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       # taz.de -- Colorado streitet um Cannabis-Clubs: Legalisierung ja, aber
       
       > Der US-Staat Colorado hat den Verkauf von Marihuana erlaubt. Nun gibt es
       > Streit: Die Droge darf gekauft, aber nicht offen konsumiert werden.
       
   IMG Bild: Kaufen geht, aber wo soll man das Zeug rauchen?
       
       Denver ap | Die Legalisierung von Marihuana hat in Colorado große
       Verwirrung gestiftet: Denn Besucher können die Droge zwar kaufen, aber
       nicht öffentlich konsumieren. Auch nicht in einem Mietwagen, und in kaum
       einem Hotelzimmer. Das führt dazu, dass die Leute ihre Joints auf dem
       Gehweg rauchen, in den Parks und den Gassen hinter Bars und Restaurants –
       was weder Befürwortern noch Gegnern gefällt.
       
       Und weil der öffentliche Konsum nach wie vor verboten ist, setzt es
       reihenweise Strafen. Als 2014 der Cannabis-Verkauf zum Freizeitkonsum
       erstmals legal war, verschickte die Polizei fast 800 Vorladungen in die
       Hauptstadt Denver aber auch in Bergorte wie Aspen und Breckenridge – wegen
       des neuen Delikts des öffentlichen Konsums.
       
       Manche Legalisierungsbefürworter glauben, eine Lösung gefunden zu haben:
       Private Kiffer-Clubs, in denen Marihuana unbehelligt in geselliger Runde
       geraucht werden darf. Kommen genügend Unterschriften zusammen, dürften die
       Wähler in Denver im November darüber abstimmen, ob solche Clubs dort
       ausdrücklich genehmigt werden. Es wäre die bisher bevölkerungsreichste
       Stadt der USA mit legalen Kiffer-Lounges.
       
       „Die Leute brauchen einen Ort, wo sie hingehen können“, sagt Teresa Wright
       aus dem Vorort Lafayette, die vor kurzem in Denver Unterschriften für den
       Bürgerentscheid sammelte. „Überall sieht man Leute Alkohol konsumieren, in
       Gesellschaft, zur Entspannung. Aber Marihuana nicht“, sagt Wright. „Wir
       haben auch das Recht auf einen Ort. Es ist legal.“
       
       ## Flickwerk an Vorschriften
       
       Doch anscheinend sind solche „Pot-Clubs“ schwerer durchzusetzen als die
       Legalisierung der Droge selbst. Denn die Gesetzesänderung zur Legalisierung
       von Cannabis beinhaltet nicht das Recht zum „offenen oder öffentlichen“
       Konsum – ein Zugeständnis an die Kritiker, die eine explosionsartige
       Vermehrung von Rauch-Clubs wie in Amsterdam befürchteten. Gleichzeitig
       verbietet die Verfassung von Colorado den Konsum in der Öffentlichkeit
       jedoch auch nicht, was ein verwirrendes Flickwerk kommunaler Vorschriften
       über solche Lounges zur Folge hat.
       
       In Denver und Colorado Springs gibt es solche Clubs, doch werden sie im
       Untergrund betrieben und sind gelegentlich Ziel von Polizeirazzien. In der
       Kleinstadt Nederland im Norden des Bundesstaates gibt es einen lizenzierten
       Club. Im Bezirk Pueblo County im Süden Colorados sind Cannabis-Clubs
       erlaubt – nur existieren dort keine.
       
       Im Vorort Englewood in Denver ist die Lage noch komplizierter: Dort kam die
       Konzession der Stadt für einen Marihuana-Club offensichtlich so
       überraschend für die Stadträte, dass sie mit sieben zu null gegen weitere
       „Pot-Clubs“ stimmten.
       
       Auch in anderen Bundesstaaten mit legalem Cannabis-Konsum gibt es keine
       lizenzierten Clubs. Zwar stimmte die Aufsichtsbehörde für Marihuana in
       Alaska 2015 für die Aufhebung eines ausdrücklichen Verbots der Clubs, doch
       ob es erlaubt sein soll, die Droge in bestimmten Marihuana-Läden zu
       konsumieren, wurde noch nicht abschließend entschieden.
       
       Der Streit um die Cannabis-Lounges spiegelt die Ängste angesichts der
       Legalisierung der Droge wider. Gesetzeshüter fürchten, die Clubs könnten
       die Sicherheit im Straßenverkehr beeinträchtigen, obwohl es für einen
       Zusammenhang zwischen den existierenden Untergrund-Clubs und Unfällen oder
       Kriminalität keine Beweise gibt.
       
       ## Bürgerentscheid für Lounges
       
       „Es gibt kein vernünftiges Regulierungsmodell, wie diese Clubs aussehen
       sollten“, erklärt der Demokrat Jonathan Singer, der für Colorado im
       US-Repräsentantenhaus sitzt. Singer wollte einen Gesetzesentwurf vorlegen,
       doch er gab das Vorhaben auf, nachdem Polizei, Marihuana-Branche,
       Aufsichtsbehörden und sogar Bars und Restaurants sich nicht auf ein Modell
       einigen konnten.
       
       Andere befürchten, dass in solchen Clubs Minderjährige zum ersten Joint
       verführt werden könnten. „Es ist eine Tatsache, dass Marihuana nun überall
       in der Stadt präsent ist“, klagt die 77-jährige Sara Epstein. Sie hat Angst
       um ihre Enkelkinder: „Es ist so leicht zu bekommen. Warum brauchen sie
       Clubs? Das wird den Kindern nur zeigen, dass es noch einfacher zu
       beschaffen ist. Das ist das falsche Signal.“
       
       Doch nach Ansicht der Befürworter sollten Skeptiker solche Lounges gerade
       deshalb begrüßen. „Sie wollen es nicht ständig vor Augen haben? Super –
       dann müssen wir es von der Straße kriegen“, sagt Jordan Person von der
       Initiative Denver NORML. „Dadurch werden nicht mehr Leute high auf den
       Straßen rumfahren. Sie sind da schon, wahrscheinlich fahren sie, während
       sie es rauchen. Also lieber in den Clubs.“
       
       Noch bis Mitte August haben Persons Leute Zeit, rund 5.000 Unterschriften
       für den Bürgerentscheid zu sammeln, der dann im November in Denver
       stattfände. Vor vier Jahren stimmte der Bezirk Denver mit fast zwei
       Dritteln für die Legalisierung.
       
       „Für mich geht es um die persönliche Freiheit“, sagt Aktivistin Wright.
       „Wir wollen niemandem weh tun. Die Leute wollen es nur nicht riechen, wie
       beim Zigarettenrauch. Also ist es sinnvoll, einen Ort zu haben, wo wir mit
       anderen Erwachsenen Cannabis genießen können.“
       
       25 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kristen Wyatt
       
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