nationalmannschaft
       gesungen werden. Lediglich Nordirland hält immer noch an „God Save the
       Queen“ fest, der Hymne des Vereinigten Königreichs, die knapp die Hälfte
       der nordirischen Bevölkerung ausgrenzt.
       
       Neil Lennon, einer der besten nordirischen Fußballer in diesem Jahrhundert,
       beendete seine internationale Karriere, kaum dass sie begonnen hatte,
       nachdem ihm und seiner Familie mit Mord gedroht wurde. Sein Verbrechen: Er
       spielte für Celtic Glasgow, den Verein, den die meisten katholischen Iren
       unterstützen. Die Programmhefte für Länderspiele enthalten stets den Appell
       an die Fans, doch bitte nicht die eigenen Spieler auszupfeifen.
       
       Nur einer hat es geschafft, von beiden Seiten gleichermaßen respektiert zu
       werden: George Best, der erste Popstar des Fußballs. Er habe sein Geld für
       Alkohol, Blondinen und schnelle Autos ausgegeben, hat er am Ende seiner
       Karriere gesagt. „Und den Rest habe ich einfach verprasst.“ Man hat den
       Belfaster Flughafen nach ihm benannt. Das macht Hoffnung.
       
       22 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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