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       # taz.de -- EMtaz: La Kolumne: Big Business an der Basis
       
       > Die Kommerzialisierung des Fußballs hat die Fans längst erreicht. Für 50
       > Euro werden EM-Tickets im Netz angeboten – allerdings von alten Spielen.
       
   IMG Bild: Wer will ein EM-Ticket?
       
       Kürzlich zwischen Marseille und Lyon: Auf den ersten Blick steigt da nur
       eine ganz gewöhnliche kleine Gruppe deutscher Fans in den Zug ein. Zu
       erkennen an den typischen Fanutensilien. Mützen, Trikots mit dem Adler, das
       Übliche eben.
       
       Im Nu aber verwandeln sie den Großraumwagen in ein mobiles Büro. Sie zücken
       ihre Mobiltelefone, legen Mappen und Briefumschläge mit Dutzenden von
       Eintrittskarten vor sich auf den kleinen Klapptischchen ab. Von einem
       albanischen Mittelsmann auf dem Schwarzmarkt in Lyon ist die Rede. Und in
       einer Art Minikonferenz wird kurz die Strategie besprochen. Mit welchem
       Gebot will man für den Kartenverkauf in die Verhandlungen gehen, welcher
       Ertrag muss am Ende in jedem Fall herausspringen. Was tun, wen Szenario B
       oder C eintritt.
       
       Man merkt sofort, hier sind Profis am Werk. Über Internetbörsen sind sie an
       den begehrten Stoff gekommen, den sie nun verticken. Sie verfügen über
       Kontaktpersonen und Netzwerke.
       
       Diese Europameisterschaft ist ein Riesengeschäft. Allein die Uefa hat
       bereits bei ihrem letzten Turnier 1,4 Milliarden Euro eingenommen. Es gibt
       viele Profiteure. Sportartikelhersteller, Hotels, die Gastronomie. Die
       Erlöse fließen bis in die kleinsten Verästelungen.
       
       Wie sich aber selbst Fans erfolgreich an dieser Geldmaschine bedienen, ist
       mir so plastisch noch nie vorgeführt worden. Sogar bei der Resteverwertung
       beweisen diese Handelsreisenden ihr goldenes Händchen. Alte Eintrittskarten
       werden versteigert. „Ich stell die Tickets vom Spiel England gegen Wales
       für 50 Euro ins Netz, für die Hälfte wird schon einer zugreifen“, erklärt
       einer. Die Kommerzialisierung des Fußballs treibt immer absurdere Blüten.
       
       „Hoffentlich werden wir hier nicht beschissen“, sagt einer kurz vor dem
       Ausstieg in Lyon. „So wie wir die anderen bescheißen?“, entgegnet lachend
       ein anderer. Die Geschäftsprinzipien der Uefa sind an der Basis angekommen.
       
       24 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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